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Die Welt neu entdecken

Ich habe irgendwann in den letzten Jahren ganz unbewusst angefangen bewusster zu fotografieren: Früher besichtigte ich irgendetwas, nahm die Kamera mit und knipste nebenbei, heute gehe ich Fotografieren. Ich ziehe los, um achtsam nach Motiven zu suchen, auch in der näheren Umgebung, um Bekanntes in einem neuen Licht, einer neuen Perspektive o. ä. wahrzunehmen. Die Kamera ist wie ein drittes Auge, mit dem man neu sehen oder sogar wie zum ersten Mal sehen kann. Die Kamera gewährt mir einen neuen unverstellten Blick, das macht es spannend und entspannend. Die Achtsamkeit schult das Sehen, macht frei von Vorurteilen und Voreinstellungen. Ein Weg, den ich schon sicherlich hunderte Mal gegangen bin, eröffnet mir neue Ansichten. Eine schon oft gesehene Baumreihe sieht plötzlich aus wie  in der Toskana An einem trüben Tag, an dem ich früher die Kamera zuhause gelassen hätte, bietet mir der Himmel plötzlich ein Wolkenspektakel.

Ein Strandspaziergang im Urlaub an einem bedeckten trüben Herbsttag, der eigentlich keine “schönen” Strand-Meer-Motive bietet, lässt meine Blicke auf den Boden lenken und entdeckt dort viele Feinheiten, Bilder – Stillleben, die die Natur arrangiert hat. Man muss sie nur sehen – mit diesem Anfängergeist. Auch die Streetfotografie, die ich seit einigen Jahren betreibe, gewinnt dadurch. Mein Blick für interessante Szenen mit einer Story, ist weiter und offener geworden. Der Augenblick des Reagierens ist spontaner geworden. Ich gehe durch die mir vertraute Stadt, gehe durch mein Dorf, auf altbekannten Wegen und sehe Neues. Mein Blick ist geschulter durch den Anfängergeist, durch den man alles wie zum ersten Mal sieht. Es fällt mir dadurch auch leichter eine neue unverstellte Perspektive einzunehmen und das hat Wirkungen auf meine Fotografie.