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Experiment f1.2

Eine regelrechte heftige Grippewelle hat meine Familie erwischt. Ich bin zwar bisher verschont worden und bleibe es hoffentlich auch, hatte aber in den beiden vergangenen Wochen genug um die Ohren. Ein Blogbeitrag blieb daher aus. 

 

Vor ca. drei Wochen habe ich ein Experiment gewagt. Ich habe mir für meine Fuji ein 35mm Objektiv mit Offenblende f1.2 gekauft. Das Experiment bestand oder besteht zuerst einmal darin, dass es kein Fujiobjektiv ist, sondern ein mir vorher unbekanntes Billig-Objektiv aus China (https://www.amazon.de/7artisans-Manuelle-Standard-Objektiv-Mirrorless/dp/B078XZSX7R). 35er Objektive von Fuji gibt es mit f1.4 und 2.0. Beide sind wesentlich teurer. Dafür ist dieses Objektiv allerdings auch nur manuell zu bedienen. Ich ging also das Risiko ein, bestellte und wartete  auf die Lieferung. Die Verpackung machte schon einmal einen positiven Eindruck, ein Objektivkarton wie man ihn auch von anderen Herstellern kennt. Beigelegt waren ein Objektivbeutel und ein Obkjektivköcher. Zusätzlich gab es noch ein Mikrofasertuch. Das Objektiv selbst macht, wenn man es in die Hand nimmt, einen ordentlichen Eindruck und scheint recht gut verarbeitet zu sein. Wichtig sind aber die optischen Qualitäten. An die Kamera passt es perfekt, das Bajonett sitzt. 

 

Erste Versuche zuhause im Wohnzimmer zeigten mir auch sofort den erwarteten sehr engen Schärfebereich bei Offenblende f1.2, meinem zweiten Experimentierteil.  Meine bisher größte Offenblende waren 1.8 von Nikon. Fotografieren ging jetzt natürlich auch bein sehr wenig Licht.  Am PC zeigte sich bei diesen ersten Versuchen eine recht ordentliche Schärfe. Jetzt  musste ich raus ins Freie, und die Enttäuschung kam - allerdings aufgrund eines Fehlers meinerseits. Ich schaut - wie meist eher selten - auf die Ergebnisse auf dem Display. Das ist sicherlich noch ein Überbleibsel aus meiner analogen Zeit. Die Bilder schaue ich mir erst zuhause auf dem PC an, auf dem Display kann ich nur wenig beurteilen. An diesem Tag war auch sehr hell. Jetzt ahnen es sicher einige von euch schon, die meisten Bilder waren deutlich überbelichtetet. Trotz kürzester Verschlusszeit und kleinster ISO war es für Offenblende f1.2 einfach zu hell. Etwas Nachdenken hätte das sicherlich vermieden. Zumal ich ja auch Tests mit  Abblenden hätte machen können. Einige Bilder waren allerdings überraschend gut, Abbildungsleistung und Schärfe sind für mich in Ordnung. Ich stelle hier auch nicht die Ansprüche wie an ein vielfach teureres Objektiv.

 

Unterwegs bin ich ansonsten allerdings auch lieber mit Zoomobjektiven, wobei das Kitobjektiv von Fuji (18-55) einfach Spitze ist. Das neue Objektiv habe ich eher für Personenaufnahmen im Innenbereich gekauft. Da stößt man mit den Zoomojektiven doch recht schnell an Grenzen, auch wenn die Fuji hohe ISO-Zahlen gut verträgt. Mein kleiner Enkel, den ich vergangene Woche z. T. betreuen durfte, war zeitweise - allerdings immer nur für kurze Momente - ein recht williges Modell. Das manuelle Scharfstellen gelingt durch die Hilfestellungen der Fuji mit Focus-Peaking und Fokuslupe recht schnell. Meine analogen manuellen Jahre haben sicherlich auch einiges an Erfahrung beigetragen. Scharfstellen auf das vordere Auge, die alte Porträtregel, gelingt sehr gut. Es macht richtig Spaß: Die Ergebnisse - natürlich mit einem gewissen Ausschuss - überzeugen mich und das Objektiv bzw. das Arbeiten mit ihm macht mir viel Spaß. 

 

Das Fotografieren mit diesem Objektiv  hat schon etwas sehr Achtsames. Neben der Tatsache, dass eine Festbrennweite mir mehr Aufmerksamkeit abverlangt und ich mich mehr bewegen muss als bei einem Zoomobjektiv, um den richtigen Bildausschnitt zu finden, verlangt die Offenblende auch noch einigesmehr  an Intensität. Die Schärfe muss ich und nicht der Autofokus setzen. Spielerisch kann ich da auch recht viel ausprobieren. Ich fühle mich noch stärker ins Fotografieren integriert als beim Nutzen des Autofokus. Es ist ein wirkliches Fotografieren und kein schnelles Knipsen. Ich kann kann nur sagen - auch unter dem Aspekt der Achtsamkeit - dass das Experiment gelungen ist. Offenblende, das Spiel mit der engen Schärfe bei f1.2, ist sehr spannend und vertieft die Freude am Fotografieren. Natürlich ist sie nicht für jedes Motiv geeignet, aber auszuprobieren, wo es wirkt,macht Spaß und bringt wieder einen neuen Reiz beim Fotografieren. Und ehe ich es vergesse: Das Bokeh ist auch recht gut. 

 

Ich kann euch nur empfehlen, eure größte Offenblende mal intensiver auszuprobieren. Das manuelle Fokussieren kann gerade hier helfen die Schärfe sehr exakt zu setzen. Autofokus ist schon etwas Schönes, aber mal wieder ohne ihn fotografieren, kann dich auch achtsamer werden lassen. Du siehst viele Motive neu und kannst wesentlich kreativer gestalten. 

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P.S.: Da ich schon mehrfach zu den Bildern in meinem Blog befragt wurde, will ich hier einmal eine Antwort versuchen: Die Bilder stehen schon in einem mehr oder weniger direkten Bezug zum jeweiligen Blogbeitrag. Z. T werden sie direkt für den Blogbeitrag fotografiert, andere suche und finde ich in meinem Archiv. Ich möchte aber bewusst keinen Bezug vorgeben. Lasse sie doch einfach zusammen mit dem jeweiligen Beitrag wirken und deine Fantasie anregen. Auf eine spezielle Galerie habe ich bisher verzichtet, die Bilder größer bzw. mehr Bilder hochzuladen bringt mich schnell an die Grenzen meines derzeit noch kostenlosen Accounts bei Jimdo. Aber was nicht ist kann ja vielleicht noch werden.