· 

Roque Nublo und das Kunsthandwerk

Im Urlaub auf Gran Canaria - der leider gestern zuende ging - wollten wir zum Roque Nublo wandern und haben uns sehr darauf gefreut. Wir sind früh losgefahren, die engen und kurvigen Bergstraßen brauchten Zeit und voll  Aufmerksamkeit. Als wir ankamen, waren leider alle Parkplätze belegt. Was tun?  - Erst mal weiterfahren, in Tejeda bummelten wir dann durchs Städtchen, fotografierten den Roque Nublo aus der Ferne. Aus der Nähe hatten wir uns tolle Bilder versprochen. Nach einem sehr milchlastigen Cortado probierten wir unser Glück nochmals. Leider umsonst: Inzwischen hatten sogar einige die Straße so zugeparkt, dass man kaum noch durchkam. Achtsamkeit hieß jetzt für uns, nicht auch noch weiter die Straße zuparken bzw. wild parken. Schließlich ist das eine zwar enge Hauptstraße, hier müssen aber auch Busse und LKWs durchkommen. Egoisten scheinen das nicht zu bedenken.

Wir verzichteten als auf den Roque Nublo und hielten daraufhin auf dem Rückweg - weil wir ja jetzt Zeit hatten - in einem kleinen Nest namens Fataga, das auf den zweiten Blick sogar recht nett war und auch etliche gute Fotomotive hergab. Dort stießen wir auch auf einen schönen Laden, in dem Kunsthandwerk von der Insel verkauft wurde, kein Touristenkitsch - wie leider in vielen Geschäften auf der Insel - sondern richtig schöne Sachen: Töpferwaren, Schmuck, Seidenschals, Bilder, herrlich duftende Seifen und vieles mehr. Wir kamen in ein schönes und gutes Gespräch mit der Inhaberin, die uns viel über die einzelnen Künstlerinnen und Künstler berichtete und der ich aufgrund meiner Erfahrung noch einiges über die Töpferei und ihre Besonderheiten erzählen konnte. 

Zwar habe ich dieses über viele Jahre bei einem Töpfer und Designer erlernte Handwerk schon seit Jahren nicht mehr ausgeübt, bedingt durch hohe berufliche Belastung. Im Gespräch bin ich aber soweit gegangen, mehr oder weniger zu versprechen, dass ich noch in diesem Jahr wieder beginne. Und das war gut so! Die Töpferscheibe und der Brennofen warten schon lange. Das Drehen auf der Töpferscheibe hat etwas sehr Meditatives, es verlangt die volle Aufmerksamkeit, ein falscher Griff und das Gefäß ist zerstört, ständige Achtsamkeit führt hier zur Effektivität, zu einem schönen Gefäß.

Ähnlich geht es mir aber auch mit der Fotografie. Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin, bin ich in voller Achtsamkeit für besondere Motive. Gerade einer meiner fotografischen Schwerpunkte, die Streetfotografie, verlangt das volle Dasein im gegenwärtigen Moment. Es verlangt sogar eine gewisse Vorahnung für spannende Szenen. Ein Tick zu spät und die  Situation ist vorbei. Beobachte dich auch mal bei deinem Fotografieren, auch daraus kann man lernen.. Vielleicht verstehst du dann eher, warum dir bestimmte Bilder nicht so gelingen. Beim Töpfern ist es ähnlich, ein kleiner Fehlgriff auf der Töpferscheibe und das war's. Hier hilft nur aus solchen Fehler zu lernen, immer wieder neu anzufangen  und zu versuchen, sie zu vermeiden. Achtsamkeit ist das große Hilfsmittel in vielen Lebensbereichen, zumindest für mich.