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(180) Antworten

Fragen gibt es gerade ein diesem Jahr sehr viele, aber oft nur wenige Antworten. Auf meine Frage: "Warum fotografierst du?", die ich vor einigen Wochen hier im Blog gestellt habe, gab es aber für mich erfreulich viele und auch sehr unterschiedliche Antworten. Für mich war das sehr spannend, eine Reihe der Antworten will ich hier in z. T. auch längeren Zitaten vorstellen. Eine Zusammenfassung in aller Kürze wollte     ich wegen der wertvollen Antworten doch nicht machen. Meine eigene Antwort will ich aber auch nicht vorenthalten, aber die gibt es erst in einem der nächsten Blogbeiträge.

 

B: Meine Fotografie „hat glaube ich in den Ursprüngen mit meinem Vater zu tun, der mir schon als Grundschülerin seine alte Minolta Spiegelreflexkamera in die Hand gedrückt und erklärt hatte. Und neulich hab ich ein Foto von mir gefunden auf dem ich mit so ca. 2 Jahren eine Kamera aus Duplo-Steinen gebaut hatte – der Blitz war aus einem Windrad gebaut. Sie war also schon immer einfach ein Teil von mir – phasenweise mal mehr mal weniger.“

Meine berufliche Fotografie muss „für mein Wohlgefühl immer wieder durch „Hobby-Fotografie“ ergänzt werden, wie es meine Mutter genannt hat. Nämlich z. B. durch einsame Fotowalks. Da kann ich mich versenken und die Zeit mit allen Schwierigkeiten und Stressigkeiten für eine Weile vergessen. Ganz im Jetzt sein und Bilder in meiner Umgebung entdecken, die eine Entsprechung in mir haben. … Für mich ist das Tun und der Flow, in den ich dabei komme genauso wichtig beim Fotografieren wie das Ergebnis eines gelungenen Bildes oder einer Serie.“

 

M: „Warum ich fotografiere? - Da fällt mir nur Brecht ein: Reicher Mann und armer Mann standen da und sahn sich an. Da sagt der Arme bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.
Achtsamkeit für die Ungerechtigkeit, die uns ständig begegnet … Flaschensammler, Bettler, Obdachlose, Suppenküchen, ..


Aber wenn du schon fragst, was einen antreibt zu Photographieren, dann auch das: Die Welt ein bisschen gerechter zu machen! Und Achtsamkeit heißt ja auch genau hinzusehen was die Menschen bedrückt.“

 

D: „Ich fotografiere, weil ich die vielen Momente gerne festhalten möchte, und andere, welche nicht so gut zu Fuß sind teilhaben lassen will!“

 

A: „Schon oft habe ich über diese Frage – vergeblich – nachgedacht. Wo Du nun dieses leidige Thema aufgreifst, will ich versuchen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Als Amateurfotograf sind Porträts und ‚People‘ seit nunmehr fünfzehn Jahren mein bevorzugtes Betätigungsfeld. Dafür gibt es zwei Gründe:


Zum einen meine strenge, kleinbürgerliche Erziehung, die mich zu einem eher schüchternen Menschen gemacht hat. Irgendwann erkannte ich, dass es mir mit einer Kamera möglich wurde, die erwünschte Aufmerksamkeit meines Gegenübers zu erlangen, denn letztlich fühlen sich die meisten Menschen geschmeichelt, wenn ihnen ein Porträt angeboten wird. Mit dem Apparat in der Hand – hinter dem man sich zudem so toll verstecken kann! – war es mir plötzlich möglich, von meinem Subjekt, Dinge bzw. Posen zu verlangen, die ohne Kamera als anmaßend empfunden worden wären. Entsprechend stärkte sich mein Selbstbewusstsein. Aus dem sozialen ‚Abseits‘ rückte ich als Porträtist ins Zentrum der Aufmerksamkeit meiner Protagonisten. Jedem gelungenen Porträt geht auch immer eine Kommunion, eine Verschmelzung zwischen dem Fotografen und seinem Subjekt voran, ein wundervoller, sehr kurzer Augenblick, den der Fotograf über seinen Sucher erlebt. (Hinzu kamen dann noch einige Ausstellungen sowie Anfragen für bezahlte Porträts, eine gewisse Form der Anerkennung, der ich zugegebenermaßen nachstrebe.)

Zum anderen war mein Beruf als Übersetzer dafür ausschlaggebend, dass ich mich nicht der Landschafts- oder Stilllebenfotografie zugewandt habe, konnte ich doch mithilfe meiner Porträts der Einsamkeit des Übersetzerdaseins entfliehen. Oft habe ich Freunden erklärt, die Fotografie sei mein Fenster zur Welt.

AT: „Das Motto „Fotografie und Achtsamkeit“ passt auch genau zu mir und meinem Mann. Wir beide nehmen unsere Welt da draußen, wie ich es nennen mag, ganz anders war und sehen vieles sehr viel anders. Oft warten wir auf das perfekte Licht. Wir gehen aufmerksamer durch die Natur und haben immer eine Cam dabei. Wir fotografieren schon seit mehreren Jahren. Ich bin vlt. ein wenig vorbelastet, mein Opa hat schon als kleiner Junge gern fotografiert, später war er Industriefotograf ... und von ihm habe ich wohl die Liebe zur Fotografie geerbt.“

 

AS: „Du hast in Deinem Blog gefragt, warum fotografieren? Wenn ich fotografiere, vergesse ich alles um mich herum, auch die Schmerzen... Das finde ich manchmal schon ziemlich seltsam... „Ja das ist eine gute Frage;

MC: „Als ich in den 80er Jahren Profialpinist war, wollte ich von dieser Faszination auch anderen Menschen erzählen. Ich begann mit der anspruchsvollen Berg-und Kletterfotografie. Später wechselte ich in die Reportagefotografie und dann in die Projektfotografie. Heute arbeite ich nur noch zu 20% als Fotograf für ausgesuchte Events und speziellen Naturreportagen. Kein Zweifel, ich fotografiere immer noch aus dem selben Grund wie in den Anfangsjahren. Ich will den Menschen Augenblicke bescheren, die sie kaum mit eigenen Augen sehen können. Durch meine Fotos will ich eine Welt zeigen, die nur wenige Menschen so erleben können. Ich will die Menschen für die Schöpfung Gottes sensibilisieren und da ist die Fotografie ein sehr gutes Mittel.

