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(221) Sternejagd

Ich meine damit weder die Jagd nach den Sternen von  Michelin noch die zurzeit weit verbreitete Astrofotografie. Es geht - wie man schon am heutigen Bild erkennen kann - um die "Jagd" nach Sonnensternen, auch Blendensterne genannt. Blendenstern ist ja eigentlich die richtigere Bezeichnung, weil die Blende bzw. genau genommen die Blendenlamellen für diese Sterne verantwortlich sind. Blendensterne kannst du übrigens auch bei Nachtaufnahmen an punktförmigen Lichtquellen, die man in Städten immer wieder findet, erzeugen - auch das wirkt. 

Nach deutlichen Problemen mit dem Fotografieren, wovon ich im vorhergehenden Post berichtet hatte, habe ich mich vor einigen Tagen endlich wieder dazu aufgerafft. Die Sonne schien, es war herrliches Wetter mit einem strahlend blauen Himmel, und ich wollte eine größere Runde wandern. Die Kamera nahm ich zumindest mal mit. Den Weg bin ich schon sehr oft gelaufen, bzgl. der Motive ist er nicht so spannend. Irgendwann fing ich spontan an, diese Rhöner Landschaft um meinen Wohnort mit Sonnensternen zu fotografieren, die ja schönes Wetter - diesen klaren Himmel - voraussetzen. Die mir so bekannten Blicke auf oder in die Landschaft wirkten so wieder neu, irgendwie interessanter, aber auch irgendwie anders 
- irgendwie sogar verfremdet. Sonnensterne sind ja in natura nicht zu sehen, erst die Kamera zeichnet sie aufs Bild. Was ich in der Vergangenheit immer mal bei 2-3 Bildern gemacht hatte, packte mich an diesem späten Nachmittag. Ich fotografierte an diesem Nachmittag jede Menge solcher Bilder mit unterschiedlicher Blende und Belichtungskorrektur.


Dass die Blende zur Sternbildung geschlossen werden muss, war mir ja schon klar - die Frage war eher wie weit.  Mir gefallen auf jeden Fall  die Bilder mit der kleinsten Blendenöffnung (f/22) am besten, der Stern wirkt so am stärksten. Als Belichtungskorrektur haben sich bei mir -1,5 bis -2 Blendenstufen bewährt, die Sonne soll ja nicht überbelichtet werden. in der Bildbearbeitung kannst du dann auch noch das eine oder andere nachbessern. Ich kenne natürlich das Problem der Beugungsunschärfe bei geschlossener Blende, habe es auch schon mehrfach leidvoll erfahren und nutze in der Regel auch maximal f/8 oder f/11. Hier ist mir aber der Stern wichtig, ich nehme daher die Gefahr einer gewissen Unschärfe in Kauf. Als Kompromiss, falls dir die Beugungsunschärfe zu stark ist, geht es auch mit f/16.

Dass die Sonnensterne nicht bei allen Objektiven gleich gut werden, habe ich auch festgestellt. Aufnahmen mit Weitwinkelobjektiven bzw. Weitwinkelbereichen bei Zoomobjektiven  wirken am besten. Besonders gefallen mir die von meinem 16-55mm, 2.8 - die vom 18-135mm oder auch vom 18-55mm können da nicht mithalten. Das letztere habe ich inzwischen auch verkauft, weil es dem 16-55mm, 2.8 nicht das Wasser reichen kann. Mein 10-24mm und meine Festbrennweiten habe ich in Bezug auf Sonnensternen noch nicht getestet, werde das aber noch ausprobieren.V ielleicht probierst du dich auch mal an Sonnensternen und lässt dich durch sie verzaubern. Gib nicht so schnell auf, wenn es dir nicht gleich gelingt. Verwende evtl. mal ein anderes Objektiv.

 

Überlege dir auch vorher, wohin im Bild du den Sonnenstern platzieren willst, die Drittelregel ist da immer ein guter Anhaltspunkt - auch wenn mir das beim heutigen Bild nicht gelungen ist.  Interessant wird es aber auch, wenn du die Sonne teilweise z. B. hinter einem Baum versteckst. Du kannst dann wunderbar mit den Strahlen spielen, je nachdem wo die Sonne sich genau befindet. Wechsele daher immer mal leicht deinen Standpunkt, die Unterschiede und daher auch die Wirkung können recht groß sein. 

Misserfolge hatte ich u. a. durch verschmutzte Linsen, die Staubkörner sorgen für zahlreiche störende Reflexe auf den Bildern. Sauberkeit lohnt sich hier besonders. Man kann zwar das eine oder andere Störende wegstempeln, aber das hat seine Grenzen. Reflexionen, sogenannte lens flares, gibt es jedoch trotzdem immer wieder. Mir gefallen sie in der Regel auch recht gut, wenn sie nicht zu stark werden. Als Hilfe dagegen wirkt auch hier immer mal wieder ein leichter Positionswechsel. Natürlich sollte man auch nur ganz kurz durch den Sucher in die Sonne blicken, gerade bei einer DSLR kann das Objektiv die Sonnenwirkung extrem verstärken und das Auge schädigen.  Auch der Sensor kann bei zu langer Sonneneinstrahlung beschädigt werden - also Vorsicht!

 

Mir hat diese längere Fotowanderung viel Spaß gemacht, den ich jetzt auch bei der Bearbeitung der Bilder wieder verspüre. Die trüben Gedanken, von denen ich im vorhergehenden Beitrag geschrieben habe, konnte ich endlich mal ganz vergessen. Es war wie ein tiefes Durchatmen in diesen schweren Zeiten. Natürlich will ich nichts verdrängen, auch die Achtsamkeit will das nicht. Das konkrete Leben in der Gegenwart versuche ich mir gerade wieder durch das Training zu erarbeiten. Zukunftsängste will ich da auch nicht aussperren, aber sie sollen mich nicht so sehr beeinflussen und ausbremsen. Ich bin wieder auf dem Weg!