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(236) (Kein) Sonderzug nach Pankow - mit Literaturtipps zum intensiveren Berlin-Erkunden

Nicht mit dem Sonderzug, aber mit einem immerhin pünktlichen ICE sind wir mal wieder für eine Woche nach Berlin gereist. Das Bötzowkiez, in dem unsere Tochter lebt, gehört inzwischen wie der gesamte Prenzlauer Berg zum Bezirk Pankow. Natürlich war ich täglich mit meiner Frau oder auch alleine unterwegs, die Kamera war immer dabei. Wir nutzten die Zeit, in der unser Enkelkind in der Kita war. Hilfreich und sehr bewährt ist dabei seit Jahren immer wieder das Buch "Berlin - Kiez für Kiez", ein Buch, das ich nur empfehlen kann (https://www.viareise.de/reisefuehrer/berlin-kiez-fuer-kiez/) . Viele der 80 interessanten Touren, die alle Stadtteile abbilden,  bin ich schon gelaufen, z. T.  auch mehrfach oder in Kombinationen.  Sehr viele Bücher über Berlin habe ich mir in den vergangenen Jahren schon angeschaut, von den meisten bin ich eher enttäuscht. Ich brauche kein Buch über die üblichen Sehenswürdigkeiten und auch keine Empfehlungen von besonderen Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants. Ich will die Stadt erkunden, Neues entdecken und auch etwas über das jeweilige Kiez erfahren. Dazu ist das oben erwähnte Buch ideal geeignet. Ende September erscheint sogar eine Neuauflage dieses Buches


Neben mehreren Touren durch den Prenzlauer Berg mit dem Kollwitzplatz, dem Helmholtzplatz, der Kastanienallee, dem Wasserturm, der Zionskirche etc., wo ich mich schon sehr gut auskenne, aber immer wieder gerne bin, haben wir dieses Mal eine Tour durch Kreuzberg in Anlehnung an das o. a. Buch gemacht und dabei einen interessanten
alternativen Stadtteilgarten in der Nähe des Moritzplatzes entdeckt. Wir waren auch mal wieder am Engelbecken, wo man so wunderschön bei einem Kaffee in der Sonne sitzen kann. Durch die trubelige Oranienstraße gelangten wir an den neu umbenannten Rio-Reiser-Platz (vorher Heinrichplatz), mit vielen Szenekneipen. Am Mariannenplatz entdeckten wir einen Feuerwehrbrunnen, den ich sofort für meinen feuerwehrbegeisterten Freund Thomas fotografierte. Dort fanden wir auch den interessanten Komplex des ehemaligen Bethanienkrankenhauses, das inzwischen ein großes Kulturzentrum ist. Im alternativen Wohnbereich direkt nebendran gilt Fotografierverbot, was ich aber erst zuhause auf meinen Bildern entdeckte. Vom Görlitzer Bahnhof aus ging es dann wieder zurück ins Bötzowkiez.

Eine weitere Tour führte mich
alleine durchs Regierungsviertel, wo ich schon lange nicht mehr war und das Gefühl hatte, dass sich der Bundestag immer weiter ausbreitet, was bei der derzeit riesigen Zahl der Abgeordneten auch nicht verwunderlich ist. Überall standen Absperrgitter herum , rund um den Reichstag war abgesperrt. Lange aufgehalten habe ich mich dort nicht. Durch den Trubel am Brandenburger Tor lief ich dann weiter zum Holocaust-Denkmal, das immer mehr zu einem Selfie-Hotspot verkommt. Ein Großteil des Denkmals war auch gesperrt, vermutlich wegen Sanierungsarbeiten, da einige Stelen doch deutliche Risse zeigten. Ob dieses Denkmal wirklich als Mahnmal an den Holocaust gelungen ist, bezweifle ich schon von Anfang an, die Informationsstelle innerhalb des Denkmals ist es allerdings schon. An der hessischen Landesvertretung vorbei ging es dann noch zum Potsdamer Platz, der mich fotografisch dieses Mal kaum reizte. Ich vermute, dass ich den Platz mit seinen markanten Gebäuden in den vergangenen Jahren ausfotografiert habe. Nach einem Kaffee in der riesigen "Mall of Berlin", direkt am Bundesrat gelegen, ging es dann vom U-Bahnhof Mohrenstraße - der aufgrund von Einsprüchen wirklich noch so heißt - wieder zurück.

Ich habe die Tage in Berlin wieder sehr genossen, Neues entdeckt, Altes wieder mal gesehen und
bin insgesamt rund 60 km gelaufen. Dafür, dass ich das mit zwei neuen Hüften kann, bin ich sehr dankbar. Genossen habe ich in dieser Zeit auch wieder das Zusammensein mit der kleinen Lea und natürlich auch mit meiner Tochter, mein Schwiegersohn war beruflich gerade in Brasilien. Die kleine Lea zeigte mir täglich den Anfängergeist, der so begeistern kann. Sie zeigte mir auch das unbeschwerte Leben in der Gegenwart, das die Achtsamkeit so sehr anstrebt.

Fotografiert habe ich natürlich auch, weniger die
bekannten Sehenswürdigkeiten, eher das scheinbar  Nebensächliche und Besondere. Die vielen Bilder wollen jetzt natürlich noch bearbeitet werden. Vorher muss ich aber Platz auf der ziemlich vollen Festplatte schaffen und einiges auf externe Platten auslagern und sichern.


Zum
Schluss habe ich noch einen weiteren gerade ganz neu erschienen Buchtipp: „Die schönsten Berliner Kieze: 20 Streifzüge durch die Stadt“ (https://elsengold.de/produkt/die-schoensten-berliner-kieze/). Zu 20 ausgewählten Kiezen findet sich sehr viel Interessantes und Informatives, es geht deutlich mehr in die Tiefe als das o. a. Buch, zeigt aber keine direkten Touren und beschränkt sich mehr auf die inneren Bereiche von Berlin. Der Verlagsaussage „Ein Buch für alle, die Berlin lieben und noch besser kennenlernen möchten“ kann ich aber nur zustimmen.

 

Das heutige Bild zeigt den Trubel auf der Greifswalder Straße, dem ich auf meinen Touren aber weitgehend entfliehen konnte. Das Plakat am Rande des Bildes sagt aber so schön "Berlin braucht seinen Gäste". Ich bin sehr gern dort zu Gast, bin begeistert von dieser Stadt, aber dauerhaft leben möchte ich als Dorfkind dann doch nicht.