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(187) Mehrfachbelichtung mit Strom

Auf meinen zahlreichen Lockdown-Wanderungen bzw. -Fotowalks rund um unser kleines Rhöndorf gehe ich zwar immer wieder die gleichen Wege, entdecke aber auch immer wieder Neues. Das habe ich zwar sicherlich besonders meinem Achtsamkeitstraining zu verdanken, aber auch das Wetter, das Licht, die Tageszeit etc. spielen dabei eine große Rolle. Ein Geschenk war z. B. der viele Schnee, den wir erstmals seit Jahren wieder in diesen Mengen hatten.

Vorgestern sah ich
an meinem Weg einen alten, abgestorbenen Baumstumpf, der in seiner skurrilen Form durch das Licht an diesem Tag wie ein furchterregendes Urzeit-Ungeheuer wirkte (https://www.facebook.com/photo/?fbid=1147550639049601&set=a.136281633509845). An diesem Tag bin ich eine der gewohnten Runden einfach mal in umgekehrter Richtung gelaufen, so dass mein Blick direkt auf diesen abgestorbenen Baumstumpf fiel, an dem ich doch vorher immer wieder achtlos vorbeigelaufen bin. So versuche ich die gewohnten Runden zusätzlich immer mal aufzubrechen und z. B. durch Richtungswechsel die Perspektive zu ändern.

Aber auch
spezielle Fotoaufgaben oder -ideen lockern die Runden auf. Die ICM-Fotografie habe ich schon in einem früheren Post angesprochen (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdofree.com/2021/01/20/182-homeschooling-und-icm/). Gewechselt habe ich auch immer mal die Objektive. Gerade Festbrennweiten machen da richtig Spaß, weil man sich die Bilder so richtig erlaufen muss, und ums Laufen geht es ja auch. Ausprobiert habe ich auch ein transparente Plastiktüte und Frischhaltefolie vor dem Objektiv. Das war aber eher ein Flop, die Tüte war doch zu milchig-trüb und die Folie hatte recht wenig Effekt. Aber das probiere ich noch mal mit anderen Tüten oder Folien.

Gestern kam mir dann die Idee mal mit der Möglichkeit der Mehrfachbelichtungen zu
experimentieren. Die X-T4 kann bis zu neun Aufnahmen übereinanderlegen, meine Vorgängerin - die X-T2 - konnte nur Doppelbelichtungen. Mir hat das gestern viel Spaß gemacht, ich war voll motiviert, es ist aber auch sehr anspruchsvoll. Ich habe sehr viele Motive ausprobiert und zuhause auch wieder recht viel gelöscht. Unterwegs konnte ich das Ergebnis schlecht beurteilen, dazu ist das Display zu klein und das Sonnenlicht doch recht stark. Außerdem kontrolliere ich unterwegs auch selten über das Display, zumal mir der Blick durch den Sucher bei den Systemkameras auch schon vor der Aufnahme das Bildergebnis zeigt. Die X-T4 erlaubt mir auch, das Display wegzuklappen, was ich oft genug mache. Die ständige und irgendwie auch vom Fotografieren ablenkende "Kontrolle" habe ich mir weitgehend abgenutzt.  Das Ergebnis auf dem Display ist ja jetzt auch schon Vergangenheit (da bricht bei mir mal wieder der Achtsamkeitsgedanke durch) und ist auch nicht mehr zu korrigieren. Durch den häufigen Blick auf das Display wechsele ich ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Beurteilt und ggf. gelöscht wird das Ergebnis bei mir oft genug erst mit dem Abstand von einigen Tagen auf dem großen Monitor zuhause, und da kommt dann auch das Glücksgefühl, was ich noch von der analogen Fotografie her kenne. 

Einige der gestrigen Resultate gefallen mir aber richtig gut, oft wirken sie durch die Farben, die ich in der Nachbearbeitung auch noch etwas verstärkt habe, oder
auch durch die Kombination von interessanten Formen. Einige Bilder gefielen mir weniger in Farbe, dafür aber besonders gut in kontrastreichem Schwarzweiß. Hier wirkt dann gerade eine mehrfache Wiederholung einer prägnanten Struktur wie z. B. ein auffälliger Baum mit derzeit noch laublosem wirren Geäst. Auch ein älterer Metallstrommast mit seinen Verstrebungen macht sich in mehrfacher Kombination recht gut. An einer Straße habe ich mehrere Autos hintereinander kombiniert, die Vielzahl der Leitpfosten wirkt da schon fast surreal. Bei der Ausarbeitung in SW habe ich Silver Efex Pro aus der Nik Collektion verwendet, wobei ich dort keine der vorgegeben Filter, sondern im Laufe der vergangenen Jahre selbst zusammengestellte verwende.

Mir hat die gestrige Runde wieder
mal viel Spaß gemacht, auch die Achtsamkeit wird durch solche Aufgaben sehr geschult. Der Blick wird auf besonders geeignete Motive konzentriert, und das ist auch ein gutes Training.

P.S.: Und was ist mit dem Strom im Titel? Im heutigen farbenfrohen Bild mit vielen vielen Bäumen findest Du auch einige Strommaste, wobei das immer derselbe schon etwas ältere Holzmast ist. Zuhause tauchte dann übrigens bei
mir auch erstmals die Frage auf, wohin denn diese Stromleitung so mitten im freien Gelände eigentlich führt. Mich hat sie fotografisch bisher eher gestört, weil ich sie am PC dann wieder wegstempeln musste.