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Auf dem Holzweg - Eine achtsame Erfahrung

Nach längerer Zeit war ich heute mal wieder im Moor, genauer gesagt im Schwarzen Moor in der bayrischen Rhön. In der hessischen Rhön gibt es auch noch das Rote Moor. Früher konnte man ja die Farbbezeichnung an der Couleur der jeweiligen Landesregierung festmachen: Hessen war lange rot, Bayern schon immer schwarz.

Trotz des bewölkten und wechselhaften Wetters war im Moor recht viel los. Sehr achtsam musste man auf dem Bohlenpfad sein, der auf 2,3 km Länge durchs Moor führt. Allerdings nicht aus Angst davor ins Moor zu fallen, das sowieso recht ausgetrocknet wirkte, sondern weil der Bohlenpfad sehr stark gelitten hat. Bei fast jedem Schritt droht man zu stolpern. Ich hatte ihn doch wesentlich besser in Erinnerung. Rollstuhlfahrer werden inzwischen auch schon am Anfang vor dem Zustand des Weges gewarnt. Früher wurde er als rollstuhlgeeignet bezeichnet und beworben. Mit einem befreundeten Rollstuhlfahrer bin ich den Weg auch vor einigen Jahren noch gegangen.

Achtsam bei jedem Schritt, achtsames Gehen aus der Not heraus - das war doch recht ungewohnt, aber irgendwie auch spannend und interessant. Die volle Konzentration liegt auf dem "Holzweg". Die ausgewaschenen alten Holzbohlen haben interessante Strukturen. Wenn mich Makro interessieren würde, könnte ich jede einzelne intensiv fotografieren. Risse, Spalten, Löcher, fantasieanregende Maserungen, die das harte Wetter der Rhön im Laufe der Jahre herausgearbeitet hat - irgendwie wirkt das auch beruhigend. Mein Blick bleibt beim Laufen konsequent auf dem Boden.

Den Blick ins abwechslungsreiche Moor, in die interessante Moorlandschaft mit den verkrüppelten Kiefern, den kleinen Birkenwäldchen, den ausgetrockneten Mooraugen gönne ich mir nur beim Stehenbleiben. Hier fotografiere ich auch, merke dabei den ständigen Wetterwechsel von Sonne und Wolken, spüre den Unterschied in der Temperatur, könnte ständig meine Jacke aus- und anziehen.

 

Beim Weitergehen immer wieder fest den Blick auf die unebenen Bohlen gerichtet, bin ich irgendwie dann doch sehr bei mir, sehr achtsam. Die wenigen Bilder, die ich heute mit nach Hause bringen, sind sehr bewusst beim Stehenbleiben entstanden. So habe ich das Moor, den Bohlenweg, noch nie erlebt. Eine interessante und im wahrsten Sinne des Wortes achtsamkeitsfördernde Erfahrung war es schon. Der schlechte Zustand des Weges hatte auch mal was, aber ich hoffe doch auf eine baldige Renovierung.