Nach heftigen Rücken- und Kopfschmerzen über mehrere Tage hinweg freute ich mich direkt auf meinen Physiotermin am gestrigen
Morgen. Ich muss dazu nicht allzuweit fahren, nur ins nahegelegene Dipperz, aber die zu fahrende Strecke ist landschaftlich sehr schön. Oft habe ich auch meine Kamera dabei, um an
bestimmten Haltepunkten das eine oder andere Bild zu schießen. So war es auch gestern!
Schon auf dem Hinweg musste ich allerdings feststellen, dass meine üblichen Haltepunkte leider vom Schneepflug zugeschoben waren. Während der intensiven und schmerzhaften Behandlung meiner
verhärteten Rückenmuskulatur durch meinen Physiotherapeuten, der übrigens ein Schüler von mir war, habe ich mich mit ihm über seine Homeschooling-Erfahrungen bei seinen drei Töchtern
unterhalten. In der Grundschule läuft es dort ähnlich katastrophal wie bei meinem Enkel (s.a. https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdofree.com/2021/01/20/182-homeschooling-und-icm/), die Kinder und auch die Eltern bzw. Großeltern werden mit einem Packen an Aufgaben und einem Stapel Arbeitsblätter fast in die Verzweiflung getrieben,
Kontakte zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern gibt es keine. Die Elternbeiräte stoßen auf Granit und haben weitgehend resigniert. In den weiterführenden Schulen scheint es,
wie ich auch von andere Seite gehört habe, immerhin deutlich besser zu funktionieren. Da frage ich mich erst recht warum das in den Grundschulen nicht klappt, wo doch gerade dort der Kontakt
zwischen Lehrkräften und den Kindern besonders wichtig ist. Gerade in der vergangenen Woche hat mich nach vielen Jahren ganz unerwartet und unverhofft ein Schüler meiner allerersten
Grundschulklasse angeschrieben und mir mitgeteilt, wie wichtig und prägend ich als Lehrer für sein ganzes weiteres Leben war und wie gerne er sich an dieses eine Jahr als das beste seiner
ganzen Schulzeit erinnert, was mich natürlich gefreut und auch ein wenig stolz gemacht hat. Ich war damals Klassenlehrer eines vierten Schuljahres und habe die Kinder in allen Fächern außer
Sport und Musik unterrichtet.
Jetzt aber zurück zu meinem Physiotherapeuten bzw. dem Rückweg: Mir ging es direkt nach der Behandlung so gut, das ich an der einzigen Möglichkeit, einem geräumten Wanderparkplatz gehalten habe.
Eigentlich wollte ich nur mal rasch ein paar Schneebilder machen, weil wir seit Jahren endlich mal wieder erfreulich viel Schnee haben. Nebenbei wollt ich auch wieder meine Fertigkeiten im ICM
(https://katefish.eu/de/abstrakte-fotografie-durch-intentional-camera-movement-icm/) trainieren. Nach den ersten Schritten stand ich dann aber vollkommen unerwartet in einem verzauberten und bezaubernden Winterwald. Der Neuschnee hing dick auf
den Ästen, an den Baumstämmen klebte auf der Wetterseite in langen Streifen der Schnee. Gefällte Baumstämme und abgesägte Äste bildeten schneebedeckte Rätselgestalten. Ein kleiner Bach war halb
zugefroren, stellenweise spiegelten sich die Zauberlandschaft darin. Der leicht gefrorene Schnee knirschte unter meinen Füßen, nach jeder Windung des schmalen Wanderwegs überraschte mich wieder
eine vollkommen neue Kulisse. Ich spürte mal wieder deutlich den so überraschenden Anfängergeist, eine regelrechte Entdeckerfreude wuchs in mir. Statt weniger Minuten verbrachte ich dort fast
eine ganze Stunde. Fotografiert habe ich natürlich auch fleißig, ich war so richtig im Flow. Auch war vollkommen alleine, so ganz bei mir. Ich bin keinem einzigen Menschen begegnet, lediglich die
Spuren im Schnee zeigten mir, dass diesen Weg an diesem schon einige andere Menschen gegangen waren.
Von diesem so wunderschönen und zauberhaften Erlebnis zehre ich schon den zweiten Tag, auch wenn nach der intensiven Physiotherapie jetzt während ihrer allmählichen Lockerung die behandelte
Muskulatur ordentlich schmerzt. Das kenne ich schon zu genüge und habe es auch erwartet, aber die schönen Bilder in meinem Kopf wirken irgendwie schmerzlindernd. Ich freue mich schon drauf, sie
in den nächsten Tagen am PC noch ausarbeiten zu dürfen. Achtsamkeit habe ich bisher in diesem Beitrag zwar nicht erwähnt, aber sie war wieder intensiv an Werk, und das ist gut so.