Heute geht in diesem Beitrag um äußerst wichtige Entscheidungen nicht nur für Fotografinnen und Fotografen. Es geht um Entscheidungen, die in deinem Leben einmal sehr bedeutsam werden
können. Es geht um die Vorsorgevollmacht und um die Patientenverfügung. Das hat dieses Mal weniger mit der Fotografie zu tun (aber sie kommt weiter unten auch noch ins Spiel), sondern mit einer
Form von Achtsamkeit, die jede/jeder für ihr/sein Leben aufbringen sollte. Achtsam sein bedeutet zwar im Hier und Jetzt zu leben, heißt aber nicht die Zukunft vollkommen aus den Augen zu
verlieren. Sie hilft gegen viele Zukunftsängste, die unser Leben belasten können. Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung können auch positiv auf den Blick in die Zukunft wirken. Niemand
beschäftigt sich gerne mit Leiden, Sterben und Tod. Dennoch sollte man im Hinblick darauf einiges regeln, das kann dann den Blick darauf auch befreien. Niemand weiß, wann und wie es sie oder ihn
trifft. Sich Gedanken darüber zu machen und auch die eigenen Überlegungen schriftlich festzuhalten, kann - wenn der Ernstfall eintritt - das Leben lebenswerter machen, so seltsam das jetzt auch
klingt. Man kann damit nicht unbedingt dem Leben mehr Tage geben, aber den Tagen - und das auch gerade bei den letzten Tagen - mehr Leben. Für mich hat das sehr viel mit Achtsamkeit zu
tun, mein Leben ist mir sehr viel wert. Kurz zur Begriffsklärung: Die Vorsorgevollmacht regelt, wer für mich entscheidet, wenn ich dazu nicht mehr fähig bin und die Patientenverfügung hilft
bei diesen bzw. regelt diese Entscheidungen. Die Patientenverfügung auszufüllen setzt schon konkrete Überlegungen und klare Entscheidungen voraus, das kann nicht so auf die Schnelle
geschehen.
Meine Frau und ich haben Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vor einigen Monaten an einem sonnigen Frühlingstag auf einer Bank in unserem Garten ausgefüllt. Wir haben das lange vor uns
hergeschoben, aber uns im Vorfeld immer wieder mal damit beschäftigt. Wir haben die verschiedensten Vordrucke vom Bundesjustizministerium bis hin zur "Christlichen Patientenfügung"
gesammelt und auch zumindest oberflächlich durchgearbeitet, alles nach dem Motte: Sammeln beruhigt schon mal. Vor dem konkreten Ausfüllen, haben wir uns dann die verschiedenen Vordrucke
und Textbausteinen doch intensiver angeschaut und mussten feststellen, dass es da schon sehr deutliche Unterschiede gibt. Die besten und durchdachtesten Vordrucke sind für uns die von der
Deutschen PalliativStiftung (https://www.palliativstiftung.de/publikationen/vorsorgemappe/). Sie sind im
unseren Augen sehr gut durchdacht und so konkret notwendig formuliert. In der Vorsorgevollmacht wird auch das digitale Erbe angesprochen, was wir sonst nirgends gefunden haben.
Auch dieses digitale Erbe wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Das gemeinsame Durchsprechen und Ausfüllen gerade der Patientenverfügung, die ja sehr konkrete Entscheidungen verlangt, hat
uns beiden den Blick in die Zukunft irgendwie doch leichter gemacht.
Vor einigen Tagen haben wir uns dann zusätzlich auch noch einen ausführlichen Vortrag von Dr. Thomas Sitte, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen PalliativStiftung angehört. Dr. Sitte ist
sicherlich einer der Pioniere in der Palliativarbeit in Deutschland. Er hat eine ganze Reihe von Büchern zu dieser Thematik verfasst und scheut auch nicht den Kampf gegen gesetzliche Vorgaben,
die die Palliativarbeit behindern. Er ist eine Arzt, zu dem man Vertrauen haben kann, von seiner Sorte würde ich mir deutlich mehr wünschen. Mit seinem langen Atem (als Marathonläufer) und durch
die sehr gute Vernetzung hat er auch schon einiges erreicht. In seinem Vortrag hat das Thema sehr informativ, aber auch recht unterhaltsam aufbereitet und ins in vielen unserer
Entscheidungen bestärkt. Wir werden uns jetzt aber gerade die Patientenverfügung noch einmal vornehmen und überprüfen.
Bei diesem Vortrag kam dann auch noch die Fotografie ins Spiel. Im Vortragsraum hingen eine Reihe von Bildern aus der Palliativarbeit. Er zeigte im Vortrag auch emotional bewegende Bilder aus Pallitivbetreuung und Hospiz, die uns z. T. sogar zum Lächeln brachten. Außerdem veranstaltet die Deutsche PalliativStiftung seit Jahren regelmäßig einen Fotowettbewerb und gibt auch jedes Jahr einen Kalender heraus mit ausgewählten Bildern aus diesem Wettbewerb. Thematisch haben Wettbewerb und Kalender natürlich sehr viel mit dem Lebensende zu tun. So lautet das Thema des diesjährigen Kalenders: "Bevor ich sterbe, möchte ich ...". Alle bisherigen Kalender mit den sehr sehenswerten Bildern können auch online betrachtet werden: https://www.palliativstiftung.de/publikationen/der-palliativkalender/. Es lohnt sich!
Falls du dich bisher noch nicht mit dieser Thematik beschäftigt hast, kann ich es dir nur empfehlen. Man kann es eigentlich nicht früh genug tun. Es lässt dich wahrscheinlich auch beruhigter in
die doch für uns alle so ungewisse Zukunft schauen.