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Fotografische Begegnungen

Letzte Woche habe ich an zwei Abenden Menschen getroffen, die sich intensiv auf die Fotografie eingelassen haben. Es waren höchst spannende Begegnungen, die für mich auch sehr viel mit Achtsamkeit zu tun hatten - und mich mal wieder in meiner intensiven Beschäftigung damit bestätigten. 

Am Donnerstag erlebte ich beim Stammtisch der Fotofreunde Fulda/Rhön (http://www.fotofreunde-fulda-rhoen.de/)  den Fotografen, Künstler und Edeldrucker Andreas Emmel. Schon beim Aufbau seiner selbstgebauten riesigen Lochkamera (Filmformat 11x14 Zoll) berichtete er so intensiv und spannend von seinem Hobby, dass er uns alle in seinen Bann zog. Wenn er mit dieser Kamera unterwegs ist, spürt er die Entschleunigung pur. Bestenfalls zwei Aufnahmen schafft er wegen der langen Belichtungszeit pro Tag. Aufbau und exakte Ausrichtung, intensive Motivauswahl verstärken diese Erfahrung des bewussten Fotografierens, die für mich sehr viel mit Achtsamkeit zu tun hat. Die Bildfläche will gestaltet werden, er nutzt daher auch statt des Begriffs "Sucher" lieber den englischen Ausdruck dafür: "Finder". Nicht ein kurzer Blick durch den Sucher und die schnelle Kontrolle auf dem Display, vielleicht verbunden mit dem sofortigen Löschen ist bei ihm Fotografie, sondern die  bewusste tiefe und intensive Auseinandersetzung mit dem Motiv, das ist sein eindrucksvoller Weg. Die Resultate, von denen er uns eine ganze Reihe zeigte, sind faszinierend. Entwicklung und Belichtung incl. alter Druckverfahren wie dem Gummidruck macht er ebenfalls alles selbst. 24 Stunden pro Bild sind bei diesen Druckverfahren ein enormer Zeiteinsatz, den er aber auch unter dem Aspekt der Entschleunigung sieht. Die Ergebnisse sind nicht einfach nur Fotografien, sie sind faszinierende  Kunstwerke. Seine Webseite zeigt einiges davon (http://www.andreas-emmel.de/). 

Die zweite Begegnung war das Hörertreffen zum zehnjährigen Bestehen des Fotopodcasts (https://fotopodcast.de/)  in Fulda. Ich habe ihn ja  schon mehrfach als den m. E. besten Podcast zur Fotografie bezeichnet und höre ihn auch regelmäßig. Daher bin ich gerne der Einladung gefolgt. Nach dem Treffen in einem integrativen oder besser inklusiven  Cafe und einem kurzen Stadtrundgang, der die Auswärtigen mit Fulda bekannt machen sollte, gab es eine Challenge, bei der jede/jeder drei fotografische Aufgaben bearbeiten sollte, für die jeweils genau 15 Minuten Zeit waren. Da man oft auf Mithilfe Fuldaer Bürger angewiesen war, war das natürlich eine kontaktfreudige Angelegenheit, die auch einen gewissen Mut erforderte. Resultate sollten nur drei Bilder im entsprechenden zeitlichen Segment sein. Meine schwierigste Aufgabe war auch gleich die erste: "Das bunte Treiben auf dem Platz der Universität ist dein Motto". Jetzt kenne ich ja den Uniplatz in Fulda sehr gut, und meist geht es da sehr lebhaft und auch bunt zu - an diesem trüben Freitag aber war wenig los und die Menschen waren eher grau und trist gekleidet. Ich tigerte daher eine ganze Weile auf dem Platz herum, versuchte mich an einem Blumenladen und auch an den Schaufenstern, aber das war es nicht. Gegen Ende der 15 Minuten betrat jetzt zu meinem Glück eine bunt gekleidete Frauengruppe den Platz, mein Motiv war da. Beim genaueren Betrachten der Aufnahme musste ich aber dann leider feststellen, dass das Bild doch leicht unscharf war. Zuviel Hektik, zuwenig Achtsamkeit! Mein zweit"bestes" Bild musste dann herhalten. Es war auf jeden Fall wieder mal sehr spannende Erfahrung, sich 15 Minuten auf ein Thema einzulassen und möglichst das Beste daraus zu machen. Mit solchen Aufgaben lässt sich auch die Achtsamkeit sehr gut schulen, auch wenn ich eine Negativerfahrung gemacht habe. Aber aufs Werten soll man ja bei der Achtsamkeit verzichten. Nach dem anschließenden Treffen in einem Brauhaus und einem ersten Bier, ging es dann ins Fotopodcaststudio, wo wir bei Gegrilltem und kühlen Getränken noch einige Stunden zusammensaßen. Hauptgesprächsthema war natürlich die Fotografie. Aus Fremden wurden hier ganz schnell Freunde. Es waren wunderbare Stunden, für die ich hier den Fotopodcastern noch einmal danken will. Ich bleibe euch weiterhin treu und freue mich schon auf neue Folgen. 

Natürlich gibt es nicht in jeder Woche solche intensiven Begegnungen und Erfahrungen, aber von diesen beiden werde ich noch lange zehren.
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Das Bild ist beim Stadtrundgang mit den Fotopodcastern entstanden.