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Augsburg und die Magie des Wassers

Vor einigen Tagen war ich mit unserem Freundeskreis in der alten Fuggerstadt Augsburg. Natürlich spielten die Fugger da schon eine bedeutende Rolle. Die Fuggerei als sehr frühe Form von Sozialwohnungsbau hat uns alle sehr beeindruckt. Das Fuggersche Bankgebäude zeigt sehr deutlich die Macht dieser Familie in der Geschichte, die Höfe des Ensembles wirken so herrlich südländisch. Leider war der Damenhof tagsüber geschlossen. 

Tief berührt und ergriffen hat mich die nach einer Renovierung vor einigen Jahren so wunderschön schlicht gehaltene Moritzkirche (https://www.moritzkirche.de/kirche-st-moritz). Die einladende große Christusfigur anstelle des sonst so oft dominierenden Kreuzes im Chorraum dominiert den Kirchenraum und wirkt mit ihren offen Armen. 

Das Museum der Augsburger Puppenkiste (http://www.augsburger-puppenkiste.de/)  weckte sehr schöne alte  Kindheitserinnerungen. Jim Knopf und Lukas, König Alfons der Viertelvorzwölfte, Frau Waas, das Urmel aus dem Eis, die Blechbüchsenarmee und so viele andere Bekannte trifft man dort und kann sich kaum von ihnen trennen. es war eine wunderschöne Stunde dort. 

Das Straßenkünstlerfestival "La Strada" (https://lastrada.augsburg-city.de/), das zufällig an unserem Augsburg-Wochenende stattfand, war eine herrliche Zugabe mit Feuerwerk und Straßenkunst. Besonders fasziniert hat mich die Musik des Trios "Cobario", bei der ich sogar in Augsburg verloren ging. Aber ich habe unser Hotel auch alleine gefunden. Die Musik von Cobario läuft jetzt bei mir schon seit Tagen und erfreut mich immer wieder. Das Liveerlebnis kann sie allerdings nicht wiederbringen. 

Aber was ist Augsburg ohne sein Wasser. Erst vor wenigen Wochen wurde Augsburg mit seinem Wasser zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt (https://wassersystem-augsburg.de/de). Wir haben uns in einer hervorragenden und sehr engagierten Führung intensiv damit beschäftigt. Schon vor Jahrhunderten wurden vom Lech mehrere Kanäle abgespalten und direkt durch die Stadt geführt. Früher haben sie viele Mühlen angetrieben, heute sind es Turbinen zu Stromerzeugung. Ein Kanal - der Vordere Lech -  diente auch zur Kühlung der Schlachtbank, er führt noch heute  unter der sogenannten Stadtmetzg (https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Stadtmetzg) durch und entsorgte früher auch den Abfall. Da viele Häuser direkt an den Kanälen liegen und nur über Brücken erreichbar sind, hat Augsburg vermutlich mehr Brücken als Venedig.
Die Trennung von Trinkwasser und Brauchwasser gibt es in Augsburg schon seit Jahrhunderten, man hat dort sehr früh erkannt, dass sich so Seuchen sehr gut verhindern lassen. Das ist das Besondere und Einmalige an dieser jahrundertealten Wasserversorgung.  So gibt es bis heute eine ganze Reihe von Brunnen mit frischem Trinkwasser, die wir an den heißen Tagen auch gerne nutzten. Wir konnten auch zwei alte Wassertürme und den im Tunnel unter einem der Wassertürme fließenden Vorderen Lech besichtigen. Diese Wassertürme mit höchst interessanten Pumpwerken dienten schon seit dem 15. Jahrhundert über sehr lange Zeit der vorbildlichen Trinkwasserversorgung der Stadt Augsburg. Technik und Bauweise begeisterten uns gleichzeitig. Die historischen Prachtbrunnen in der Maximilianstraße spielen zusätzlich so wunderschön mit dem Wasser und lassen bei genauem Hinschauen so viele Einzelheiten erkennen. Sie lohnen das Verweilen. 

Natürlich kamen auch andere Sehenswürdigkeiten wie die Basilika des Hl. Ulrich und der Hl. Afra, der Barockgarten des Schaezlerpalais, der Goldene Saal im Rathaus oder auch das berühmte Gemälde der Knotenlöserin -ein besonders Marienbild, das auch Papst Franziskus schätzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Knotenl%C3%B6serin) - nicht zu kurz. Augsburg ist schon alleine wegen seiner Wassergeschichte eine Reise wert, aber auch die Stadt begeisterte mich mit ihrem südländischen Flair. Motiv zum Fotografieren gibt es fast endlos, meine Kamera wurde schon wegen des heißen Wetters nicht kalt. 

Aber auch die Biergärten und Brauereien Augsburgs versorgten uns hervorragend mit Speis und Trank, wobei ich als alter Rheinhesse, den es in die Rhön verschlagen hat, eher dem Wein als dem Bier zugeneigt bin. Schließlich waren mein Großvater und mein Schwiegervater Winzer. Ich selbst bin im Weinberg und im Weinkeller "groß geworden" und bin mit allen Arbeiten zur Weinherstellung vertraut. 

Mein Schwiegervater, dem ich einen früheren Blogbeitrag (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdo.com/2017/03/13/die-ruhe-im-alter-oder-die-unbewusste-achtsamkeit/) gewidmet habe, ist vergangene Woche im stolzen Alter von 90 Jahren nach einem erfüllten Leben verstorben. Dennoch erfüllt mich sein Tod mit großer Trauer, ich habe ihn sehr geschätzt und werde ihn auch sehr vermissen. 

P.S.: Das Bild zeigt den Vorderen Lech unter einem der Wassertürme. Die Höhe des Tunnels beträgt ca. 5m.