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(227) Eine Burg voll Fotografie

Ja, ich gebe es zu: Ich war wieder auf der Burg. Vier Tage in toller Atmosphäre in altem Gemäuer umgeben von dicken Mauern fokussiert auf eine Sache, das waren für mich nach coronabedingter Pause im den beiden vergangenen Jahren die 13. Fürstenecker Fototage (https://www.burg-fuersteneck.de/kursprogramm/fotografie_und_film/fuerstenecker_foto_tage/22-32701/). Die Nächte waren wieder lang bzw. kurz, Schlaf gab es für mich nur rund 4 Stunden pro Nacht. Aber mit spannenden Workshops, angenehmer Gesellschaft und hervorragendem Essen konnte keine Müdigkeit aufkommen. 

Vier Tage war die Fotografie voll und ganz in meinem Fokus. Am Donnerstag habe ich mir gleich mal eine anspruchsvolle Aufgabe gegönnt: Bildsprache bei Ina. Dieser Tag war eine große Herausforderung an das Sehen. Nach den „eingedampften“ intuitiven Bildern des  Vormittags, an denen wir in Richtung Bildsprache arbeiteten, wurde ich von Ina am Nachmittag mit den Leitworten "Achtsamkeit" und "Vielschichtigkeit" losgeschickt. Ich drehte sehr lange Runden durch das kleine Dörfchen am Fuße der Burg. Die Burg war als Fotomotiv für diesen Tag tabu, weil sie uns zu bekannt war.. Es war ein schwerer Kampf mit und für die Bilder. 5 Bilder sollten präsentiert werden, bei mir waren es versehentlich 6. Die ersten beiden waren lt. Ina „Hammerbilder“ (4,5 von 5 Sternen), das dritte (das ich vergessen hatte zu löschen) genau das Gegenteil. Bild 4 und 5 gingen einigermaßen und Bild 6 war dann wenigstens wieder recht ordentlich. Die ersten beiden waren immerhin auch meine Favoriten, das dicke Lob hat mich sehr motiviert. Wann schaffe ich schon an einem Tag mal 2 Hammerbilder.

Abends nahm uns dann Ulla Lohmann (https://ullalohmann.com/)
 mit auf  spannenden ihre Reisen in die Südsee. Eindrucksvolle Bilder und Filme ließen uns ihre Abenteuer zumindest ansatzweise miterleben.

Am Freitag hatte ich mal wieder einen Streetfotografie-Workshop bei Michael belegt. Michael hat mich vor vielen Jahren in die Geheimnisse dieses Genres eingeführt und damit eine wahre Sucht in mir geweckt.  Nach einer kurzen und informativen Einführung, streiften wir als Einzelgänger durch die Straßen von Fulda. Regen erschwerte am Vormittag die Suche nach spannenden Motiven und Szenen. Mir gelang aber gerade da ein Bild, auf das ich sehr stolz bin.  In einem rotgerahmten Schaufenster spiegelten sich zwei rote Autos. "Jetzt müsste eine Person mit rotem Schirm, roter Jacke oder Mantel kommen" dachte  ich und beschloss zu warten. Nach ca. einer Viertelstunde tauchte dann wirklich diese Frau auf. Kurz nach diesem Bild fuhr dann das hintere Auto weg. Glück muss man haben! Nach einem Erfahrungsaustausch in der Mittagspause wurden die Aufgaben verschärft, ich durfte jetzt nur noch mit meiner 35er Festbrennweite (KB: 50mm) fotografieren. Da sich inzwischen die Sonne breitgemacht hatte und Schattenspiele zauberte, war eine zusätzliche deutliche Änderung zum Vormittag aufgetreten. Es war eine andere Welt. Aus dem tristen relativ menschenleeren Fulda des Vormittags wurde eine lebensfrohe Stadt. Der Nachmittag wurde zu einem komplett anderen Erlebnis. Wieder zurück auf der Burg zeigten wir jeweils unsere drei Bilder des Tages, mit viel Lob und konstruktiven Tipps von Michael. Mir hat der Tag viel Spaß gemacht, einige Tipps habe ich auch mitgenommen, und wann mache ich auch mal bei strömendem Regen Streetfotografie.

Abends gab es dann auch noch eine interessante Sternenführung durch eine Rangerin des Sternenparks Rhön. Es war aber an diesem Abend so eisig kalt, so dass ich mich nach einiger Zeit doch in die Wärme des Torbaus zurück zog. Ich wohne ja in der Rhön und werde auf jeden Fall in nächster Zeit eine solche Tour in passenderer Kleidung mitmachen.

Am Samstag versuchte ich mich in experimenteller Fotografie bei Walter. Auf dem Programm standen gestische Fotografie, Doppelbelichtung und Defokusieren. Leider war das nicht unbedingt etwas Neues, ich hatte mir mehr von diesem Workshop versprochen. Gestische Fotografie ist nur ein anderer Begriff für die ICM-Fotografie, in der ich mich schon längere Zeit übe, und über die ich hier im Blog schon mehrfach geschrieben habe. Doppel- und Mehrfachbelichtungen sind ebenfalls ein Steckenpferd von mir seit ich die X-T4 habe, und das Defokusieren klappt bei den modernen Objekiven, bei denen nicht mechanisch fokussiert wird, nicht mehr wie Walter erst bei diesem Workshop feststellen musste. Ich habe mich dennoch darauf eingelassen und auch einige Bilder erstellt, die mir gefallen wie z. B. das heutige Bild.

Am Abend gab es dann als Überraschung wärmende Feuerschalen, weil es wieder so entsetzlich kalt war, und dazu auch noch Stockbrot, eine schöne Erinnerung an Zeltlager in der Jugendzeit. Natürlich - wie an jedem Abend und in jeder Pause - gab es auch wieder ernste, informative und lustige Gespräche untereinander. Auf der Burg fühlt man sich einfach immer wieder wie in einer großen Familie. Auch neue Teilnehmende werden immer sehr schnell integriert, wenn sie es denn wünschen.

Am Sonntag gab es dann bei Walter einen sehr informativen kurzen Druckworkshop, von dem auch alle Teilnehmende ein eigenes Bild im DIN A3+ Format mitnehmen konnten. Nachmittags gab es dann auch wieder die spannende Galerie mit den Resultaten dieser Fototage. Viele exzellente Bilder beeindruckten mich sehr. Die drei Bilder von allen Teilnehmenden selbstausgewählt, kombiniert mit Making-ofs als Beamerprojektion auf riesiger Leinwand führten allgemein zu großem Staunen und vielen Lachern. Nach dem Kaffee zum Abschluss mussten wir uns leider voneinander und auch von der Burg verabschieden. Auch Marion,  die Fototage so viele Jahre hervorragend geleitet hatte, mussten wir „Tschüss“ sagen, was schon irgendwie traurig war. Aber mit Michael, dem bisherigen Co-Leiter, geht es dann im nächsten Jahr in die 14. Fürstenecker Fototage.