(243) Ausgebrannt und eingestürzt

1902 wurde es eingeweiht, seit 1995 steht es leer, am Karfreitag 2022 ist das Dach und ein großer Teil eines Gebäudetraktes eingestürzt. Von außen sieht es auch wenig vertrauenserweckend aus, dennoch wagte ich mich mit zwei Fotofreunden auf eigene Verantwortung in das Hotel Fürstenhof in Eisenach (https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenhof_(Eisenach)). Organisiert wurde das zwar von "go2know" (https://www.go2know.de/), das umfasste aber nur nur die Zutrittsmöglichkeit ohne jegliche Haftung. Geplant und gebucht hatten wir das schon vor zwei Jahren, aber dann kam Corona. Jetzt ist nach langen Streitereien der Abriss des riesigen Hotelkomplexes genehmigt worden, daher wagten wir es noch auf den letzten Drücker. 


Interessant war der große oder besser gesagt riesige Ballsaal, der für 1800 Gäste konzipiert war, und in seinen Dimensionen auch sehr beeindruckte. Er muss ursprünglich von der Gestaltung her sehr opulent gewesen sein, alte Bilder zeigen das auch noch. 1928 sind  aber der Saal und größere Teile des Hotels  abgebrannt und in vereinfachtem Stil wieder aufgebaut worden. Heute präsentiert sich der beim Wiederaufbau auf 2000 Gäste vergrößerte Saal in einem eher nüchternen DDR-Charme. Der Parkettboden ist noch weitgehend erhalten, die Bühnenvorhänge sind noch da, und über allem gibt es noch drei riesige imposante Leuchter mit unzähligen Glaselementen. Wassereinbrüche und auch ein gewisser Vandalismus stören dann allerdings sehr schnell das auf den ersten Blick beeindruckende  Bild.


Fasziniert hat mich besonders das Treppenhaus einer Wendeltreppe über alle Stockwerke mit z. T. farbigen Fenstern und einem am dezent am Jugendstil orientierten Treppengeländer (s. heutiges Bild!). Der Blick von ganz oben nach unten ließ mich nicht los, unzählig viele Bilder habe ich dort oben gemacht und zuhause aber die meisten wieder gelöscht, weil sie im Ergebnis doch sehr ähnlich waren.

Es gab auch sehr düstere dunkle Gänge, in denen es mal schwer gebrannt haben muss, und in denen ich mich nur mit Taschenlampe zurechtfinden konnte. Das Verirren wäre im gesamten Komplex nicht schwer gewesen wäre, weil immer wieder Gänge abzweigten. Versteckt war in diesem ganzen Gewirr  auch ein alter Lagerraum, in dem noch Gläser, Porzellan und sogar alte Kalenderblätter mit Tisch-Reservierungen zu entdecken waren.

Andere Treppenhäuser und Gänge führten zu Tagungsräumen und Zimmern, die noch in einem recht alten Zustand  waren. Verschlissene Vorhänge und alte Tapeten ließen den früheren Prunk dieses ehemaligen Kurhotels erahnen. Einige Räume hatten auch einen herrlichen Blick auf die Wartburg. Oft waren aber die Fenster stark beschädigt und mit Spanplatten oder  irgendwelchen Gittern verrammelt.  Es gab auch etliche Zimmer mit recht modernen Bädern - sogar die Spiegel hingen noch - , die nach der Wende grundlegend renoviert wurden und für uns fotografisch weniger interessant waren. 

Der alte Aufzug war noch vorhanden, aber natürlich außer Betrieb, weil es ja im ganzen Komplex keinen Strom mehr gab. Der Küchenbereich war fast noch komplett eingerichtet und wirkte wie auf der Flucht verlassen.

Trotz einiger wie oben erwähnt recht interessanten Teile war das ganze ehemals riesige Gebäude doch in einem äußerst trostlosen Zustand. Häufig war zerstörendes Wasser eingetreten, immer wieder stieß man auf eingestürzte Bereiche und extreme Brandspuren. Das Hotel ist schon sehr "lost", es ist einen Ruine, da geht nur noch Abriss. Schade drum!

Spannend war es dennoch, auch wenn ich es nicht noch einmal brauche. Meine Achtsamkeit hat es auf jeden Fall trainiert, man musste bei jedem Schritt höchst konzentriert sein, weil es z. T. recht düster war und es  Stolperfallen ohne Ende gab. Aber auch meinen fotografisch-achtsamen Blick hat es geschult, weil meine Augen in diesem Chaos sehr intensiv nach den spannenden Motiven suchen mussten, die sich wirklich lohnten.

 

Fast zur Verzweiflung gebracht hat mich bei dieser Tour und besonders anschließend bei der Bildbearbeitung allerdings mein Stativ. Das hatte ich vor Jahren gebraucht gekauft, weil ich bei einer Islandtour auf  Polarlichter hoffte, die es ja dann auch wirklich gab. Benutzt habe ich es danach sehr wenig. Jetzt war es dort einfach sehr wackelig, obwohl ich die Verschraubungen vorher kontrolliert hatte. Viele Bilder waren schief und mussten in Lightroom ausgerichtet werden, was natürlich auch immer durch den neuen Beschnitt einen gewissen Verlust von Bilddaten beinhaltete. Inzwischen habe i ich mich von ihm getrennt und ein neues Stativ gekauft, das sich bei einem Workshop, von dem ich noch berichten werde, sehr bewährt hat.