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Was kann die Achtsamkeit? Persönliche Erfahrungen

 

 Ich betreibe das Achtsamkeitstraining jetzt schon mehr als 10 Jahre lang. Ich bin dankbar, dass ich es kennenlernen durfte. Mein tiefer Dank geht auch an meine Lehrerin Petra Wolf (http://mbsr-wolf.de/). In meinem Alltag sind zwei achtsamer Übungen täglich fixiert: Das achtsame Frühstücken und eine Atemmeditation bzw. ein Bodyscan. Darüber habe ich in früheren Beiträgen auch schon mehrfach berichtet. Heute geht es mir mal um einen kurzen Blick auf meine Erfahrungen mit der Achtsamkeit in dieser doch schon recht langen Zeit. 

 

Vorweg: Achtsamkeit ist kein Allheilmittel und hat zumindest für mich überhaupt nichts Esoterisches. Leider wird der Begriff der Achtsamkeit heute stark verwässert, um nicht zusagen missbraucht. Es lässt sich auch nicht alles Mögliche mit ihr begründen.  Oft wird der Begriff auch auch sehr oberflächlich genutzt. Persönlich finde ich den englischen Begriff "Mindfullness" sinnvoller.

 

Für mich ist es vor allem das Leben im Jetzt, im gegenwärtigen Moment, was die Achtsamkeit in mir ausmacht. Für mich hilft das gegen Zukunftsängste, die mich doch früher sehr im Griff hatten. Sie hilft mir auch gegen einen vergrämten Rückblick auf die Vergangenheit,  die mir vor allem beruflich z. T. übel mitgespielt hat. All dem trauere ich aber nicht nach, auch das hat mich die Achtsamkeit gelehrt. Ich bin bewusst früher freiwillig in den Ruhestand  gegangen und genieße ihn auch. 

 

Auch die kleinen Achtsamkeitsübungen im Wartezimmer des Zahnarztes, in dem ich jetzt gerade mit Zahnschmerzen sitze, helfen mir gegen die Angst. Vor etlichen Operationen haben mich diese kleinen Atemübungen auch sehr gut und intensiv vorbereitet.

 

Auch Tage, an denen ich mich nicht so wohlfühle  - das kennt ihr sicher auch - hilft sie mir sie so anzunehmen wie sie sind, ohne so ganz im Elend und Selbstmitleid zu verfallen.  Bei meinen immer wiederkehrenden Kopfschmerzattacken hilft sie mir nicht zu verzweifeln, sondern sie bewusst auszuhalten so wie sie sind.

 

Die Achtsamkeit hat mich auch deutlich offener und toleranter gemacht. Auch meine Umgebung hat das festgestellt. Wenn ich früher mich in etwas hineingesteigert habe oder mich über etwas maßlos aufgeregt habe, da kann ich heute recht gut ruhig bleiben.  Notfalls nehme ich einige tiefe und bewusste Atemzüge, das hilft dann schon.

 

 

Sie hilft mir auch meine konkrete Umgebung stärker wahrzunehmen, ihr viel offener zu begegnen. Und genau das ist es, was ich bei meinem großen Hobby,  dem Fotografieren, so positiv verändert wahrnehme. Irgendwie sehe ich mehr, nehme ich mehr wahr. Es gibt mehr Motive, es gibt die anderen Motive, es gibt einfach den anderen Blick. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mich Motive direkt anspringen. Die Wirkung der Achtsamkeit auf meine  Fotografie - oder genauer auf mein Fotografieren kam irgendwie fließend - ich habe es irgendwie und irgendwann bemerkt. Wichtig ist ja vor allem bei der Achtsamkeit, dass man nichts erwarten kann und auch nicht darf. Man lässt sich darauf ein und beobachtet ohne irgendeinen hohen oder konkreten Anspruch. Es hat sich einfach so ergeben.

 

Sicherlich gibt es auch Menschen,  die wenig damit anfangen können, die dann auch schon das 8-Wochentraining zu Beginn nicht durchhalten können. Auch in meinem Kurs waren es nur zwei von ca. zehn Teilnehmenden, die es bis zum Schluss geschafft haben. Wenn  man es aber durchhält und dann dran bleibt, kann die Achtsamkeit eine große Hilfe im Leben und für das Leben sein. Der Weg ist nicht leicht, er erfordert sehr viel Konsequenz und Ausdauer, aber für mich hat er sich gelohnt. Ich hätte die Achtsamkeit liebend gerne viel früher kennengelernt, das hätte mir vielleicht so manches erspart. Aber man soll ja nicht nachtrauern, es bringt auch nichts. 

 

Ich bin froh und dankbar, dass sie mich gefunden hat. Wenn du mehr darüber wissen willst, kannst du mich gerne anschreiben.

 

P.S.: Das heutige Bild ist ein Blick durch eine Eisskulptur auf dem Weihnachtsmarkt in Fulda. Und so nebenbei: Der Zahn ist draußen!