Neun Fotografen der Fotofreunde Fulda/Rhön (http://www.fotofreunde-fulda-rhoen.de/) waren am vergangenen Wochenende in der Hauptstadt und ich war dabei. Am Freitag gab die Streetart auf dem
RAW-Gelände (https://www.berlin.de/kultur-und-tickets/tipps/kunst/institutionen/3848472-2227531-raw-gelaende.html
) eine Vielzahl an Motiven her. Tagsüber lässt sich dieses Szenegebiet auch problemlos betreten, nachts - wenn die Menschenmassen dort in die Clubs strömen - wäre das nichts mehr für mich. Was
dort nachts los sein muss, lässt sich schon an der Vielzahl an Geldautomaten erahnen. Bei genauem Beobachten sind leider auch schon am Tag Dealer zu sehen. Am Ende der Tour durch das
RAW-Gelände wurden dann auch passgenau die kleinen Autos der Hotrodtour (https://www.hotrod-tour-berlin.com/) aus ihrer Garage gefahren. Männer und Autos, da waren weitere spannende Motive vorprogrammiert. Nach einer kurzen
Kaffepause im gemütlichen und auch fotogenen Bistro "Wahrhaft Nahrhaft" (http://www.wahrhaftnahrhaft.de/) ging es über die bekannte Oberbaumbrücke, die irgendwie an einen gotischen Kreuzgang erinnerte. Die oberirdisch
fahrende U-Bahn in Richtung U-Bahnhof Schlesisches Tor war ein weiteres spannendes Motiv. Entlang der "East Side Gallery" (http://www.eastsidegallery-berlin.com/), die mich immer wieder an die schreckliche Geschichte der Teilung Berlins erinnert, ging es zum Ostbahnhof und
von dort zum Hackeschen Markt. Ziel waren aber nicht die stylischen Hackeschen Höfe, sondern der abgerockte Hof von Haus Schwarzenberg (http://haus-schwarzenberg.org/) mit seinem "sehenswerten" Treppenhaus, auch einem Szenebereich, den man gesehen und fotografiert haben
muss. Dass direkt davor ein gigantischer Bagger mit dem Abriss eines Hauses beschäftigt war, war ein weiteres unvorhergesehenes aber auch spektakuläres Motiv für uns Fotografen.
Am Samstag standen die Heilstätten in Beelitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Beelitz-Heilst%C3%A4tten) auf dem Programm. Es war eine der letzen Möglichkeiten vor der beginnenden Renovierung dieses Teils der riesigen Anlage. Zuerst hat uns doch die große Anzahl an Fotografinnen und Fotografen (ca. 60 Personen) bei dieser Tour erschreckt. Aber in den acht zu besichtigenden Gebäuden verteilte sich das sehr gut, zeitweise hatte ich sogar das etwas bedrückende Gefühl, alleine in einem solchen maroden Gebäude zu sein. In einem der Häuser flog auch noch ein verirrter Vogel herum, die Geräusche verursachten mir zusätzlich Gänsehaut. Von den Guides wurde einiges zur Geschichte dieser Heilstätten vermittelt. Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Architektur im Landhausstil schon von ihrer Planung her zur Gesundung der Menschen beitragen sollte. Mich erinnerte dies stark an das - inzwischen allerdings weitgehend hervorragend renovierte - Hospitale Sant Pau in Barcelona (https://de.wikipedia.org/wiki/Hospital_de_la_Santa_Creu_i_Sant_Pau). Da könnten sich heutige Krankenhausbauten ein Stück davon abschneiden. Dass die Heilstätten aber in den Kriegszeiten dann als Lazarett für verwundete Soldaten genutzt wurden, gab dem Ganzen für mich eine bedrückende Atmosphäre. Ich musste immer wieder an die vielen Schicksale denken, die sich vermutlich dort abgespielt haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es dann als Militärhospital der Sowjets, die es leider auch extrem herunterwirtschafteten. Einiges wird wohl Ruine bleiben oder abgerissen werden. Diese als Gesundheitsstadt großzügig angelegten Heilstätten erfüllten in ihrer Geschichte leider nur sehr kurz ihren eigentlichen Zweck, der größere Teil war eine militärische Nutzung. Diese vielen Gedanken prägten auch mein Fotografieren. Ich begegnete den z. T. maroden Gängen, Zimmern und Säalen irgendwie unbewusst mit einer besonderen, nicht näher zu beschreibenden Stimmung. Trotz allem war ich froh, diesen riesigen Komplex erleben und fotografieren zu können. Das größte Gebäude dieser Tour, den Männerpavillon, umrundete ich erst einmal, bevor ich ihn betrat. Für mich wären so die Ausmaße dieses riesigen Gebäudes besser fassbar und konkret erlebbar. Gespräche mit anderen Fotografinnen und Fotografen und auch den Guides in den Kaffepausen dienten dann dann sowohl der fotografischen Fachsimpelei, aber auch der geschichtlichen Vertiefung unterstützt durch historische Fotografien.
Nach Szene und Lost Place stand am Sonntag Potsdam auf dem Programm. Nach einem Rundgang durch das holländische Viertel und einer interessanten Schlösserfahrt mit dem Schiff, war eine Stärkung
mit riesigen Pizzen angesagt. Auf der Heimfahrt erlebten wir dann den Regen, der uns in den drei Tagen zum Glück fast vollkommen verschont hat.
Es war ein herrliches Wochenende, wir neun Fotografen (mit einem Gast) haben uns prächtig verstanden und noch besser kennengelernt. Viele fotografische Gespräche, die üblichen Spötteleien über
Canon und Nikon, gesellige Abende, ... - mir hat's viel Spaß gemacht.