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Den Himmel ersetzen

Was auf den ersten Blick recht theologisch klingt - gerade so kurz vor Weihnachten - ist aber doch eher auf dem Hintergrund der Fotografie gemeint. Die neue Version der Bildbearbeitungssoftware Luminar (https://skylum.com/de/luminar) macht große Werbung, dass mit einem Klick der Himmel in einem Bild ausgetauscht werden könne, "um deine fotografische Vision voll zu entfalten" (lt. Luminar-Werbung). Nach Berichten von Fotofreunden,  die das schon ausprobiert haben, geht das auch recht gut und einfach.

Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll: Einerseits wirken die so veränderten Bilder z. T. schon richtig gut, auf der anderen Seite ist mir das doch irgendwie zu viel Eingriff in das Bild. Mir ist schon bekannt,  dass so etwas auch mit Photoshop etc. auch machbar ist, allerdings sehr viel arbeitsintensiver. Ein zumindest aktuell aufgetauchtes Problem ist für mich, dass mir im Netz einige der in Luminar vorgegebenen Himmelsbilder jetzt dermaßen oft begegnen und das dann auch über grundverschieden Landschaften (Meer, Gebirge, Wüste etc.). Irgendwie ist das für mich absurd. Ich weiß,  dass man bei Luminar auch eigene Himmelsbilder einsetzen kann, einige Fotografen sammeln sicherlich auch schon fleißig solche Bilder.  Da bin ich mal gespannt wie sich das entwickelt.

 

In diesem Zusammenhang muss ich auch an einen Fernsehbericht von gestern denken. Dort wurde eine Software vorgestellt, die die Sprache und Sprechweise jeder Person so täuschen echt ersetzen kann, wenn vorher einige gesprochene Texte dieser Person erfasst worden sind. Als Beispiel wurde der gegenwärtig Präsident der USA gezeugt, dem man Fake-News in den Mund gelegt hat die sogar Donald Trump sicherlich nie ausgesprochen hätte, auch wenn er in dieser Hinsicht unberechenbar ist. Es klang so täuschend echt. Auch Emotionen wie wütend oder sanft können damit täuschend echt nachgebildet werden. Das war sehr erschrecken. Ich weiß ja , dass man Bildern schon seit längerem nicht unbedingt trauen kann. Da wurde schon zu analogen Zeiten gefaked. Aber dass man jetzt zum Beispiel Politikern und natürlich auch Politikerinnen Aussagen förmlich in den Mund legen kann, hat mich ganz schön erschüttert. 

Zurück zur Bildbearbeitung: Auch intensive bzw. extreme Änderungen an Bildern in Photoshop finden nicht unbedingt meinen Beifall. Oft entstehen skurrile Zusammenstellungen, hinter denen sicherlich eine hohe Fertigkeit im Umgang mit Photoshop steckt, hinter denen aber auch die Kunst der Fotografie irgendwie verschwindet und zurückstecken muss.

Achtsamkeit in der Fotografie hat für mich auch mit Achtsamkeit gegenüber dem jeweiligen Bild zu tun. Klar bearbeite ich auch meine Bilder, aber das Motiv bleibt bei mir in seiner jeweils vorgegebenen natürlichen Umgebung. Natürlich wird das Bild auch von mir auch aufgehübscht, es wird an den Farben, am Kontrast,  an der Belichtung etc. gedreht, aber nur um dieses jeweilige Bild zu optimieren, besser wirken zu lassen. Auch kleine Fehler werden mal weggestempelt - aber das Bild bleibt das Bild, wie ich es im Sucher komponiert habe.  Wenn der Himmel flau und langweilig ist, bleibt er halt so. Ggf. beschneide ich ihn etwas.  Wenn mir das Bild nicht zusagt, ich es langweilig finde, wird es gelöscht.  Schwache Bilder aber so extrem zu verändern und neu zusammenzubasteln, sind für mich nur halbgare Rettungsversuche.

Jetzt mag ein Shitstorm über mich hereinbrechen, aber angestoßen durch die zahlreichen Luminar-Bilder mit den immer wieder gleichen Himmelsvorgaben der Software, musste ich das mal in aller Achtsamkeit loswerden. Natürlich freue ich mich auf eure Antworten auf diesen Beitrag,  auch wenn sie mich zerreißen. 

P.S.: Für die unter euch, die es interessiert: Die Hüfte muss raus. Im Januar ist es dann auch schon soweit. Ich will ja wieder laufen können.