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Mach dein Ding

Gestern wollte ich mir eigentlich "Lindenberg! mach dein Ding" im Kino anschauen, man weiß ja nie wie lange so ein Film hier bei uns in Fulda läuft. Leider kam etwas dazwischen. Jetzt kann man von Udo Lindenberg und seiner Musik natürlich halten, was man will. Er hat auf jeden Fall sein Leben gelebt und lebt es auch noch, und das war nicht immer leicht. Wenn man seinen Lebensweg näher betrachtet, dann war das sicher auch sein Motto: Ich mach mein Ding! Schon das Musical über ihn, das vor Jahren in Berlin lief, hat mich begeistert. Zur Vorbereitung hörte ich mir gestern auch eine ganze Menge Songs von Udo Lindenberg an. Natürlich war auch der Song "Mein Ding" dabei,  der dem neuen Film den Titel gab:

 

"Und Ich mach mein Ding,
egal was die anderen sagen
Ich geh meinen Weg,
ob gerade ob schräg, das ist egal
Ich mach mein Ding
egal was die anderen labern,
Was die Schwachmaten einem so raten,
das ist egal
Ich mach mein Ding"

(https://www.udo-lindenberg.de/mein_ding.60387.htm)

 

Ich blieb dann beim Refrain hängen, der Satz "Ich mach mein Ding" beschäftigte mich. Mache ich auch mein Ding, oder passe ich mich oft dem Mainstream an, weil das einfacher ist. Die Beschäftigung mit der Achtsamkeit ist auf jeden Fall mein Ding! Die Achtsamkeit kann mich auch darauf aufmerksam machen, dass ich mich anpasse, das ich mitlaufe. Das zu ändern ist dann aber schwieriger. 


Ich habe das z. B. an meiner Fotografie bemerkt:   Schon als Jugendlicher habe habe ich damit angefangen, aber  - ehrlich gesagt - einfach mehr oder weniger nur geknipst. Solche geknipsten Bilder habe ich dann auch viele Jahre in der "Fotocommunity"  gezeigt. Irgendwann habe ich dort bemerkt, dass ich dann gute "Kritiken" bekomme, wenn ich auch "schöne Sätze" zu den Bildern anderer Fotografinnen und Fotografen schreibe. Es war wie ein Geben und Nehmen. Manchmal wurde ich sogar regelrecht gedrängt mal etwas zu Bildern zu schreiben, weil ich sonst auch keine "Kritiken" mehr bekommen würde. Oder die der Kommentare wurde genau gegengerechnet. Dennoch habe ich mich lange wohlgefühlt, man wurde ja auch schön gebauchpinselt. Irgendwann habe ich aber bemerkt, dass das Ganze mir für meine fotografische Entwicklung wenig hilft. Es war lediglich ein sehr großer Zeiträuber.

 

Ich wollte und will mich fotografisch weiter entwickeln, mich aber nicht einem bestimmten Geschmack anpassen, sondern auch hier mein Ding machen. Jetzt gibt es natürlich unzählige Fachbücher zu  den verschiedensten Bereichen der Fotografie, ich habe auch etliche gekauft. So richtig weitergeholfen haben sie mir aber nicht  - und das, obwohl ich eigentlich eine große Bücherratte bin. Youtube hat mir auch nicht weitergeholfen und spricht mich immer noch nicht an. Ich brauchte und brauche etwas anderes. Ich brauche Menschen, von denen ich etwas lernen kann, und ich brauche Menschen, mit denen ich mich austauschen kann. Ich brauche konstruktiver Kritik!

Ein großer  Schritt war dann für mich mein allererster Fotoworkshop, den mir meine Frau vor einigen Jahren geschenkt hat: Ein Kurs zur Schwarzweißfotografie in der inzwischen fotografisch bekannten Fotoschule Zingst (https://www.zingst.de/fotoschule-zingst) auf dem Darß. Die Leitern dieses mehrtägigen Workshops Jutta Engelage (https://www.juttaengelage.de/) gab täglich kurze, informative und höchst motivierende Inputs und begleitete uns dezent, aber immer hilfsbereit bei den Fotoexkursionen. Jeden Abend hatten wir dann unsere drei besten Bilder des Tages zu zeigen, die sie sofort kritisch unter die Lupe nahm und daraus äußerst hilfreiche konstruktive Tipps entwickelte, die ich alle sofort annehmen konnte - so gut und passend waren sie.  Dieser Kurs gab meiner Fotografie den richtigen Schub, und ich konnte auch endlich "mein Ding machen", es kamen auch mal Bilder heraus, mit denen ich wirklich zufrieden war. 


