Schon vor Jahrzehnten faszinierte mich die Sofortbildkamera meines Schwiegervaters, eine Polaroid SX70. Ein Bild sofort nach dem Fotografieren in der Hand zu haben, war wie ein kleines Wunder. Damals - zu analogen Zeiten - musste man in der Regel eine Woche warten, bis der entwickelte Film zusammen mit den Bildern wieder da war. Die Spannung war meist riesig. Jetzt hatte man das Bild sofort in der Hand. Mit dem Einbruch der digitalen Fotografie legte sich das Interesse fast schlagartig. Polaroid ging bankrott, einige retteten noch die letzten Filme. Von einem Fotografen hörte ich, dass er noch zwei Kühlschränke voller Polaroidfilme hätte, die er aber eher für Experimente nutzt.
Mit dem Aufkommen der Smartphones begann dann die Zeit der schnellen Selfies, die sofort auf dem kleinen Bildschirm betrachtet und anschließend in Windeseile verschickt werden konnten und auch immer noch werden. Und was wird da alles geknipst, fotografieren will ich das nicht nennen. Alle Welt muss anscheinend sehen, was gerade zum Essen gibt oder mit wem ich gerade wo bin. Die Fotografie nahm damit fast inflationäre Züge an.
Jetzt kommen seit einiger Zeit auf einmal wieder Sofortbildkameras auf den Markt und sie werden gekauft - ein regelrechter Hype. Auf der diesjährigen Photokina war der Stand von Fujifilm, an dem die Sofortbildkameras präsentiert wurden, regelrecht belagert und vor allem von jungen Leuten. Ist das die Sehnsucht wieder oder erstmalig ein ausgedrucktes Bild in der Hand zu haben, Bilder wieder im rechten Sinn greifbar zu machen? Ich vermute das schon. Die digitalen Bilder haben etwas Flüchtiges, sie werden gemacht und meist ganz schnell wieder vergessen. Wenn dann mal eines gesucht wird, ist es meist eine langwierige Suche im großen Bilderdschungel.
Ich selbst bin mit Papierbildern groß geworden. Da sie auch etwas kosteten, hatten sie auch einen gewissen Wert. Sie wurden meist sorgsam im Fotoalben eingeklebt und erfreuen mich heute noch. Auch im digitalen Zeitalter drucke ich oft Bilder aus. Dafür habe ich mir vor Jahren auch einen sehr guten Fotodrucker geleistet.
Aber der Reiz der Sportbildkamera kam auch bei mir wieder hoch. Ich konnte preisgünstig eine "gebrauchte" Fujifilm instax Square SQ6 erwerben, die praktisch neu war. Vom Vorbesitzer waren noch die letzten Bilder des ersten Filmes drin. Sie wäre auch meine Wahl beim Neukauf gewesen. Bei den vorhergehenden Fujifilm instaxmMinis waren mir die Bilder doch zu klein. Die SQ6 liefert Bilder im Quadratformat, zwar etwas kleiner als bei Polaroid (Polaroid ist übrigens auch wieder auf dem Markt), aber dafür deutlich preiswerter. Und sie macht riesigen Spaß - nicht nur mir. Wer sie in der Hand hat, will auch fotografieren. Die Bilder werden mir regelrecht aus der Hand gerissen. Die SQ6 kann auch nur fotografieren und das Bild sofort entwickeln. Die hochpreisigeren SQ10 und SQ20 wären für mich nicht infrage gekommen. Sie habe schon einen Bildschirm, auf dem sich das Bild betrachten und sogar bearbeiten lässt. Ich könnte dort auch entscheiden, ob ich das Bild überhaupt entwickeln will und ich kann es auch noch per Speicherkarte auf den PC übertragen und dauerhaft speichern. Für mich ist damit der komplette Sinn und vor allem die Einmaligkeit eines Sofortbildes weg. Die SQ6 dagegen hat all das was die alten Polaroids hatten: Sie macht Spaß, das Bild ist sofort greifbar, die Entwicklung ist in den ersten Minuten spannend zu beobachten - und das Bild ist wirklich einmalig.
Das Fotografieren mit ihr hat für mich auch etwas sehr Achtsames. Das Bild will sehr bewusst gemacht werden. Auch Anfängergeist oder auch zurück zu den Anfängen ist da: Das Sucherbild ist so gut oder so schlecht wie bei meiner allerersten Kamera aus den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts. Die eigentlich so gehasste Parallaxenverschiebung gibt es natürlich auch, sie muss beim Fotografieren sorgsam mit bedacht werden. Dank eines günstigen Angebots habe ich auch mehrere Filme auf Vorrat.gekauft. Jetzt kann - auch mit Achtsamkeit - fotografiert werden.