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Urlaub in schwierigen Zeiten

Corona ist da und wird auch nicht so schnell verschwinden, wie soll man da Urlaub machen? Wir hatten schon  im August letzten Jahres für zwei Wochen eine Ferienwohnung in einem einsam gelegenen Reetdachhaus in der Nähe von SPO (St. Peter-Ording) gebucht und zwar für die beiden letzten Juniwochen.

Lange Zeit war unklar, was durch den Lockdown mit dieser Planung passiert. Die strengen Maßnahmen gegen Corona konnte ich als Naturwissenschaftler sehr gut nachvollziehen und habe auch eher damit gerechnet, dass der Urlaub ausfällt.

10 Tage vorher hat uns der Vermieter mitgeteilt,  dass die Wohnung wieder nutzbar ist und die ersten Mieter auch schon da sind. Wir überlegten daher, was wir machen wollten. Klar war uns, dass das Haus vollkommen alleine liegt, und dass wir die einzigen  Bewohner sind. Ringsum gibt‘s erstmal nur Schafe und Kühe. Wir hatten sogar sieben Schafe direkt vor der Haustür, die wir regelmäßig mit Wasser versorgen mussten/durften. Außerdem sind die Strände bei St. Peter-Ording so riesengroß und weit,  dass man anderen Menschen gut aus dem Weg gehen kann. Den Rummel in St. Peter-Ording brauchen wir nicht unbedingt, wir können uns auch gut selbst verpflegen. Also war recht schnell klar, dass wir fahren.

Und es klappte alles sehr gut, die notwendigen Maßnahmen wurden vor Ort sehr gut eingehalten. Wir waren auch einige Male zum Essen, wir haben uns vorher erkundigt und angemeldet und waren bis auf eine Ausnahme sehr zufrieden mit  getroffenen Regelungen. Meistens haben wir dabei auch draußen gesessen. Einkehren in den Pfahlbauten am Strand St. Peter-Ording, was wir im vergangenen Jahr so sehr genossen hatten, war leider nicht möglich, weil wegen Corona lange Warteschlangen davor standen und wir uns da sicher nicht wohlgefühlt hätten. Wirklich stressig waren lediglich die beiden Raststättenbesuche auf der Hin- und Rückfahrt, dort herrschte irgendwie eine unverständliche Hektik durch einzelnen Mitreisende, Schlangen vor den Toiletten, schwache oder total übertriebene Schutzmaßnahmen, kein Abstand, ... . Wir haben diese Orte auch ganz schnell wieder verlassen.

Der Urlaub selbst war einfach herrlich und sehr entspannend, wir genossen Sonne, Strand und Meer in langen mehrstündigen Strandwanderungen. Darüber hinaus besuchte wir einige umliegende Städte wie Husum, Friedrichstadt oder Tönning, die wir zwar schon kannten, aber dieses Jahr beide mit neuen Hüften wesentlich besser erkunden konnten. Die vielen Bilder wollen jetzt noch ausgiebig gesichtet und bearbeitet werden. Ein neues Ziel war der Meldorfer Dom , der eigentlich überhaupt kein Dom ist, uns aber sehr faszinierte wie auch das beschauliche und dennoch überraschend sehenswerte Städtchen Meldorf selbst. Besucht haben wir auch erstmalig  Heide, was aber aus dem größten Marktplatz Deutschlands, der einfach ein großer Parkplatz ist, nichts zu bieten hat und uns sehr enttäuscht hat. Neu entdeckt haben wir den Hochdorfer Garten in Tating, zwar etwas ungepflegt, aber dafür auch so wunderbar ruhig. Auch das kleine Dorf Tetenbüll hat uns bezaubert: ein alter Krämerladen mit einem Rosengarten, eine große alte, aber leider wegen Corona leider geschlossene Kirche, schöne alte Häuser, ein Autowerkstatt für Oldtimer und ein kleines nettes Cafe.

Immer wieder zog es uns aber ans Meer, entweder bei St Peter-Ording  mit seinen Pfahlbauten oder aber in Westerhever beim herrlichen Leuchtturm auf dem sog. Westerheversand. Es gab lange Wanderungen am Meer mit intensiven ganzheitliche achtsamer Erfahrungen:  Sand, Wasser und Matsch (Watt), Muscheln oder auch den Bohlenweg mit den Füßen spüren - Sand zwischen den Zähnen und salziger Geschmack auf den Lippen - das Rauschen des Meeres hören - die Weite sehen - Ebbe und Flut erleben besonders die auflaufende Flut spüren.  Sehr genossen habe ich aber aber das entspannende Liegen im warmen Sand, das ich auch immer wieder für meine Achtsamkeitsmeditation genutzte habe. 

 

Fotografisch habe ich hier vor allem meine neue Kamera getestet, eine Fujifilm X-T4. Sie hat den Test am Strand mit Bravour bestanden. Den neuen IBIS habe ich mit langen Belichtungszeiten im Meldorfer Dom und beim Sonnenuntergang bzw. in der blauen Stunden am Strand oder direkt vor unseren Ferienhaus getestet: 1/2s aus freier Hand klappt problemlos und ich muss die ISO nicht unnötig hochschrauben. Der im Vergleich zu meiner X-T2 deutlich schnellere und treffsicherere Autofokus hat mich sehr begeistert. Das ungewohnte neue Klappdisplay habe ich in seinen größeren Möglichkeiten schätzen gelernt. Oft habe ich das Display aber auch einfach zugeklappt - was jetzt geht - und dann ohne prüfenden Blick aufs Display fast wie zu analogen Zeiten fotografiert.

Gespielt habe ich auch mit den neuen Möglichkeiten der Mehrfachbelichtungen, bis zu neun Aufnahmen sind kombinierbar und unterschiedlich in der Belichtung zu werten. Sehr viel Spaß gemacht haben mir auch eine ganze Reihe von Bildern aus Bodennähe, eine ganz ungewohnte Perspektive – zumindest für mich. Das Display war dabei meist kein große Hilfe wegen der Helligkeit, also habe ich mich immer mal wieder flachgelegt und durch den Sucher fotografiert. Manchmal habe ich aber auch die Kamera einfach auf dem Boden abgestellt, grob gepeilt und ausgelöst – auch das war spannend. Am Strand hat mich aber auch oft die minimalistische Fotografie gereizt, wenige Objekte ( oft auch nur eines) am weiten Strand. Sehr intensiv haben mich aber auch die Pfahlbauten fotografisch animiert, besonders die Strandbar 50° Nord, die im Gegensatz zu den anderen meist im Wasser steht und auch nicht von Strandkörben umgeben ist.  Bildbeispiele dazu gibt es auf meinem Instagram-Account: www.instagram.com/wilfriedhumann

 

Also: Ein Urlaub in diesen Zeiten geht, wenn man Menschenmassen meiden kann. Nicht zu viel erwarten und auch mal auf etwas verzichten, sind aber m. E. notwendige Bedingungen in dieser Zeit. Achtsam durch den Tag gehen, das hilft!