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(250) Die neue Fuji X-T5 - Ein Test

Vor einigen Wochen konnte ich im Fotopodcast  den Fujifilm X-Photographer Thomas B. Jones zu den drei neuen Kameras von Fujifilm befragen (https://fotopodcast.de/fpc325/). Mein besonderes Interesse galt dabei der X-T5, da ich schon die X-T2  hatte und zurzeit mit einer X-T4 fotografiere. Jetzt hat mir Fujifilm für zwei Wochen eine X-T5 kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt und das ohne jegliche Vorgaben und Verpflichtungen.


Beim Auspacken fiel mir sofort auf, dass sie kleiner und kompakter ist als die X-T4, das kann man wirklich sehen. Meine Bedenken wegen der Handhabung gerade mit meinem Immerdrauf-
Objektiv, dem schon recht schweren16-55mm 2.8, schwanden aber sofort als ich sie in die Hand nahm. Sie lässt sich zumindest für mich perfekt greifen und halten. Das nur noch  an zwei Achsen schwenkbare Display wie bei der X-T2 und der X-T3 sprach mich sofort an. Ich glaube, ich habe es in den zwei Wochen häufiger genutzt als das dreh- und seitlich ausschwenkbare der X-T4, das mir nie gefallen hat. Es war mir irgendwie immer im Weg, der Blick war auch sehr ungewohnt außerhalb der Bildachse. Hier hat Fujifilm doch mal wieder auf die Nutzer gehört, die mit der X-T-Reihe doch vorrangig fotografieren wollen. Die Drehräder und Knöpfe der X-T5 sind wie bei der X-T4 angeordnet, das ist schon einmal sehr gut. Eine Eingewöhnungszeit brauchte ich daher nicht mehr, nachdem ich alles mit den gewohnten Einstellungen meiner X-T4 belegt hatte.

Die 40MP des neuen Sensors ha
tten mich bei der Neuvorstellung der Kamera eher abgeschreckt. In der Praxis zeigt sich aber dass Fujifilm hier sehr gut gearbeitet hat. Das befürchtete stärkere Rauschen ist nicht zu sehen, nach meinem Eindruck ist es ähnlich dem der X-T4 mit nur 26MP. Bis ISO 3200 kein größeres Problem, ISO 6400 noch verwendbar, darüber wird es dann weniger schön. Getestet habe ich das u. a. an einem trüben Tag im Fuldaer Dom und in der eher düsteren und mystischen Krypta der Michaelskirche, einem meiner Lieblingsorte in Fulda. Während auf den Bildern aus der dunklen Krypta auch bei ISO 6400 kaum ein Rauschen zu sehen ist (s. das heutige Bild, das nicht entrauscht wurde) ist es auf weißen Wänden des Fuldaer Doms bei ISO 6400 deutlich und bei ISO 3200 zumindest leicht zu sehen.

Klar braucht man die 40MP nicht unbedingt,
Ausschnittvergrößerungen sind jetzt sehr gut machbar, das Hineinzoomen in ein Bild zeigt auch ihren Wert. So sind z. B. bei Straßenszenen Schilder und Reklametafeln noch zu lesen, was bei vergleichbaren Bildern mit der X-T4 nicht mehr so eindeutig möglich ist. Bei einem weitwinkligen Bild vom Balkon in unseren Garten kann man bei 40MP soweit hineinzoomen, dass man die gewebte Struktur der Winterabdeckung eines Rosenbäumchens klar erkennen kann. Bei der Vergleichsaufnahme mit der X-T4 zeigt sich da nur noch eine undifferenzierte beige Fläche.

Die 40MP  stellen aber an mich als Fotografen einen
klaren Anspruch stellen, ein leichtes, ganz minimales Verwackeln bei der Aufnahme verzeihen sie im Gegensatz zu den 26MP der X-T4 nicht mehr. Fotografische Ungenauigkeiten wurden mir sehr deutlich gezeigt, aber das war und ist auch nicht schlecht. Das kann das bewusste achtsame Fotogfieren erneut schulen und fördern. Bei der Streetfotografie , die ja das schnelle Reagieren verlangt, kann das aber zu einer größeren Herausforderung werden. Hier hatte ich beim Testen auch so einige Misserfolge, mit der X-T4 hätte es vermutlich funktioniert.

Die 40MP machen keine Probleme bei der Speicherung auf der SD-Karte, auch bei der Verarbeitung der größeren Dateien auf meinem PC dauert zwar das Einlesen etwas länger, zum Glück ist Lightroom aber nur geringfügig langsamer. Da hatte ich Schlimmeres befürchtet und schon den
Kauf eines schnelleren Rechners befürchte, falls ich mich für X-T5 entscheide.

