Zwei Bezeichnungen, die sehr ähnlich klingen, aber dennoch sehr unterschiedlich sind. Vermutlich kennen die meisten den Panettone, den italienischen Kuchen in den hohen Pappschachteln, den es immer um die Weihnachtszeit gibt. Durch Zutaten wie Rosinen und kandierte Früchte ähnelt er unserem Christstollen, schmeckt aber vollkommen anders. Und an seinem Geschmack scheiden sich die Geister, mir schmeckt er besser als der Christstollen. Für mich ist er ein Geschmackserlebnis, das zum achtsamen Genießen anregt: Der frische, fluffige Teig, die süßen Rosinen, das aromatische Orangeat oder Zitronat. Jeder kleine Bissen schmeckt anders, man kann ihn fast auf der Zunge zergehen lassen und dem Geschmack nachspüren. Hier macht mir achtsames Essen so richtig Spaß. Da der Panettone mit Weizensauerteig gebacken ist, hält er sich erstaunlich lange oder besser gesagt, würde er sich erstaunlich lange halten. Ein kleines Stück für die nächsten Tage ist leider nur noch da. Aber er schmeckt ja auch so gut!
Pantone ist dagegen etwas ganz anderes, es ist etwas für die Augen: Es bezeichnet ein international verbreitetes und etabliertes Farbsystem für die Textil-, Druck- und Grafikindustie, basierend auf 18 Basisfarben, aus denen nach festgelegten Rezepten mehr als 3000 Farben gemischt werden können. Jede dieser Farben hat ihre eigen Nummer und kann so weltweit identifiziert und hergestellt werden. Die originalen Pantone Farbfächer sind recht teuer und auch eher für die Industrie gedacht. Es gibt aber eine Sammlung von 100 Postkarten (https://www.buecher.de/shop/englische-buecher/pantone-postcard-box/broschiertes-buch/products_products/detail/prod_id/32461455/) mit den schönsten Pantone-Farben. Sie ist eine herrliche Spielerei für uns Fotografinnen und Fotografen. So wähle ich mir hin und wieder eine Farbkarte aus oder ziehe sie verdeckt, dann wird es noch spannender. Mit dieser Karte gehe ich dann los und suche nach genau dieser Farbe, je nach Farbe kann das natürlich sehr schwierig werden. Einige Farben werde ich in meinem ländlich-dörflichen Umfeld kaum finden, dann geht es halt in die Stadt. Dort wird es meist schon leichter. Die Spannung, die Konzentration, die in dieser Übung oder besser in dieser Spielerei liegt, lässt bei mir ein intensives Erleben und Sehen zu, das ich auch als sehr achtsam bezeichnen würde. Es macht riesigen Spaß und lässt auch eine gewohnte Umgebung in einem neuen Licht erscheinen. Meine suchendes Schauen wird sehr intensiv, bis sich schließlich die Spannung löst, weil ich die Farbe gefunden habe. Manchmal gebe ich mich auch mit einer ähnlichen Farbe zufrieden, um keine Frustration aufkommen zu lassen. Ein schönes Beispiel für diese Vorgehensweise habe ich kürzlich bei dem Online-Magazin kwerfeldein gefunden (https://kwerfeldein.de/2018/01/04/ve-wolff/). Bisher habe ich selbst mich immer mit dem Finden der Farbe zufrieden gegeben, ich werde jetzt auch immer mal Karte und Motiv zusammen festhalten, wie in diesem schönen Beispiel. Gerade weil Farben beim Fotografieren eine hohe Bedeutung haben, kann diese Übung sehr viel zu einem differenzierteren Farbempfinden beitragen und gleichzeitig ist sie eine intensive Achtsamkeitsübung, weil ich mit voller Konzentration an einer Sache bin. Probiert es mal aus. Für den Anfang tun es übrigens auch Farbfächer (z. B. für Wandfarben) aus dem Baumarkt oder Farbmuster aus Illustrierten.