· 

(195) Die Sehnsucht nach Meer und die Wiederentdeckung der Fotografie

Meer - ob Nordsee, Ostsee, Mittelmeer oder Atlantik - wirkt auf mich immer wieder anziehend. Die Sehnsucht ist sehr groß. Auch meine Fotografie hat coronabedingt gelitten. Ich habe zwar immer mal fotografiert, aber das waren dann doch immer wieder die gleichen Motive in der näheren Umgebung unseres kleinen Rhöndorfs. Und das war doch sehr einseitig Landschafts- und Naturfotografie, so schön die Rhön auch ist. Besondere Architektur wie in großen Städten gibt es hier nicht, auch die Streetfotografie ist mehr oder weniger unmöglich.

Jetzt ergab sich plötzlich durch den deutlichen Rückgang der Inzidenzen die Möglichkeit eines Kurzurlaubs am Bodensee, der ja immerhin auch "Schwäbische Meer" genannt wird. Geplant war das als großes Familientreffen schon länger, noch vor Corona. Das Haus war schon lange gebucht. Jetzt konnten sich immerhin die "3 Hausstände mit max. 10 Personen, doppelt Geimpfte nicht mitgerechnet" treffen. Bei uns ergab das eine kleine Gruppe von Personen. Alle anderen, die unter die Bezeichnung "Kind und Kegel" fallen, waren natürlich traurig, hatten aber Verständnis für uns, die Älteren.

Unsere Unterkunft lag direkt am See incl. eines Badestegs. Dort am "Meer" habe ich viel Zeit verbracht und die Zeit in tiefer Achtsamkeit genossen. Meditieren direkt am Wasser ist auch ein ganz besonderes Erlebnis.  Mit geschlossenen Augen lassen sich viele Geräusche von Wassergeplätscher bis hin zu Entengeschnatter wahrnehmen. Viele Bilder zu unterschiedlichen Tageszeiten mit unterschiedlichem Licht bis hin zu einem fantastischen Sonnenuntergang sind dort entstanden. Sie lassen mich jetzt beim Betrachten immer wieder den See und die weiten Blicke genießen. Auch Wanderungen am See entlang in die Nachbardörfer waren bei herrlichem Wetter sehr entspannend. Viele Motiv boten sich mir an. Es war einfach schön mal wieder etwas Anderes, Ungewohnteres zu fotografieren. Die Blumenfotografie ist dort auch wieder in mir erwacht. In den Gärten blühten die Schwertlilien, die schon Van Gogh und Monet mehrfach verewigt haben. Auch Mohn war zu finden, wenn auch leider nicht in großen Mengen. Auf den Wiesen blühte auch so einiges. Das war einfach schön und motivierend.  Sogar ein wenig Streetfotografie war dort schon möglich.

An einem Tag bin ich dann auch mit dem Zug nach Konstanz gefahren. Endlich wieder mal eine Stadt - auch wenn Konstanz keinen Großstadt ist -, in der ich nicht wie hier im nahen Fulda jedes Haus kenne. Allerdings habe ich mich hier weniger auf Architektur konzentriert, die so sehr vermisste Streetfotografie hat mich deutlich mehr gereizt. Am See und in der Altstadt gab es auch genügend Motive. Allerdings musste ich mich erst einmal wieder "einschießen", mir fehlte doch die Übung. Etliche tolle Szenen habe ich verpasst oder vermurkst. Aber es hat einfach riesigen Spaß gemacht, meine Achtsamkeit war gefordert, und es war ein gutes Training für sie und für meine Fotografie. Die Sehnsucht nach Meer konnte ich immerhin ein wenig stillen, und die Fotografie habe ich wieder in einer größeren Bandbreite entdeckt und deutlich aktiviert.