Am vergangenen Wochenende war ich nach langer Zeit mal wieder in meiner alten Heimatstadt Worms. Mich zog es zuerst zum und in den schönen alten romanischen Dom, für mich der schönste der drei
Kaiserdome am Rhein. Ich war schon seit einigen Jahren nicht mehr dort und hatte ihn eher dunkel in Erinnerung, am Samstagnachmittag schickte aber die tiefstehende Wintersonne ihr Licht hinein.
So konnte ich das alte Gemäuer, das im vergangenen Jahr seinen tausendste Geburtstag feierte, ungewohnt lichtdurchflutet erleben. Tausend Jahre hat er schon überstanden, auch viele Kriege. Auch
dem zweiten Weltkrieg, in dem die Innenstadt von Worms weitgehend zerstört wurde, hat er - zwar teilweise ohne Dach - überstanden. Da kann ich nur stehen und staunen.
Mich reizte es natürlich schon, dort auch eine Reihe von Bildern zu machen. Natürlich gehörten dazu auch die wenig nackenschonenden Bilder zur Decke und zur Kuppel über dem Westchor. Die große Kuppel im Ostbereich befindet sich im Chorraum, und der ist leider - wie in den meisten Kirchen - abgesperrt. Sauberes Ausrichten war da ganz schön schwer, zumal es verscheiden Mauerübergänge, vermutlich aus verschiedenen Bauphasen gibt. .Der lange Blick vom Westchor, in dem noch die eindrucksvolle Weihnachtskrippe aufgebaut war, zum Ostchor mit dem großartigen barocken Balthasar-Neumann-Altar, war einfach faszinierend. Oft wird dieser barocke Altar als unpassend im romanischen Dom gesehen, für mich gehört er dazu. Klarer Kontrast dazu ist der im vergangenen Jahr neu entstandene Zelebrationsaltar aus Stampflehm, der sich aber hervorragend in die romanische Umgebung einfügt und den Barock dahinter glänzen lässt. An der Herstellung dieses Altares waren viele Gemeindemitglieder aktiv beteiligt, für mich als Theologe eine geniale Idee. Die Genese lässt sich gut in einem Video der Dompfarrei (https://www.youtube.com/watch?v=MIFqZHlunuw) nachvollziehen. Ich habe viel Zeit in diesem für mich so eindrucksvollen und berührenden Dom verbracht. Die Ruhe und Stille tat gut und das obwohl eine ganze Reihe von Besuchern im Dom war. Ich hatte das Gefühl, dass die dicken Mauern jede Unruhe schlucken. Es war einfach eine schöne und wohltuende Zeit.
Danach ging ich dann noch in den Trubel der Stadt, weil ich noch etwas zu erledigen hatte. In der Kaiserpassage, einer Shoppingmall, wurde ich von zwei Aufsehern auch noch sehr unfreundlich darauf hingewiesen, dass für Spiegelreflexkameras ein Fotografieverbot herrsche und das, obwohl ich die Kamera nur umhängen und nicht fotografiert hatte. Eigentlich wollte ich da noch äußern, dass meine Fuji gar keine Spiegelreflexkamera sei, aber das habe ich mir dann doch verkniffen.
Auf dem Rückweg kam ich nochmals am Dom vorbei, der jetzt in der noch tieferstehenden Sonne noch intensiver leuchtete. Ich fotografierte auch noch die Treppe, auf der nach der Nibelungensage Kriemhild und Brunhild ihren großen Streit gehabt habe sollen, der dann letztendlich zur Ermordung Siegfrieds führte, und verließ die Innenstadt dann durch eines der noch vorhandenen alten Stadttore.
Am meinem Auto angekommen wurde ich dann überraschend von einer jungen Dame angesprochen mit der Frage, ob ich mit ihrem Handy ein paar Bilder von ihr machen könne. Aus den paar Bildern wurde dann ein eine ganze Serie mit offenem Mantel, mit geschlossenem Mantel und mit Kapuze und das in verschiedenen Posen. Es hat uns beiden richtig großen Spaß gemacht - und das mitten auf einer zum Glück wenig befahrenen Seitenstraße. Insgesamt war es ein wunderschöner Nachmittag mit intensiven achtsamen Phasen, zu denen ich auch dieses Shooting zähle. Vielleicht werde ich doch noch zum Modelfotograf.