· 

Normalobjektiv mit Hüfte

Am vergangenem Samstag war ich auf dem wunderschönen Weihnachtsmarkt in Steinau an der Straße. Den gibt es immer nur am ersten Adventswochenende. Romantisch schön in und um das Schloss, in den alten Gewölbekellern, in der ehemaligen Kapelle,  im von alten Gemäuern umgebenen Schlosshof und auch noch im Rathaus und dem Platz davor. Besonders schön ist es in den Gewölbekellern, wo es viel Handgemachtes zu kaufen gibt. Steile Treppen führen tief hinunter und bieten schon alleine sowohl von unten als auch von oben tolle Fotomotive. Von unten, aus dem Keller heraus, hatte ich sogar noch dir blaue Stunde. Leider waren aber ständig andere Besucher auf der Treppe, ich habe lange gestanden und hatte kein Glück für ein gutes Foto. Aber nicht nachtrauern, gut ausgesehen hat's trotzdem. Auf meine Bildern sind halt immer Menschenen drauf.

Dabei hatte ich nur meine neue Festbrennweite 35 mm 1.4, was durch den Cropfaktor umgerechnet  ca. 50 mm Brennweite entspricht. Zu analogen Zeiten sprach man da vom Normalobjektiv. Damit meint man ein Objektiv, das aufgrund seiner Brennweite die Größenverhältnisse und die räumliche Zuordnung so zeigt wie in der Realität. Mit meiner ersten Spiegelreflexkamera, einer vollkommen manuellen Kamera ohne irgendeine Automatik,  habe ich mir als Student nur ein solches Normalobjektiv leisten können. So habe ich etliche Jahre fotografiert, und das ging auch.  Zoomobjektive waren noch vollkommen unbekannt, das Zoom waren die Füße.

Am Samstag habe ich mich auch bewusst entschieden nur mit diesem einen Objektiv loszuziehen. Das hatte zwei Gründe, einmal wollte ich natürlich das neue Objektiv testen, dann wollte ich aber auch wieder einmal viel bewusster und damit achtsamer fotografieren. Festbrennweiten verlangen viel stärker, dass man das Bild komponiert und nicht schnell mit dem Zoom passend macht. Ich habe einige oder besser gesagt recht viele Schritte mehr gemacht als ich es mit einem Zoomobjektiv machen würde, und es hat sehr viel Spaß gemacht, aber die Hüfte... .

Ich habe schon seit 5 Jahren ein Hüftimplantat, jetzt  spielt seit einigen Wochen auch die andere Hüfte verrückt. In Hamburg ging es noch erstaunlich gut, obwohl wir jeden Tag 10 - 12 km gelaufen sind (https://fotografie-und-achtsamkeit.jimdo.com/2019/11/03/elphi-umrundet/). Jetzt das Bummeln über den recht überschaulichen Weihnachtsmarkt hat dann aber zu erheblichen Schmerzen geführt. Auf dem Rückweg zum Parkplatz war mir irgendwann jeder Schritt zu viel. Es bleibt vermutlich nichts anderes übrig als auch die zweite Hüfte ersetzen zu lassen.  Mein Orthopäde hat mir auch schon vor Monaten dazu geraten. Morgen habe ich einen  Untersuchungstermin in der Klinik beim Arzt meines Vertrauens,  der auch schon die andere Hüfte ausgetauscht hat. Er war vor vielen Jahren mal ein Schüler von mir und ich weiß, das er mich nicht in eine OP hineinredet. Ich bin gespannt! - Auf jeden Fall: Das Normalobjektiv hat keine Schuld!


P.S.: Als Konsequenz meiner Fehler über die ich in meinem letzten Beitrag geschrieben habe, habe ich jetzt sehr auf die ISO geachtet und natürlich auch immer mal die Offenblende 1.4 benutzt. Ich bin sehr zufrieden, es rauscht viel weniger und die Schärfe ist auch besser. Auch das obige Bild ist mit Offenblende entstanden. Die ist natürlich nicht so einfach zu handhaben, die Schärfe muss auf den Punkt sitzen, das klappt nicht immer. Aber wie heißt es so schön: Übung macht den Meister! - Und das bin ich noch lange nicht und werde ich auch sicherlich nie werden.