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Wie ich zur Achtsamkeit kam

Der Achtsamkeit bin ich über eine Empfehlung einer befreundeten Kollegin zum Stressabbau vor ca. 10 Jahren zum ersten Mal begegnet. Mit Hilfe einer CD habe ich vor allem den Bodyscan immer mal wieder durchgeführt. Mir war dennoch der Begriff der Achtsamkeit nicht sehr vertraut. Ein Name, auf den ich sehr schnell gestoßen bin, war Jan Kabbat-Zin. Sein Buch „Gesundheit durch Meditation“ habe ich mir damals besorgt und auch grob gelesen. Aber irgendwie bin ich der Achtsamkeit nicht wesentlich näher gekommen. Der Begriff der Meditation hat mich auch eher abgeschreckt. Ich verbinde damit Jugenderinnerungen von Meditationswochenenden in Klöstern oder Bildungsstätten. Langes ruhiges Sitzen in unbequemen Haltungen mit eingeschlafenen Gliedmaßen fand ich einfach nur langweilig. Es war halt an der Mode, so etwas zu probieren. Vor einigen Jahren erlebte ich dann leider einen regelrechten Burnout. Psychopharmaka halfen mir über die erste Zeit einigermaßen hinweg. Arbeiten war aber unmöglich. Gespräche mit einem Psychotherapeuten halfen mir aber wenig weiter.In dieser Zeit der Ratlosigkeit erinnerte ich mich an den Bodyscan und beschäftigte mich intensiver mit dem Thema der Achtsamkeit. Ich entdeckte dann, dass gerade zufälligerweise in Fulda erstmalig ein Acht-Wochen-Kurs zum Achtsamkeitstraining angeboten wurde. Sehr schnell wurde in mir die Motivation geweckt, mich darauf einzulassen. Schon am ersten Abend beeindruckten mich die berühmte Rosinenübung und ein von der Leiterin angeleiteter Bodyscan. Im Verlauf des Kurses lernte ich dann auch die Form der Meditation achten und schätzen. Achtsames Yoga, achtsames Reden und Gehen, viele Gespräche zum Erfahrungsaustausch und ein Tag der Achtsamkeit mit achtsamem Essen und Schweigen zeigten mir die ganze Bandbreite achtsamer Erfahrungen. konzentrieren.  Die Zahl der Kursteilnehmer bröckelte allerdings allmählich ab, richtig durchgehalten haben nur sehr wenige. Tägliches Training, was anfänglich schon schwer fällt, ist notwendig. 

Aber auch Auswirkungen – die man sich ja erhofft - erfolgen in der Regel nicht sofort, sondern erst im Verlauf der acht Wochen oder sogar erst (viel) später. Eine erste Auswirkung bei mir war, dass mir mein geliebtes Morgenritual, beim Frühstücken gleichzeitig die Zeitung zu lesen, widerstrebte. Ich konnte mich beim Frühstücken nicht mehr auf die Zeitung konzentrieren. Das Essen verlangte meine gesamte Aufmerksamkeit oder soll ich besser sagen Achtsamkeit. Bewusst den Augenblick zu erleben, scheint zwar etwas vollkommen Natürliches, ist aber in Wirklichkeit ein großes Geschenk. Achtsamkeit begleitet mich seit dieser Zeit in meinem Alltag. Ich meditiere fast täglich, die „langweilige“ Meditation und nicht der ursprünglich so wohltuend empfundene Bodyscan ist meine Begleiterin geworden. Zwanzig - dreißig Minuten am Stück reichen mir aus, manchmal sind es an einem Tag auch mehrere kürzere Meditationen. Kurze Phasen der Achtsamkeit bei alltäglichen Dingen wie Essen, Zähneputzen oder Wäsche aufhängen unterstützen und verinnerlichen die Achtsamkeits-erfahrungen. Den Bodyscan führe ich natürlich auch immer mal wieder durch, ich habe ihn aber inzwischen so verinnerlicht, dass ich ihn verkürzen oder verlängern kann, je nach  Bedarf. Achtsames Yoga und achtsames Gehen haben mich dagegen nicht so sehr angesprochen. Sie spielen daher nur eine ungeordnete Rolle. Die Auseinandersetzung mit den buddhistischen Grundlagen fand und finde ich als Theologe spannend. Ich habe mich sehr intensiv mit Buddha und seiner Lehre beschäftigt. Vieles davon ist doch so einleuchtend. Die grundsätzliche Ablehnung von Gewalt, die sich auch im christlichen Gebote der Nächstenliebe wiederfindet, im Buddhismus aber auch befolgt wurde und wird, was man vom Christentum so einfach nicht sagen kann, ist beeindruckend.

Dennoch soll hier klar gesagt werden, das Achtsamkeit in dem von mir verstandenen Sinn ohne jeglichen religiösen Hintergrund verstanden und ausgeübt werden kann. Sie hat auch nichts mit Esoterik oder anderen Modeerscheinungen zu tun.