Es geht in dieser Woche noch einmal um die Streetfotografie. Auf den Blogbeitrag der vergangenen Woche habe ich viele positive Rückmeldungen bekommen. Ich selbst habe durch das Schreiben des Beitrags die 7 Punkte so deutlich verinnerlicht, dass ich beim Bearbeiten - oder besser in LR Entwickeln - an meine eigenen Streetfotos der letzten Wochen immer wieder diese 7 Punkte anlegte. Das war ein deftiger Lernprozess mit dem Resultat, dass ich eine Reihe von RAWs schon vor dem Entwickeln löschte. Die übrigen gefielen mir dafür um so besser.
Ich bin ja auch in verschiedenen Streetfotografie-Foren im Netz unterwegs. In den letzten Tagen habe ich die dort veröffentlichten Bilder deutlich kritischer betrachtet. Mit meinen Likes bin ich
wesentlich sparsamer umgegangen. Bilder von Obdachlosen und Bettlern haben mir vorher schon nicht zugesagt. Sie verstoßen sehr oft gegen die Menschenwürde, sie sind regelrecht entwürdigend.
Leider findet man sie doch sehr häufig. Straßenkünstler, ein weiteres häufiges Motiv, habe ich früher oft festgehalten. Sie ähneln sich allerdings meist, haben wenig Spontanäität und bringen
wenig Spannung. Im vergangenen Jahr habe ich nur zweimal Straßenkünstler fotografiert, einmal war das ein wirklicher Seifenblasenkünstler in Barcelona und der andere war ein Straßenmusiker in
Berlin, der aber sowohl von seiner Kleidung als auch seinem aus Kanalrohren zusammengebauten Instrument vollkommen aus den üblichen Bildmotiven hervorstach.
Auf meinen eigenen Bildern, aber auch auf Streetfotos aus dem Netz, fiel mir sehr häufig auf, dass nicht auf den Hintergrund geachtet wurde. Eine gute Szene kann so schnell zerstört werden. Ein
angeschnittenes Auto, weitere eher störende Personen, ein vollkommen unpassendes Straßenschild, ein insgesamt chaotischer Hintergrund, der den Blick von der Szene weglenkt - Es kann sich soviel
Störendes in einem Bild finden, dass die ganze - eigentlich starke Szene - verloren geht. Oft hätte ein Schritt zur Seite gereicht, um das Bild zu retten.
Oft ist auch die eigentlich spannende Szene zu weit weg, die Umgebung unterdrückt sie, man muss sie fast suchen. Hier gilt eindeutig das Näherrangehen, auch wenn es mangels Mut, vielleicht erst
einmal mit einem Teleobjektiv geschieht. Ich habe da auch meinen Lernprozess durchgemacht und auch gelernt wie man - wirklich näher dran - dennoch unbemerkt fotografieren kann. Ich bin
bisher nur zweimal "erwischt'" worden. Bei einem Mal in der Berlin habe ich das Bild gelöscht, ich wurde da sehr aggressiv angegangen. Beim zweiten Mal in Fulda habe ich meine Beweggründe
erklären können und durfte das Bild behalten.
Was mich auf etlichen meiner eigenen Bilder gestört hat, waren auch Unschärfen, sei es durch Bewegung oder durch eine zu offene Blende. Das heißt für mich Konsequenzen ziehen, was Belichtungszeit
und Blendenwahl angeht. Unschärfen können natürlich auch wirken, wenn sie in der Bewegung die Dynamik verdeutlichen, oder wenn sie geeignet sind, um die eigentliche Szene vom eher diffusen
Hintergrund abzuheben. Auch hierzu gibt es im Netz genügend Beispiele positiver als auch negativer Art.
Ich selbst habe mir in den letzten Tagen angeregt durch meinen Beitrag mit den 7 zu vermeidenden Punkten von F.D.Walker sehr viele Streetfotografien angeschaut und sehr genau versucht, sie nach
diesen Punkten zu analysieren. Es war ein spannender und äußerst lehrreicher Prozess. Viele meiner eigenen Bilder, die ich in den vergangenen Monaten veröffentlicht habe, würde ich jetzt nicht
mehr zeigen. Für einige schäme ich mich fast.
Was ich mir vorgenommen habe, ist noch sehr viel mehr auf das Licht zu achten. Natürlich geht es bei der Streetfotografie sehr schnell zu. Dennoch ist mir auf einer Reihe meiner eigenen Bilder
aufgefallen, dass ich das Licht nicht optimal genutzt habe. Auch hier sind es oft nur ein oder zwei Schritte auf die Seite, um einen anderen besseren Blickwinkel und auch eine andere
Lichtsituation zu erreichen, die die Szene mehr beleben könnte.
Streetfotografie ist eine Sparte der Fotografie, in der man sehr selbstkritisch werden muss, in der man immer weiter lernen muss - und in der es für mich immer darauf ankommt, keine anderen
Menschen zu verletzen, sie zu entwürdigen, sich über sie lustig zu machen. Streetfotografie ist für mich aber auch die reizvollste Sparte der Fotografie, in der ich weiterhin sehr lernbegierig
unterwegs sein will.