Neun Fotografinnen und Fotografen der "Fotofreunde Fulda/Rhön" (https://www.fotofreunde-fulda-rhoen.de/) haben sich mal
wieder in eine Großstadt gewagt. Nach Berlin im vergangenen Jahr waren wir jetzt vier Tage in Hamburg. Die Bahn brachte uns relativ pünktlich und ohne Probleme - von einer umgekehrten
Wagenreihung abgesehen - zu unserem Hotel in Altona, das direkt an Bahnsteig 12 lag.
Am Nachmittag machten wir erst einmal St. Pauli und die Reeperbahn unsicher, d. h. wir suchten nach interessanten und spannenden Motiven und fanden auch jede Menge und auch einiges Amüsantes.
Einer aus unserer Gruppe verschwand auch mal für einige Minuten in der Herbertstraße, wir anderen trauten uns nicht ihm zu folgen. Nach lautstarken Rufen kam er endlich wieder, er hatte
"sich nur mal nach den Preisen erkundigt". Danach zog es uns aber doch bald ans Wasser. Gestärkt durch hervorragende Fischbrötchen an Dock 10 spazierten wir an den Landungsbrücken entlang
Richtung Elbphilharmonie. Das imposante Bauwerk bot sich neben vielen anderen immer wieder neu als Fotomotiv an. Nach einer schönen Kaffeepause im Feuerschiff ging's über die neue Hafenpromenade
zurück zur S-Bahn in Richtung Hotel. Der Abend klang mit einem gemütlichen Essen in der "Blauen Blume" - der Name klingt so schön romantisch und wir haben passenderweise das Restaurant auch erst
nach längerer Suche gefunden - und einem Absacker an der Hotelbar mit einer sonderbaren Begegnung, zu der ich hier nicht mehr verraten will, aus.
Nach einem ausgiebigen und sehr guten Frühstück ging's am nächste Morgen zur großen zweistündigen Hafenrundfahrt mit einer kleinen Barkasse. Mit so einem kleinen Schiff (Ein "Schiff" ist es nach
Aussage eines Besatzungsmitglieds, "wenn es eine Toilette an Bord hat, ohne wäre es ein Boot") kommt man bei der Rundfahrt auch in Hafengegenden, die die großen Rundfahrtschiffe nicht anfahren
können. Am Vortag hatten wir uns auch schon nach dem Wasserstand (Ebbe/Flut) erkundigt, damit wir auch durch die Speicherstadt fahren konnten. Die Rundfahrt war einfach fantastisch. Der Kapitän
brachte uns mehrfach hautnah an ganz große Pötte, riesige Containerschiffe. Am hinteren Teil bei der Schiffsschraube fuhr er fast unter die Schiffe. Wir waren danach total durchgefroren, aber
auch alle total begeistert. So sehr, dass ich zeitweise fast das Fotografieren vergessen hatte. Anschließend ging's auf die Aussichtsplattform der Elphi, die Architektur und der phantastische
Ausblick faszinierten mich, wenn nur die vielen Touristen nicht gewesen wären. Ein Konzert oder auch nur die Besichtigung der Konzertsäle war nicht geplant, das habe ich mir aber für die nächste
Hamburgfahrt vorgenommen. Auf der Suche nach einer günstigen Stelle für eine Aufnahme der Elphi, gelangten wir schließlich auf zwei schwankende Pontons, die erstaunlicherweise frei zugänglich
waren. Ein gerade abfahrendes Polizeischiff bot mir auch noch einen guten Vordergrund für mein Bild (Vordergrund macht Bild gesund). Auf diese Weise haben wir die Elphi teils mit der Fähre, teils
zu Fuß umrundet. Nach einem Bummel durch eine Altonaer Mall mit einem interessanten historischen jüdischen Hintergrund und längerem Warten vor der Tür gab's dann das Abendessen bei einem
Griechen in Ottensen mit Uzo en masse.
Am dritten Tag bestaunten wir morgens die Konstruktion des alten Elbtunnels incl. der fotografisch interessanten Treppenkonstruktion. Mit einigen aus der Gruppe lief ich auch durch den Tunnel zum
Aussichtspunkt auf der anderen Seite. Dort boten sich einige interessante und unkonventionelle Motive, z. B. die Elphi über einem Palettenstapel. Anschließend haben wir mit der Fähre 62 eine
Fahrt nach Finkenwerder und zurück gemacht. Das gab bei herrlichem Sonnenschein noch etliche gute Hafenmotive. Einen Zwischenstopp in Övelgönne nutzten wir für eine Kaffeepause, liefen aber auch
zum Sandstrand und bestaunten die alten Schiffe im Museumshafen (https://www.hamburg.de/museumshafen/). Zurück an den
Landungsbrücken fuhren wir mit der Fähre zur Elbphilharmonie bzw. zu dritt fuhren wir sogar noch einmal hin und her, weil sich die Elphi von der Fähre aus so gut fotografieren ließ. Die
Lichtreflektionen auf den gewölbten Glasscheiben ließ das Gebäude immer wieder anders wirken. Z. T. schwankte das Schiff aber recht stark, was ich bei der Belichtungszeit unterschätzt hatte,
einige unscharfe Bilder kann ich aber verschmerzen. Ich habe die Elphi oft genug fotografiert.
