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Münsteraner Akzentuierung

Nach einer längeren Pause aus gesundheitlichen Gründen geht es jetzt wieder weiter:

Münsteraner Akzentuierungoder die Frage: Was ist wichtiger? Vor einiger Zeit war an einem Wochenende mit fünf ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in Münster. Nachdem wir viele Jahre auf Landesebene intensiv zusammengearbeitet hatten, treffen wir uns - inzwischen fast alle im Ruhestand- schon seit einigen Jahren einmal zu einem verlängerten Wochenende in einer deutschen Stadt. Diese Mal war es Münster, die Stadt des Westfälischen Friedens und Kardinal von Galens. Eine gewisse Ergriffenheit erfüllte mich im historischen Friedenssaal, der an den Friedensschluss erinnert. Zwischen zwei großen Besuchergruppen war der Saal kurzzeitig fast leer und der Atem der Geschichte war zu erahnen. Der überraschend kleine Saal verströmte etwas. In der Lambertikirche und im Dom die Räume zu erleben und die Kanzeln zu sehen, von denen Kardinal von Galen seine Predigten gegen das Naziregime gehalten hat, machte für mich Widerstand spürbar und ermutigte, nicht alles einfach hinzunehmen sondern den Mund aufzumachen, achtsam dieser Welt zu begegnen und gegen Missstände anzugehen. Auch Edith Stein, die sehr früh den Brutalismus des Naziregimes erkannte und Warnungen verfasste und in Ausschwitz umgebracht wurde, war in dieser Stadt zu begegnen. Aber auch die irrglaubigen Wiedertäufer, die etliche Jahre diese Stadt unterdrücken, sind ein schrecklicher Teil ihrer Geschichte. Die Münsteraner Bürger schafften es nach dem Zweiten Weltkrieg ihre stark zerstörte Stadt in ansehnlicher Weise wieder aufzubauen. Wo anderswo billige Nachkriegsarchitektur bis heute Stadtbilder stört, findet man hier Atmosphäre. 

In dieser Umgebung also trafen wir sechs uns wieder, nachdem im vergangenen Jahr ein Kollege und ich aus gesundheitlichen Gründen gefehlt hatten. Wir sind alle älter geworden, was bei dem einen oder anderen mehr oder weniger zu spüren ist. Gegenseitige Rücksichtnahme wird immer wichtiger, auch die gemeinsamen Unternehmungen werden begrenzter, aber das Reden, die Gespräche bleiben. In den vergangenen Jahren war ich auch der "Fotograf" dieser Treffen, die anderen freuten sich hinterher (hoffentlich) über die Bilder. Dieses Mal wurden mir vollkommen unbewusst von tag zu Tag allmählich die Gespräche wichtiger. Die Achtsamkeit "schlug" mal wieder intensiv zu. Fotografieren verlangt mich in achtsamer Weise ganz, das Reden aber auch. Nebenbei Fotografieren ging nicht mehr. Lediglich einige  Lediglich einige Erinnerungsbilder sind entstanden. Immer mehr wird für mich der Zusammenhang von Fotografie und Achtsamkeit deutlich früher und bei diesem Treffen waren mir die Gespräche sehr viel wichtiger. Und diese Gespräche waren richtig gut, auch nach zwei Jahren Abstinenz meinerseits waren wir noch ganz eng beieinander. Mein Erleben und auch mein Leben haben sich durch die inzwischen schon jahrelange gelebte Achtsamkeit geändert und das ist gut so. Auch für die Fotografie, die hier ins Hintertreffen geriet, kommt wieder die Zeit, in der sie in voller Achtsamkeit im Vordergrund steht. Die jeweiligen Erfahrungen und Erlebnisse beim Reden und beim Fotografieren werden so deutlich intensiver. Man kann nur Eines richtig und intensiv tun.

 

Ich kann nur raten: Probiert das aus!