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(191) Jakob und das Wunder der Fotografie

Unser 8jähriger Enkel Jakob machte mal wieder ein paar Tage Urlaub bei uns. Seit einiger Zeit interessiert er sich öfter mal für die Fotos, die ich gerade gemacht habe. Besonders die ICM-Fotografie hat es ihm angetan. Diese verfremdeten Bilder sprechen ihn irgendwie an. Mein Vorschlag seine "Urlaubstage" fotografisch zu nutzen, stießen auf schnelle Zustimmung. Außer dem Knipsen mit den Smartphones seiner Eltern hat er darin keinerlei Erfahrung.

Ausgestattet mit meiner alten D90 von Nikon machten wir uns an die Arbeit.  Noch zuhause zeigte ich im den Einfluss von Blende und ISO im Zusammenhang mit der Zeitautomatik, was wir natürlich während des Fotowalks auch konkret anwendeten. Unser Ziel war die Milseburg, mein Lieblingsberg in der Rhön. Alte knorrige Bäume, Felsen,  bemooste Steine, urwaldähnliche Bereiche, eine kleine Kapelle, die alte Milseburghütte, die man fast schon als Lost Place bezeichnen kann, und die herrliche weite Aussicht vom Gipfel aus, boten genügend Motive.
 Der Wolkenhimmel an diesem Tag war einmalig, so etwas hatte ich selbst noch nie gesehen. Jakob war voll und ganz begeistert und motiviert. Er suchte nach Motiven und dann auch nach der besten Perspektive, kniete sich hin oder legte sich sogar flach auf den Boden. Mit jeder Menge an Bildern auf der Speicherkarte und nach 3,5 Stunden ziemlich durch durchgefroren führen wir dann wieder zurück.

Am zweiten Tag vergnügten wir uns dann mit der ICM-Fotografie (https://katefish.eu/de/abstrakte-fotografie-durch-intentional-camera-movement-icm/), Jakob zoomte, drehte und schwenkte, und es kamen auch eine ganze Reihe spannender Bilder dabei heraus. Am Nachmittag machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, wir schauten uns dann seine Ergebnisse am PC an. Jakob bewies hier schon einen sehr guten Blick dafür, wann ein Bild nichts geworden war und löscht es dann auch sehr bereitwillig. Mit einer einfachen Software führte ich ihn dann auch in die Bildbearbeitung am PC ein: Geraderücken, Beschneiden, Licht, Farbe und Schärfen waren die möglichen Arbeitsschritte. Die Drittelregel habe ich ihm bei dieser Gelegenheit auch erklärt.

Da es am dritten Tag regnete und hagelte, beobachteten wir mit der Kamera die Vögel an unserem Futterhäuschen, hier gelangen Jakob eine Reihe toller Schnappschüsse und er bewies hier eine hohe Konzentration, die ihm sonst nicht immer so leicht fällt. Mit einem Tele hat er dann auch noch einige Bilder von einem Milan „geschossen“, der über den Wiesen und dem Wald hinter unserem Haus kreiste.

Spannend war für mich hier  wieder einmal die Beobachtung des in der Achtsamkeit so wichtigen Anfängergeistes. Jakob ging mit großer Begeisterung ans Werk, er war ganz im Fotografieren, ließ sich kaum noch ablenken. Das Neue war so faszinierend, dass er alles um sich herum vergaß. Die Milseburg wollte er, obwohl wir sehr lange dort waren und auch ziemlich froren, kaum noch verlassen, er fand auf dem Weg zum Parkplatz immer wieder Motive. Diesen Anfängergeist brauchen wir auch so sehr im Achtsamkeitstraining. Für mich war es ein Erlebnis, diesen Anfängergeist an und mit Jakob zu erleben. Es war für mich mal wieder ein Lehrstück, auf was ich mich idealerweise tagtäglich einlassen sollte. Schön war natürlich auch zu erleben wie ansteckend mein großes wunderbares Hobby auf Jakob wirkte. Meine Tochter berichtete mir gestern, dass auch zuhause die Kamera in greifbarer Nähe liegt, beim Besuch eines Tierparks am vergangen Samstag war die Kamera natürlich auch dabei. Jakob hat mir am Dienstag in einer Pause des Homeschoolings voller Stolz auch diese Bilder gezeigt.