Der Gründonnerstag hat zwar trotz der verbreitet gegessenen Frankfurter Soße nicht unbedingt etwas mit der Farbe Grün zu tun. Häufig wird er vom althochdeutschen Begriff "grinan", für Weinen und Wehklagen hergeleitet, entweder aus Trauer über den Tod Jesu oder aber auch durch das Wehklagen der Büßer in der Karwoche wegen ihrer vielen Sünden. Aber auch die Herleitung von grünen Speisen wird nicht vollkommen negiert, denn auch zum jüdischen Pessachmahl gehören grüne Kräuter.
Auf jeden Fall hat es mir heute bei strahlendem Sonnenschein die Farbe Grün angetan. Schon der morgendliche Blick aus dem Fenster lieferte mir Grüntöne en masse. Sei es unser mit viel - allerdings auch grünem - Unkraut durchsetzter dürftiger Rasen, oder das keimende Getreide auf dem benachbarten Acker, oder das lichte gemischte Grün der Wiesen, die sich bis zum Waldrand hinziehen. Aber auch am Waldrand lassen sich verschiedene keimende Gehölze mit ganz unterschiedlichen frischen Grüntönen unterscheiden.
Am Nachmittag, bewaffnet mit meiner Kamera und einer großen Tasse Kaffee, versuchte ich von unserem Balkon aus mit dem Telezoom Grüntöne in der Nähe und Ferne einzufangen. Das war schon sehr spannend und verlangte einen achtsamen suchenden Blick. Am späten Nachmittag beim Spielen mit meiner kleinen Enkelin im Sandkasten und beim Schaukeln, entdeckte ich in unserem Garten noch mehr an Grüntönen, die auch fotografisch eingesammelt werden wollten.
Für mich war so der Gründonnerstag fotografisch ein Grünsammeltag. Ich war erstaunt über die Vielzahl von Grüntönen im frühlinghaften frischen Grün. Vielleicht ist das ja auch ein Anregung für dich, in den nächsten weiterhin sonnigen Tagen auf die spannende Suche nach Grüntönen zu gehen. Ich werde das auch tun und dazu mal etwas weiter von Haus und Garten weggehen, ich bin gespannt, was ich noch entdecke.
Die intensive und achtsame Konzentration auf das Grün hat mich heute auch gut vorbereitet auf die liturgisch tiefgehende Feier des Gründonnerstags mit der anschließenden besinnlich und nachdenklich machenden Ölbergstunde. Für mich hat so der Gründonnerstag heute wirklich eng mit der Farbe Grün zu tun gehabt. Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung, die mich auch hoffnungsvoll in den Karfreitag gehen lässt.
Die Achtsamkeit und vor allem das Achtsamkeitstraining haben mir in den Jahren, seit ich sie kennengelernt habe, auch immer wieder in schwierigeren Zeiten Hoffnung - die ich auch mit der Farbe Grün verbinden kann - geschenkt und dafür bin ich sehr dankbar. Die Suche und vor allem das Entdecken der vielen frischen Grüntöne haben meinen Blick intensiv gelenkt, die Achtsamkeit hat sich wieder unbewusst integriert. Das Fotografieren hat dabei für mich einen sehr hohen Stellenwert.
Lass dich doch auch mal darauf ein: Suche die so wunderschön abgestuften frischen Grüntöne der jungen Natur, erfreue dich an ihnen, fotografiere sie, drucke ein besonderes gelungenes Bild aus und verschenke es zu Ostern an einen Menschen, der dir viel bedeutet. Schenke die Hoffnung dadurch bewusst weiter und gib so auch die Osterfreude weiter, was immer du auch persönlich darunter verstehst.
P.S.: Am heutigen stillen Karfreitag war ich wieder unterwegs auf der Suche nach dem jungen Grün. In den Wäldern Buchonias, der Gegend um Fulda, bezauberte mich das frische Grün der neuen Buchenblätter im Gegenlicht. In der Stille des Waldes lauschte ich dem Vogelzwitschern, ließ meine Augen wieder nach Grüntönen suchen und genoss die tiefe Achtsamkeit und Ruhe. Auf dem Rückweg besuchte ich auch mal wieder meinen Baum (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdo.com/2019/03/13/mein-freund-der-baum/), auch er zeigt nach dem heftigen Schnitt doch wieder hoffnungsvolles junges Grün, was mich sehr freut.