Ich war natürlich in den vergangenen Tagen weder in der Toskana noch in Sibirien, die Toskana würde mich mal wieder reizen, Sibirien allerdings weniger. Ich habe einige Tage in Rheinhessen,
genauer in meiner alten Heimatstadt Worms verbracht. Rheinhessen gilt ja auch als "Deutsche Toskana", im dortigen warmen Klima grünt und blüht es schon sehr intensiv. Besonders hat mich ein
leuchtend blühendes buntes Tulpenfeld fasziniert, aber auch das zarte helle Grün der jungen Blätter an den Bäumen strahlt etwas Fröhliches aus. Es ist für mich das schönste Grün überhaupt.
Leider konnte ich die frühlingsschwangere Natur im warmen Rheinhessen nur wenig genießen, wir feierten dort den 90. Geburtstag meines Schwiegervaters, dem ich schon vor einiger Zeit hier einen
Blogbeitrag gewidmet habe (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdo.com/2017/03/13/die-ruhe-im-alter-oder-die-unbewusste-achtsamkeit/). Inzwischen ist er leider recht schwach und müde geworden, er schläft sehr
viel, aber seinen Geburtstag - auf den er regelrecht hingefiebert hat - hat er intensiv genossen und auch wieder etliche seiner Witze losgelassen. Sein Wunschgeschenk war - für uns überraschend -
ein Beamer, ein doch sehr ungewöhnliches Geschenk für einen Neunzigjährigen. Er hat sich das im Vorfeld allerdings sehr gut durchdacht. Schon immer sehr technikbegeistert hat er sich schon sehr
früh eine Super-8-Filmkamera zugelegt und viele familiäre und dörfliche Ereignisse festgehalten. Später hat er die Filme auch selbst digitalisiert und lange Zeit über das Fernsehgerät anschauen
und zeigen können. Inzwischen sieht er leider aber so schlecht, dass er am Fernseher wenig erkennt. So kam ihm der Gedanke, dass das Bild noch größer werden muss, und er fand selbst die Lösung
mit dem Beamer. Natürlich haben wir ihm diesen Wunsch erfüllt und es war schön zu erleben, dass er so die alten Filme wieder genießen konnte und auch zukünftig kann. Schon am Geburtstag musste
der Beamer ausprobiert werden und seine Begeisterung hat uns alle sehr gefreut. Fotografisch hatte ich am Geburtstag und am Folgetag die Aufgabe, die Gratulationsgäste bildlich festzuhalten, was
ganz schön anstrengend war, zumal sie sich zeitweise die Türklinke in die Hand gaben. Da war auch meine Achtsamkeit intensiv gefordert, es gab aber auch viele schöne und gute Gespräche.
Gestern ging es für mich nach den Feierlichkeiten aber wieder zurück in die Rhön, meine jetzige Heimat. Die Rhön gilt sprichwörtlich als "Hessisch Sibirien" und so kam und komme ich mir jetzt
auch vor. Im Vergleichen zu Worms ist es hier noch weitgehend kahl. Blühende Blumen sind Mangelware, das junge Grün an den Sträuchern und Bäumen muss man fast mit der Lupe suchen. Die
rhöntypischen Buchen (früher hieß die Gegend "Buchonia") sind noch vollkommen kahl. Irgendwie ist das doch für mich mit einem gewissen Frust verbunden. Andererseits habe ich hier das große
Frühlingserwachen noch vor mir und kann es bewusst und achtsam verfolgen. Durch den Wechsel von der "Deutschen Toskana" nach "Hessisch Sibirien" gibt es jetzt hier demnächst den Frühling 2.0 zu
erleben. Fotografisch lockt das natürlich auch sehr, ich brauche nur noch etwas Geduld, aber die hat mich ja die Achtsamkeit gelehrt. Ich freue mich auf den "sibirischen" Frühling.