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Mein Freund, der Baum ...

... ist noch nicht tot (https://www.youtube.com/watch?v=fiI-NniztIc), aber besonders gut geht es ihm nicht.

Ich kenne meinen Baum schon seit vielen Jahren. Er steht Luftlinie nur ein paar hundert Meter von meinem Haus entfernt. Von meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer kann ich ihn in der Ferne sogar sehen. Bis ich vor einigen Jahren wegen eines Hüftschadens mein Laufen einstellen musste, bin ich jede Woche zwei bis dreimal an ihm vorbei gejoggt. Er war für mich schon immer etwas Besonderes.

Ich sehe von meinem Fenster aus viele Bäume. Mein Baum ist sicherlich nichts Spektakuläres, aber er fällt durch seinen knorrigen Wuchs und den starken Mistelbefall besonders auf. Bei trübem Wetter hat er direkt etwas Mystisches. In einem früheren Blogbeitrag habe ich schon einmal ein Bild von ihm verwendet - etwas dramatisch bearbeitet (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdo.com/2017/03/13/die-ruhe-im-alter-oder-die-unbewusste-achtsamkeit/). Vor einigen Jahren hat er seine Partnerin/seinen Partner leider verloren. Einige Meter neben ihm stand ein zweiter sehr ähnlicher Baum, der einen schweren Sturm nicht überlebt hatte. Mein Baum hat durch die Trockenheit des letzten Sommers und die Stürme im vergangenen Herbst auch stark gelitten. Einige seiner knorrigen Äste so dass abgebrochen und hingen lange Zeit traurig herunter.

Vor einigen Tagen habe ich ihn mal wieder besucht und festgestellt, dass sein Besitzer ihn sehr stark beschnitten hat. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie mein Baum darauf reagiert. Hoffentlich überlebt er es. Solche Radikalschnitte können bei einem gesunden Baum sinnvoll sein, bei einem kranken, von Misteln befallenen Baum - wie meinem - kann das gefährlich sein.

Ich habe daher beschlossen, ihn ab sofort regelmäßig einmal im Monat zu besuchen und seine Entwicklung zu fotografieren. Für mich hat ein solches Langzeitprojekt auch viel mit Achtsamkeit zu tun. Das genaue Beobachten wird hierbei sehr gut geschult und auch das Dranbleiben am Projekt verlangt einen gewissen Einsatz. Auch kleinste Veränderungen wollen bemerkt werden. Ich werde ihm natürlich auch aus der Ferne immer mal einen Blick zuwenden. Ich hoffe, er erholt sich, und ich kann im Sommer wieder auf der Bank unter seinem Schatten den Blick in die Ferne und auf mein Haus genießen.

Fotografische Langzeitprojekte haben immer etwas Spannendes, versuche dich auch mal daran. Mit ein wenig Konsequenz wirst du großen Spaß dabei haben und wesentliche Erfahrungen sammeln.

P.S.: Mein Freund ist übrigens ein Apfelbaum.