 

O: "Wow – schwierig. Warum fotografiere ich? Welche tiefe philosophische Frage. Oft antworte ich: Damit ich als Fotograf mehr hinter der Kamera bin und nicht so oft davor. Ego photographica, ergo sum! so steht es auf meiner Website. Ich fotografiere für mich. Nur mich. Um mich selbst besser kennenzulernen. Und um immer weiter zu lernen. Um mich Infrage stellen zu können. Und um bei mir anzukommen. Mein Fotografie-Weg.“

 

DT: „Die Antwort ist mehrgleisig. Das Bedürfnis, ja ich kann auch sagen, den Drang, zu fotografieren, den kenne ich an mir schon immer. Seit frühester Jugend besitze ich Kameras. Mir geht es beim Fotografieren überwiegend darum, einer Geschichte, oder einer Stimmung Ausdruck zu verleihen. Es ist meine Variante, Kreativität auszuleben. Außerdem bin ich eindeutig Technik-affin. Die Fotografie gibt mir eine fantastische Möglichkeit, dies beides zu verbinden.

Es geht auch darum, einen Weg in den öffentlichen Diskurs zu finden. Ich möchte die Ergebnisse nicht für mich behalten. Denn schließlich steckt in der Unterhaltung, die damit einhergeht, auch das Wörtchen "Haltung". Dieser möchte ich Ausdruck verleihen, Stimme und Gesicht geben. Mit der Veröffentlichung meiner Geschichten, gerade eben auch meiner Fotos, setze ich mich auf diese Weise der Resonanz/der Kritik anderer Menschen aus. Mit der Fotografie kann ich gewissermaßen aus meinem eigenen Schatten treten. Was daraus wird, (und es mit mir/uns macht) geht nicht selten über die eigentliche Fotografie hinaus.

Es ist ein konzentriertes Tun im Augenblick. Fotografieren hat für mich etwas Meditatives. Völlig unabgelenkt und ganz bei mir selbst schaue ich in meiner Art + Weise auf die Dinge und die Welt. Diese Momente in etwas Visuelles zu übertragen, das möglichst erkennbar und abrufbar wird, ist die Motivation zu meiner Fotografie.“

 

T: „Doch woher kommt überhaupt meine Leidenschaft für Fotografie? Vermutlich war sie schon immer da. Der erste Lohn in der Lehre als Offset-Drucker wurde jedenfalls in eine Kamera investiert. 1977 war das selbstverständlich noch ein analoges Modell, seither hat die Fotowelt und ich mit ihr einige Entwicklungen mitgemacht. Inzwischen sind fast alle Dias digitalisiert. Und ich weiß die Vorteile des Digitalen zu schätzen: „Was man da in einem Monat so raushaut, das wäre mit analoger Technik gar nicht möglich.“ Die manchmal noch verbittert geführte Debatte analog gegen digital, halte ich für aufgebauscht. Mir kommt es vor allem darauf an, dass ein Bild Emotionen transportiert und dass es den Betrachter anspricht. Wie es aufgenommen wurde, ist dann zweitrangig.“

Eine sehr andere und auch sehr nachdenklich machende Antwort gab es aber von G., und aus der Sicht der Achtsamkeit kann ich ihm nur recht geben:


"Warum....
Darauf gibt es keine Antwort, für mich ist warum eine Aussage: Ich verstehe es nicht, ich kann nicht damit umgehen, ich brauche das oder auch nicht. Wenn eine Antwort gefragt bzw. erwartet wird, dann lautet die Frage: wie oder wer oder was ist, wofür, weswegen, wodurch, wie genau, wobei..…

Alle anderen Frageworte (außer „warum“) leiten zu einer Antwort, sind konkret. Das 'warum' leitet in die Verzweiflung, da es mich allein lässt mit Assoziationen und Deutungen und der Suche nach einer (?) Antwort. Es ist abstrakt und somit nicht fassbar. Und es lässt einen ratlos nach Antworten suchen.

Ihre Erfahrung, dass sich mit der Achtsamkeitspraxis die Frage 'warum' immer weniger stellt, stimmt deshalb genau ins Bild. Das ist auch meine Erfahrung: man stellt konkretere Fragen, 'warum' scheidet zunehmend aus.“

 

Mit diesen Antworten schicke ich dich jetzt in die letzten Tage dieses nicht einfachen Jahres. Gerade diese Tage zwischen den Jahren reizen besonders zum Nachdenken. Vielleicht geben dir die so unterschiedlichen Gedanken meiner Leserinnen und Leser etwas mit auf den Weg in das kommende Jahr. Vielleicht investierst du auch etwas von deiner Zeit in die Achtsamkeit. Raffe dich auch auf zum Fotografieren, gerade diese ruhigen Tage eigenen sich auch für ruhige Bilder.

 

Für dieses kommende neue Jahr wünsche ich dir von Herzen alles Gute! Ich hoffe, es wird ein besseres für uns alle! Bleib gesund!