Nach einem kurzen Bummel durch die Speicherstadt fuhren die anderen aus der Gruppe ins Hotel um ihre Stative zu holen, sie wollten zur Blauen Stunde und auch danach in der Speicherstadt
fotografieren. Die Bilder, die ich inzwischen gesehen habe, sind auch sehr beeindruckend. Ich entschied mich aber spontan, in der Stadt zu bleiben und die Zeit vor allem der Streetfotografie zu
widmen, die man in der großen Gruppe komm machen kann. Langzeitbelichtungen mit Stativ sind auch nicht so sehr mein Metier. Nach einem Kaffee in einem alten Laden, den wir am Vortag entdeckt
hatten, machte ich mich auf den Weg zu den Kontorhäusern mit einem Stopp in der Katharinenkirche, in der gerade eine Ausstellung von nachdenklich machenden Skulpturen stattfindet. Das Chilehaus
faszinierte mich besonders, ich konnte die letzten Sonnenstrahlen im Innenhof festhalten, war also gerade zum richtigen Zeitpunkt dort. Aber auch die anderen Kontorhäuser beeindruckten mich
durch ihre Architektur und Fassadengestaltung. Mein UWW tat hier gute Dienste. Danach bummelte ich zum Hauptbahnhof, unterwegs natürlich der Streetfotografie frönend. Einige gute Szenen konnte
ich auch festhalten. Im Hauptbahnhof hatte ich mir auch gute Motive vorgestellt, aufgrund eines großen Fußballspiels war er aber total überfüllt von z. T. deutlich angetrunkenen
Fußballfans. Ich war froh als ich mich durch Masse durchgekämpft hatte und endlich in der S-Bahn Richtung Altona saß. Wir trafen uns uns dann wieder alle zu einem späten Abendessen.
Am letzten Tag, einem Sonntag, verzichteten wir auf den Rummel des Fischmarktes und fuhren jetzt noch einmal alle zu den Kontorhäusern, die jetzt im Morgenlicht wieder ganz anders wirkten. Dann
ging's zu Fuß weiter in Richtung Hafencity vorbei an den Deichtorhallen und den Spiegelhäusern. Dort fotografierten wir zuerst unter einer alten Brücke, die den anderen am Vorabend von einem
Hamburger Fotografen empfohlen worden war, ein sehr guter Tipp. Die grafische Wirkung des Brückenunterbaus und Licht und Schatten dank der Sonne boten hervorragend Motive. Zwei U-Bahn-Stationen
in der Nähe beindruckten durch ihre moderne künstlerische Gestaltung, vor allem die Station "Universität" faszinierte uns durch eine Licht- und Ton Installation, die immer zur vollen Stunde
gezeigt wird. Und wir waren genau zur richtigen Zeit dort. Von der Endstation der U4, durch ihre interessante Dachgestaltung sicherlich spannende grafische SW- Bilder ergibt, hat man einen tollen
Blick zum Hafen und zur Elbphilharmonie. Nach einer Kaffeepause im futuristischen Unilever-Haus spazierten wir nochmals zur Elphi und fuhren mit der schon bekannten Fähre zu den Landungsbrücken.
Als wir dort entdeckten, dass am Kreuzfahrtterminal eine Aida angelegt hatte, fuhren wir kurz entschlossen mit der schon bekannten der Fähre 62 direkt an diesem großen Kreuzfahrtschiff vorbei zu
den Docklands und wieder zurück. Dabei entdeckten wir auch noch die Queen Mary 2, die ebenfalls im Hafen angelegt hatte. Zum Abschluss gönnten wir uns trotz langer Schlange an Dock 10 noch einmal
die hervorragenden Fischbrötchen. Dann ging's zurück zum Hotel und zum Zug, der uns nach vier motivreichen Tagen in einer tollen Gemeinschaft wieder gut nach Fulda brachte. Im Zug hatten wir
Hamburger Erinnerungen schwelgend unseren Spaß.
Ich bin immer wieder dankbar vor rund zwei Jahren eine so tolle Fotogruppe gefunden zu haben. Hier gibt es kein Wettrüsten mit dem Kamera Equipment, es werden keine Unterschiede gemacht zwischen
Hobbyfotografen und Semiprofis. Jede/Jeder kann dabei sein, die Gruppe bereichern und auch von ihr profitieren.
Wo blieb aber bei dem Ganzen die Achtsamkeit? Sicherlich war meine Entscheidung am dritten Tag nachmittags allein in der Stadt zu bleiben und mich der Streetfotografie zu widmen, von der
Achtsamkeit geprägt. Das spricht nicht gegen die hervorragende Gemeinschaft, aber irgendwie war das Verlangen nach einigen Stunden Alleinsein, Für-mich-sein, einfach da. Streetfotografie
funktioniert auch schlecht in Gruppen. So waren meine Augen nicht auf alle möglichen Motive eingestellt, sondern die volle Konzentration lag auf interessanten Street-Szenen, das war schon
intensive Achtsamkeit. Mein langjähriges Training hat mir auch in den Hamburger Nächten geholfen, in denen ich sicherlich aufgrund der vielen Eindrücke Einschlafprobleme hatte, wenigsten etwas
Schlaf zu finden und am nächsten Tag einigermaßen ausgeruht zu sein. Wir sind immerhin an jedem Tag rund 10 Kilometer gelaufen.
P. S.: Es hat dieses Mal etwas länger gedauert bis dieser Beitrag hochgeladen wurde. Ich habe einen neuen PC gebraucht, der Umzug vom alten hat doch einige Tage gedauert. Seit gestern läuft
wieder alles und vor allem wesentlich schneller.