"Die haben die Ruhe weg!" sagte unser Guide auf La Gomera als vor unserem Kleinbus ein haltender PKW auftauchte, aus dem heraus sich eine Frau mit einer anderen Frau am Straßenrand unterhielt. "Hupen bringt da nichts, da hilft nur Warten. Auf La Gomera gehen die Uhren anders." meinte er weiter. Es dauert schon einige Minuten bis die Beiden ihr Gespräch beendeten. Ein ähnliche Erfahrung machten meine Frau und ich dann auch auf unserer Urlaubsinsel Teneriffa: Wir waren nach einer längeren Wanderung im Hochgebirge hungrig und durstig. Im Bergrestaurant - in dem nicht viel los war - unterhielten sich die Bedienungen aber erst einmal weiter mit den Stammgästen, bevor sie uns überhaupt zur Kenntnis nahmen, Essen und Getränke kamen dann zwar recht zügig. Aber das Bezahlen dauert dann wieder nach unserem Empfinden endlos. Die Bedienungen verschwanden immer mal in irgendwelchen Nebenräumen, unterhielten sich dann wieder entspannt mit den Gästen an der Theke, bis wir irgendwann endlich zahlen konnten. Wir hatten ja im Urlaub eigentlich viel Zeit, trotzdem wurden wir unruhig. Warum eigentlich? Eigentlich sollte mich die Achtsamkeit doch lehren auch Zeit zu haben, die Ruhe weg zu haben. Ich glaube, da brauche ich in und für solchen Situationen noch sehr viel Training in der Achtsamkeit.
Beim Fotografieren fiel mir dagegen etwas ganz anderes auf. Ich machte deutlich weniger Bilder als sonst in 14 Tagen Urlaub, aber nicht weil wir nichts erlebt hätten. Im Gegenteil, es gab durch die so vollkommen unterschiedlichen Landschaften auf Teneriffa so viele Motive, dass man ständig hätte stehenbleiben können, um zu fotografieren. Ich stellte fest, dass ich irgendwie fast in meine analoge Fotografierweise zurückfiel, die eigentlich schon einen achtsame war - ohne dass ich das damals wusste. Bedingt durch die Film- und Entwicklungskosten hatte ich mir damals eine Grenze von einem Film pro Tag gesetzt, also 36 Bildern. Da hieß es sehr genau zu überlegen, ob sich ein Bild wirklich lohnt. Blindes Drauflos-Knipsen wurde zu teuer. Aus diesen Bilder, besser gesagt waren es Dias, wurde dann noch einmal gnadenlos ausssortiert. Mindestens ein Drittel wurde weggeworfen.
Zu Beginn meiner digitalen Zeiten war ich schon zweimal auf Teneriffa und habe damals sehr viel wirklich nur "geknipst", vermutlich war das die neue große "Fotografierfreiheit". Hinterher habe ich vermutlich auch nicht so stark aussortiert. Speicherplatz ist ja kein Problem. Jetzt nach ca. 10 Jahren habe ich mir vor dem jetzigen Urlaub diese vielen Bilder noch einmal angeschaut und festgestellt, dass sie z. T. nach meinen heutigen Maßstäben recht schlecht waren und ich habe auch recht viele gelöscht.
Dieses Mal habe ich eindeutig erheblich weniger Bilder in den 14 Tagen gemacht. Ich lade die Bilder jetzt gerade auf meinen PC und bin auf die erste Sichtung nachher sehr gespannt und werde natürlich in den nächsten Tage auch noch kräftig aussortieren. In diesem Urlaub habe - irgendwie unbewusst - ich sehr bewusst, vielleicht auch wirklich sehr achtsam, fotografiert - im Wissen, dass ich diese genialen Landschaften so doch nicht festhalten kann. Sie sollen eher vor meinem inneren Auge erhalten bleiben. Die Bilder - oft in Form von Details - sind eher Gedankenstützen für das innere Auge. Ich habe mit Genuss fotografiert, aber auch die Muse gehabt mit Genuss die Landschaft anzuschauen.
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