Der Autofokus ist im S-Modus etwas schneller als bei der X-T4, wobei das für mich bisher aber nie ein Problem war. Im C-Modus hat er sich aber deutlich verbessert. Er bleibt an der Person kleben und sorgt für scharfe Bilder.
Auch die Gesichts- und Augenerkennung funktioniert wesentlich besser. Gerade im C-Modus schwächelt die X-T4 sehr deutlich, was ich z. B. beim Fotografieren meiner quirligen Enkelkinder immer wieder feststellen musste, hier hatte und habe ich doch recht viel Ausschuss.

Die neue Motiverkennung habe ich an Autos und Zügen getestet. Bei entgegenkommenden Autos hat sie sich oft am Kennzeichen festgebissen und ein scharfes Bild nach dem anderen erzeugt.
Ich habe mich uir gefragt, was sich die Autofahrer denken, wenn ein Fotografie mit auf ihr Auto gerichteter Kamera am Straßenrand steht. Das Motivprogramm Züge habe ich im ICE-Bahnhof in Fulda getestet mit einem sehr ähnlichen erfreulichen Ergebnis. Probiert habe ich das mit der X-T4 auch schon recht oft, sowohl in Fulda als auch z. B. bei S-und U-Bahnen oder der Tram in Berlin und war immer wieder froh, wenn ich wenigstens ein scharfes Bild hatte. Diese Motiverkennung macht Spaß zumal es noch weitere Motive gibt und Fujifilm per Firmware das Spektrum bei der X-H2s schon erweitert hat.

Weitgehend fotografiert habe ich bei den Tests mit dem
Fujifilm XF 16-55mm 2.8, meinem Lieblingsobjektiv. Von Fujifilm gab es ja im vergangenen Jahr eine ominöse Liste von Objektiven, die die 40MP unterstützen oder vielleicht besser gesagt verkraften. Die Liste ist inzwischen aus dem Netz verschwunden, aber drei meiner Objektive, die nicht draufstanden, wollte ich doch einmal an der X-T5 testen: das Fujifilm XF 10-24mm 4.0, das Fujifilm XF 35mm 1.4 und das Fujifilm XF 18-135 mm 3.5-5.6. Mein Ergebnis: Alle drei liefern sehr gute Bilder und zeigen keine Schwächen. Deutliche Unschärfen am Rand konnte ich keine feststellen, offenblendig vielleicht beim Hineinzoomen ganz minimal. Abgeblendet waren die Bilder einwandfrei.

Und - kaufe ich mir jetzt die X-T5? Da  bin ich noch
sehr unentschlossen. Es hat viel Spaß mit ihr gemacht. Ich habe auch etwas Wehmut verspürt als ich sie gestern wieder zurückschicken musste. Aber eigentlich war und bin ich ja mit meiner X-T4 sehr zufrieden. Die X-T4 ist eine Superkamera. Die X-T5 hat zwar einige Features, die mich sehr reizen, aber ist der Unterschied zur X-T4 so groß, dass ich sie wirklich unbedingt will? Wie sagte schon Faust „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust …“, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang.

P.S.: Das oben erwähnte Fujifilm XF 18-135mm 3.5-5.6 will ich übrigens verkaufen, weil ich es kaum noch nutze seit ich das 16-55mm 2.8 habe. Falls jemand Interesse hat, bitte bei mir melden!

 

Aktueller Hinweis: In der wieder sehr hörenswerten neuen Folge des Fotopodcasts (https://fotopodcast.de/fpc330/) werden dieser Test und auch der Blogbeitrag besprochen. Den Fotopodcast kann ich auch nur empfehlen, in monatlichen Folgen werden auf unterhaltsame Weise verschiedenste Themen angesprochen. 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    oli (Mittwoch, 01 Februar 2023 00:09)

    Wie? Du bist imun gegen GAS? Wie machst du das?
    Ich brauche viel Selbstkontrolle um nicht hier und da einfach mal so Kleinigkeiten (oder größeres…) zu kaufen. :-D
    Aber ich finde die Aktion von Fujifilm echt klasse, hier mal jemand eine XT5 einfach für 1-2 Wochen in die Hand zu drücken um eigene Erfahrungen machen zu können. Just heute hatte mich ein alter Freund angeschrieben und bat mich um eine Einschätzung: Besser X-H2 oder X-T5? Nun… es kommt eben darauf an….
    Ich bin gespannt ob es jemals noch eine X-Pro4/5 geben wird und welchen mutigen Weg Fujifilm dabei gehen wird. Ob ich dann dem GAS erliege… schau’mer mal! ;-)

  • #2

    Ben Brecht (Mittwoch, 01 Februar 2023 20:55)

    Toller und spannender Beitrag, vielen Dank dafür �