Für Journalisten und Zeitungsreporter ist die Sommerzeit oft eine Sauregurkenzeit. Für mich findet sie fotografisch im Winter statt. Das jetzt erneut sehr kalte Wetter gibt mir nur wenig Anreiz
um Fotografieren. Die wenigen sonnigen Tage hatten schon mal gut getan. Aber seit einigen Tagen regiert wieder die Kälte. Letzte Woche musste ich mal wieder auf die Wasserkuppe, im Tal
war es sonnig und auch noch einigermaßen warm – oben lag immer noch ordentlich Schnee und es war richtig kalt. Mit eiskalten Händen und Füßen hilft dann auch die Achtsamkeit nicht mehr weiter.
Nach kurzer Zeit und einigen wenigen Fotos fuhr ich auch schon wieder zurück. Schnee reizt mich einfach nicht mehr. Zuhause fotografiere ich schon aus Langeweile die verblühten Tulpen auf dem
Esstisch.
Im warmen Zimmer beschäftige ich mich momentan lieber mit älteren Bildern. Auf meinem PC schlummern immer noch etliche Raws, die auf Entwicklung warten. So war ich vor ca. 2 Jahren mit
einigen Fotografierenden (Gender lässt grüßen!) in einer alten leerstehenden Fabrik, einem sogenannten Lost Place. Die verschiedenen Gebäude sind an unterschiedliche Interessenten verkauft
worden. Alle haben uns den Zugang und das Fotografieren gestattet, aber nicht alle waren mit einer Veröffentlichung der Bilder einverstanden. Damals entwickelte ich auch nur die Bilder, die
ich veröffentlichen konnte. Der Rest schlummerte wie viele andere Bilder seelenruhig auf der Festplatte. Jetzt reizten mich gerade diese Bilder, ich fing an sie in Lightroom
zu bearbeiten und es machte riesig Spaß. Ich sah mich wieder in den riesigen Hallen, immer auf der Suche nach tollen Motiven. Diese Stunden damals hatten sehr viel Achtsames, denn nur so
kann man wirklich sehr viel Spannendes entdecken. Beim Entwickeln war ich wieder voll und ganz in der damaligen Situation, jedes kleine Motiv konnte ich zuordnen. Ich habe mich riesig über
die faszinierenden Motive gefreut (Selbstlob muss auch mal sein!). Voller Achtsamkeit war ich auch in dieses Entwickeln vertieft, ich wollte jedem Bild gerecht werden. Die Zeit habe ich an
diesem Tag voll und ganz vergessen –und die sauren Gurken auch. Auch wenn die Achtsamkeit sich auf die konkrete Gegenwart bezieht, heißt das für mich nicht, dass ich auch sehr achtsam in
ältere Bilderwelten eintauchen kann und sie auch genießen, mich wieder an ihnen erfreuen kann. Dieses erfreuen und Genießen ist ja aktive Gegenwart.
Es ist sowieso sehr traurig, dass so viele Schätze auf den Festplatten vor sich hin träumen und ist nicht mehr näher betrachtet werden. Diese Inflation von Bilder im digitalen Zeitalter betrifft
mich auch, aber ich versuche ihr immer wieder zu widerstehen. Ältere Bilder wieder mal schätzen und neu betrachten, vielleicht auch mal wieder ganz neu sehen ist achtsam. In den letzen 12
Jahren, in denen ich digital fotografiere, habe ich bedeutend mehr Bilder geschossen als in den ca.30 analogen Jahren vorher. Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen sehr viel bewusster und
damit achtsamer zu fotografieren. Ich muss nicht alles festhalten, ein Bild muss sich wirklich lohnen. Jedes Bild sollte - oder besser gesagt - muss wirklich wertvoll sein.
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