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(178) Wechselhaft

... ist das Wetter derzeit in der Rhön: an einem Tag strahlender Sonnenschein, am nächsten Tag trüb und neblig und am nächsten Tag dann nasskalt mit Schnee, heute mal wieder trüb mit sonnigen Abschnitten. Fotografisch ist das recht herausfordernd für mich. Natürlich wirken sonnige Bilder oder Bilder mit stimmungsvollen Sonnenuntergängen besonders eindrucksvoll. Ein solches Bild von mir war jetzt gerade das bisher erfolgreichste in meinem Instagram-Account. Sonnenuntergänge haben etwas Romantisches und Anziehendes, aber es sind eigentlich nicht unbedingt "meine" Bilder.

Dagegen ist es wesentlich anspruchsvoller Bilder von schlechterem Wetter wirkungsvoll zu gestalten. Ich will sie auch nicht beschönigen, sie sollen doch möglichst realistisch bleiben. Die Bildgestaltung ist hier viel wichtiger als bei den Schönwetterbildern. Vordergrundgestaltung, Linienführung, Drittelregel oder gar Goldener Schnitt, alles was den Bildaufbau optimiert, spielt jetzt eine bedeutende Rolle. Wer das nicht beachtet, läuft Gefahr, dass seine Bilder düster und fast schon depressiv  wirken und vor allem keinen Anreiz zum längeren Hinschauen bieten. Mir geht es ja selbst so, solche Bilder klicke ich ganz schnell weiter, Likes oder gar Kommentare gibt es dafür von mir auch nicht.

Ich finde diese starken derzeitigen Wetterwechsel fotografisch sehr spannend und gehe kaum noch ohne Kamera aus dem Haus. Auch die so vertraute nähere Umgebung wirkt dadurch jeden Tag anders. Das fördert auch meine Achtsamkeit, das Gewohnte sieht täglich anders aus, jeder Tag bietet wieder Neues. Das hat auch etwas von  dem hier schon oft angesprochenen Anfängergeist. Natürlich gilt das nur für die Motive und nicht für meinen Umgang mit der Kamera,  denn die sollte man gerade in solch wechselhaften Zeiten (aufs Wetter bezogen) sehr gut beherrschen. Auf jeden Fall gibt es zum Fotografieren kein schlechtes Wetter, sondern täglich neue Herausforderungen.

Ich habe vermutlich noch nie soviel Landschaft und Natur in meiner näheren Wohnumgebung fotografiert wie in den letzten Wochen. Städtereisen sind ja nicht möglich, aber auch nicht sinnvoll. Nicht einmal in die nahe Kreisstadt Fulda zieht es mich. Sonst bin ich mehrfach im Jahr bei meinder Tochter im spannenden Berlin, aber das ist mir jetzt einfach zu riskant. Meine Streetfotografie ist dadurch komplett zum Erliegen gekommen, in unserem kleinen Rhöndorf macht das ja auch wenig Sinn. Aber auch die zumindest bei gutem Wetter überlaufenen Hotspots in der Rhön wie z. B.  Wasserkuppe, Milseburg, Rotes und Schwarzes Moor oder auch der Guckaisee reizen mich momentan nicht. Alles, was fußläufig zu erreichen ist, muss daher als Motiv herhalten. Bereichert wird das wie o. a. durch den häufigen Wetterwechsel. Kurze Strecken mit dem Auto sind auch noch drin, aber wie gesagt nicht zu den Hotspots. Z. T. liegen Motive auch an den Wegen, die ich sowieso fahren muss. Viele Jahre bin ich immer wieder an ihnen vorbeigefahren, jetzt sind sie plötzlich interessant geworden und lohnen das Anhalten.

Lass dich dadurch auch motivieren, deine nähere Umgebung fotografisch zu erkunden. Gerade in den kommenden einschränkenden Wochen hast du vermutlich auch viel Zeit dafür. Du wirst staunen - und du wirst nicht mehr so sehr über das schlechte Wetter schimpfen! Deine Stimmung wird sich auch bessern!