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Graffiti - Kunst oder Unkunst

Graffitis kann man schön finden oder nicht. Manche werden sogar für viel Geld als ganz große Kunst gehandelt. Bei meinen Spaziergängen durch Kreuzberg fand ich sehr vielfältige Formen. Es gibt Laden- oder Hausbesitzer, die ihr ihre Straßenfront von einem Graffitikünstler bemalen oder besser besprayen lassen. Oft haben sie dabei die Hoffnung, dass eine ungeschriebenes Gesetz eingehalten wird: Ein Graffiti wird nicht übersprüht. Leider halten sich aber nicht alle "Künstler" daran. Sehenswerte Graffitis werden beschmiert - anders kann ich das nicht ausdrücken. Und das ist sehr schade. Graffitis bringen aber gerade in Berlin Farbe in sonst eher triste Straßenzüge. Sehenswerte Gebiete sind dort besonders Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain. Das RAW-Gelände in Friedrichshain ist so ein besonderer Ort. RAW ist hier die Abkürzung für Reichsbahnaus-besserungswerk, hat also nichts mit Fotografie zu tun. Dort findet man jede Menge sehenswerter Kunstwerke, aber bitte nur tagsüber. Nachts ist dort die Hölle los. Sehr empfehlenswert und wenig bekannt ist auch das "Schöneberger Südgelande", ein naturbelassener Park auf einem ehemaligen Bahngelände. Dort gibt es legale Spraywände, aber auch illegale. Ich fand es dort sehr faszinierend.

Fotografisch finde ich diese Graffitis immer wieder höchst spannend. Z. T. sind sie schwer abzubilden. Gut ist auch immer wieder wenn der Kontext erkennbar ist, also auch Gebäudeteile zu sehen sind. Mal liefern sie nur bunte Farben für ansonsten Tristes, mal sind sie aber ganz konkret das Motiv. Oft entscheide ich mich auch für kleine Ausschnitte, in denen dann nur Formen und Farben wirken. Auch mit dem Untergrund zusammen können sie sehr gut wirken, so zeigen z. B. die Verzierungen einer Holztür im Zusammenhang mit den Graffitis oder einfach nur mit den Farben eine schöne fast dreidimensionale plastische Wirkung. Interessant kann auch sein, sich in einer Graffiti-Gegend auf die Suche nach einer ganz bestimmten Farbe zu machen. Hierbei wird die Achtsamkeit besonders gefördert, man muss offen sein für die Kleinigkeiten, muss die Wahrnehmung öffnen, hinter dem Bild besonders die Farben sehen, vom Ganzen auf die Teile achten können. Das verlangt schon einige Übung. Gut ist es, wenn man ein Farbbeispiel z. B. aus einer Zeitschrift, Werbung etc. dabei hat. Gut eignen sich die Pantone Postkarten (erhältlich z. bei Amazon, buecher.de ...). Sie zeigen schon sehr extrem differenzierte Farben, damit macht das achtsame Suchen aber auch richtig Spaß.