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Fotografierverbot

Wenn ich solch einen Hinweis lese, vergeht mir meist schon der Spaß. Schlösser, Burgen, Museen oder sonstige Einrichtungen stoßen mich mit diesem Verbot direkt ab. Ich hänge doch zu sehr am Fotografieren. Oft genug kann ich auch den Sinn dieses Verbotes nicht nachvollziehen. Manchmal habe ich das auch  im Vorfeld schon abgefragt. Es muss etwas sehr Außergewöhnliches sein, wenn ich trotzdem darauf einlasse. Das letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, war eine Ausstellung von Polaroids des bekannten Regisseurs Wim Wenders im C/O in Berlin, und das hat sich schon sehr gelohnt. 

Letzte Woche begegnete mir ein solches Schild wieder einmal, und zwar in der Klinik, in der ich eine neue Hüfte bekommen sollte/habe. Den Hinweis habe ich auch erst nach einigen Tagen bei den ersten Gehversuchen entdeckt und musste mal kräftig lachen. Meine Kamera hatte ich in der Klinik natürlich sowieso nicht dabei, obwohl mir natürlich immer wieder tolle Motive ins Auge fielen. Mit zwei Krücken geht das Fotografieren ja überhaupt nicht. Dieses Verbot konnte ich daher endlich mal sehr locker nehmen.

Der Verzicht aufs Fotografieren fiel und fällt mir dennoch sehr schwer. So ganz auf dem Umgang mit Bildern wollte ich dennoch auch in der Klinik nicht verzichten. Ich habe daher im Vorfeld Bilder in eine Cloud geladen, die ich dann im Krankenbett mit der Photoshop-App auf dem Smartphone bearbeitete. Das hat mir riesigen Spaß bereitet und war auch ein schöner Zeitvertreib. Mit der App herumzuspielen und viele Varianten auszuprobieren, war einfach spaßig und toll. Ausgewählt hatte ich dafür u. a. meinen Ordner mit den Bilder aus den  Heilstätten Beelitz. Das Fotografieren in diesem Lost Place vor etwa einem Jahr hat mich so sehr begeistert, es war ein ständiges Neuentdecken von Raum zu Raum. Mein Forscherdrang kam da mal wieder zum Vorschein. Es hatte auch etwas Mystisches, gerade wenn ich in einem der Gebäude bzw. Stockwerke alleine war, besonders wenn ich Geräusche hörte oder Vögel herumflogen. Das tolle Erlebnis wollte ich gerne im Krankenhausbett ein wenig nachempfinden, und das ist mir auch gelungen. Schon am OP-Tag habe ich damit eingefangen. Ein Bild habe ich dann täglich in Facebook und Instagram veröffentlicht und eine sehr positive Reaktion erhalten, wobei ich natürlich weiß, was Likes bedeuten. 

Die Achtsamkeit hat mich in der Klinik auch wieder sehr gut begleitet, schon am Vortag und erst recht morgens vor der OP hat sie mich beruhigt. Ich war recht locker und konnte im OP-Raum vor der Narkose sogar noch Scherze machen. Ich habe alles gut überstanden und bin seit drei Tagen wieder zuhause. Jetzt gilt es mit viel Ruhe wieder Laufen zu lernen und mit dem Physiotherapeuten intensiv zu arbeiten. Und dann kann ich hoffentlich bald wieder mit der Kamera losziehen. 

P.S.: Das heutige Bild zeigt einen Blick in den Speisesaal des Männerpavillons der Heilstätten Beelitz. Dort hatte ich natürlich eine Fotografiererlaubnis.