... findet jetzt statt – in meinem natürlich
auch! Dieser Satz charakterisiert genau was Achtsamkeit ist. Das Wesentliche geschieht immer jetzt. Ich denke, das
gilt auch für das Fotografieren. Wenn
ich als Sportfotografin oder -fotograf eine Torszene verpasst oder als Hochzeitsfotografin oder -fotograf
den Kuss nicht richtig erwischt habe und dem nachtrauere und mich ärgere, hänge ich irgendwie noch in der Vergangenheit
fest. Ich verpasse dann vielleicht noch einige wichtige Szenen, weil mein Geist nicht oder zumindest nicht ganz in der Gegenwart ist. Ähnlich ist es natürlich auch, wenn
ich mit meinem Gedanken zu sehr in der Zukunft, auch das verhindert das wirklich bewusste Sein in der Gegenwart.
Jetzt bin ich weder Sport- noch Hochzeitsfotograf, ich muss auch von der Fotografie nicht leben, aber diese Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Bei meinem Faible, der Streetfotografie kann so
etwas ganz schnell passieren. Ich laufe durch eine Stadt immer auf der Suche nach einer spannenden Szene, sehe dann etwas, bin aber zu langsam und das Besondere ist weg. Dem dann Nachzutrauern
ist mir leider schon viel zu oft passiert.
Ob das an meiner schlechten Reaktion lag oder vielleicht dem zu langsamen Autofokus, einer falsch eingestellten
Kamera oder einer ganz anderen Ursache, ist dann völlig egal. Ich muss das ganz schnell abhaken und meinen Geist,
meine Gedanken wieder in die Gegenwart
bringen, ansonsten werde ich mit Sicherheit noch mehr verpassen.
Mein regelmäßiges und intensives Achtsamkeitstraining kann mir dabei recht gut helfen. Auch dort erlebe ich immer wieder wie meine Gedanken auf die Reise gehen und meinen Geist überfluten. Durch
die Konzentration auf meinen Atem kann ich immer wieder diesen Gedankensturm beruhigen ohne ihn zu verdrängen.
Dieses jahrelange Training hat bei mir - und da bin ich ganz ehrlich - in den letzten Monaten etwas gelitten. Dazu
gibt es verschiedene Gründe. Einige Zeit konnte ich dennoch aus den langjährigen Training heraus achtsam sein, also
bewusst in der Gegenwart bleiben und leben. Allmählich wurde das aber immer weniger leicht, dennoch hat es recht lange gedauert, bis ich mir darüber im klaren war. Ich merkte aber dann, dass mir etwas fehlt, dass es mir irgendwie wirklich nicht gut ging.
Es war dann schon ein intensiviertes Üben und Trainieren notwendig, um die Achtsamkeit wieder zurückzuholen.
Der Anschub dazu fiel
mir auch nicht leicht, wahrscheinlich kennst
du auch den inneren Schweinhund. Jetzt nach rund drei Wochen kehrt die Achtsamkeit allmählich wieder zurück, was
mich richtig freut. Das Trainieren der
Achtsamkeit gehört jetzt wieder genauso
zu meinem Alltag wie mein (fast) tägliches Ausdauertraining. So wie mein Ausdauertraining meinen zu hohen Blutdruck
ohne Medikamente wieder reguliert hat und auch noch weitere positive Effekte mit sich bringt, so beruhigt das Achsamkeitstraining wieder meinen Geist und bringt mir viel innere
Ruhe.
Jetzt hoffe ich auf endlich wieder mehr
Freiheit, die durch Corona doch stark eingeschränkt wurde. Ich möchte doch wieder den ein oder anderen Städtetrip unternehmen - Berlin gehört schon
wegen Tochter und Enkelkind dazu - und dort der Streetfotografie frönen können. In meinem kleinen Rhöndorf geht das leider nicht so besonders gut.
Im nahegelegenen Fulda versuche ich mich hin
und wieder mal darin, aber in größeren Städten gibt es einfach mehr gute Motive.
Was ich jetzt am Beispiel der Streetfotografie beschrieben habe, gilt sicherlich auch für viele andere
Sparten der Fotografie und dann vermutlich auch für die, die du betreibst. Vielleicht helfen dir meine Gedanken und
vielleicht versuchst du dich auch mal (wieder) in der Achtsamkeit. Ich kann dir versichern, es lohnt sich.
Wenn du wirklich Achtsamkeit erlernen willst, kann ich dir die MBSR-Kurse (https://www.mbsr-verband.de/achtsamkeit/mbsr) empfehlen. Dort kannst du sicher sein, dass du auf einem lange erprobten Weg etwas Gutes für dich tust und nicht in irgendeine vielleicht problematische esoterische Richtung gelangst. Ich habe die Achtsamkeit vor vielen Jahren auch in einem solchen MBSR-Kurs erlernt und dabei beste Erfahrungen gemacht. Einen solchen Kurs findest du dann sicherlich auch in deiner Nähe.
P.S.: Das heutige Bild ist auch Streetfotografie, eine Spiegelung in einer Schaufensterscheibe. Der Fotograf ist dabei irgendwie in einem Pelzmantel versteckt. Es hat sicherlich ein wenig von einem Wimmelbild, mich haben hier besonders die Farben angesprochen.