Eine weitere große Hilfe über Jahre  hinweg sind die Fürstenecker Fototage (https://www.burg-fuersteneck.de/kursprogramm/fotografie_film/fuerstenecker_foto_tage/20-32701/), an denen ich in diesem Jahr immerhin zum 9. Mal teilnehme  und die ich hier im Blog schon oft erwähnt habe. Hervorragende Workshops mit Dozentinnen und Dozenten, mit denen ich inzwischen schon befreundet bin, und bei denen ich jedes Jahr so viel mitnehme. Dazu kommen die vielen tollen Gespräche unter uns Teilnehmenden, die sich fast nur um die Fotografie drehen und immer wieder kritisch,  humorvoll und hilfreich zugleich sind. Wir sind dort wie eine große Familie, jedes Jahr gibt es so ein eine Art Familientreffen. Viele Freundschaften sind dort entstanden, die auch über das Jahr gepflegt werden. Ich freue mich jedes Jahr auf die Burg und es macht dort riesigen Spaß. Ich habe auch durch diese Fototage gelernt, mein Ding zu machen. Schon in meinem ersten Jahr kam ich erstmalig mit RAW in Kontakt und lernte mit Lightroom umzugehen,. das war wieder ein guter und wichtiger Schritt. Der Gedanke die Fotografie mit meiner Achtsamkeitserfahrung zu verbinden, ist mir auch dort in diesem schönen Ambiente der Fototage  gekommen. Die Burg ist also eigentlich auch der Geburtsort von "Fotografie und Achtsamkeit". Ehrliche und konstruktive Kritik ist das, was ich auf der  Burg immer wieder erfahre. Das hat mir die Fotocommunity nie gebracht.  

 

Seit ca. zwei Jahren gehöre ich auch zum "Stammtisch der "Fotofreunde Fulda/Rhön". Auch das bringt mich weiter, das Zeigen und Besprechen von Bildern, die Exkursionen, die gute Gespräche haben mich meinen Bildern gegenüber noch kritischer gemacht, und das hilft mir. Genau das will ich. 


Und so gehe ich fotografisch seit einigen Jahren meinen Weg, mache mein Ding. Mir ist nicht wichtig, dass meine Bilder allen gefallen, mir ist wichtig, dass es wirklich meine Bilder sind. Ein typisches Beispiel ist für mich meine Streetfotografie, ein fotografisches Metier, das ich sehr spannend finde. Ich habe inzwischen gelernt, dass gerade diese Bilder etwas rüberbringen müssen, da kann ich mich auch noch deutlich weiterentwickeln.  Ein simpler Straßenschnappschuss reicht mir nicht mehr aus, es braucht dieses Mehr. Meine Streetfotos entwickle in der Regel nur in Schwarzweiß,  SW hat hier für mich wesentlich mehr Ausdruck und Anziehung,  Betrachtende müssen sich darauf einlassen, sie müssen ihre Phantasie spielen lassen.  SW ist nun mal nicht das direkte konkrete Abbild der Wirklichkeit. Ich verstärke das seit einiger Zeit noch dadurch, dass ich diese Bilder sehr kontrastreich bearbeite, ich habe dafür in silver efex pro ein eigenes Preset entwickelt.  Mit diesen Bildern, die sicherlich nicht jeder/jedem gefallen müssen und auch nicht wollen, stoße ich auch immer wieder auf Kritik,  die ich schon ernst nehme, aber nicht immer auch übernehme.

Ich bin im Laufe der Jahre sehr viel kritischer meiner Fotografie gegenüber geworden. Den Menschen, die mich dazu gebracht haben und auch noch weiterhin bringen, bin sehr dankbar.  Und so kann ich heute sagen: Ich mach mein Ding!

Mach du auch dein Ding!