Das hat zwar für den Samstag noch einigermaßen gestimmt, aber am Sonntag war es nur trüb und regnerisch. Es war ein geruhsamer Sonntag zum Zeitunglesen, da konnte ich den während des Urlaubs
angesammelten Stapel endlich mal "abarbeiten".
Am Abend gab es dann aber doch noch "Wochenend und Sonnenschein" bei einem Konzert des Ensembles "Verswingt" in der Stadtkirche Tann. Mit diesem Song begann das Konzert, das in die
swingende Welt der Jazzstandards entführte und den etwas tristen Sonntag doch noch mit Leben und Erleben füllen konnte.
Macht, Neid, Wut, Zorn, Liebe, Treue, Begehren, Fremdgehen, Mord, Geld, Freude, ... waren Begriffe, die uns zum stillen Bedenken am Anfang des Konzertes gegeben wurden. Existentielle Fragen
und Probleme, die es alle schon in der gar nicht so weltfremden Bibel gibt. Auch die Ambivalenz im Denken und Verhalten von uns Menschen wurde da für mich wieder einmal sehr deutlich. Schon im
hoch gepriesenen König David, der als Muster eines guten Königs gilt und auch als hervorragender Dichter und Musiker, begegnet uns das Begehren der Frau eines anderen, bis hin zum Fremdgehen und
zumindest indirektem Mord.
Viele spannende Gedanken gingen mir so beim Hören der bekannten Standards wie "Beyond the sea", "Fly me to the moon", "Summertime", "Pennsylvania 65000" oder "Georgia" durch den Kopf. Das Hören
der Musik, das Nachdenken über Existentielles, das Erinnern meiner Bibelkenntnisse hatte auch etwa von Achtsamkeit, von Meditation. Auch innere Bilder kamen immer wieder zum Vorschein.
Als musikalischer Kontrast wurde uns französische Orgelmusik zwischen zwei Swingblöcken geboten. Gerade ein sehr ruhiges Orgelstück "Flutes" von Louis-Nikolas Clerambault aus dem 17.
Jahrhundert hat anscheinend alle Zuhörerinnen und Zuhörer so in den Bann gezogen, zum Nachdenken angeregt oder vielleicht auch so eingelullt, das danach der Applaus ausblieb, regelrecht vergessen
wurde.
Herbie Hancocks Cantaloupe Island hat mich besonders begeistert, war noch lange in mir. Zum Glück wurde dieses Stück erst gegen Ende des Konzertes gespielt, swingend verließ ich die Kirche, um
dann im regnerischen Dunkel des Sonntagabends sehr achtsam mit voller Konzentration auf die Straße durch die schmalen Straßen der Rhön nachhause zu fahren. Soviel zu Wochenend und Sonnenschein!
Heute Morgen setzte sich das Kontrastprogramm fort, auf der Fahrt zum Physiotherapeuten vorbei an allmählich sich gelbfärbenden Maisfeldern und durch dichten Wald, der regelrecht einen Tunnel für die schmale Straße bildete, begegnete mir ein düsterer, trüber, regnerischen Herbst, den ich gerne fotografiert hätte. Ich hatte aber meine Kamera leider nicht dabei, außerdem war ich als typische Eule mal wieder knapp in der Zeit. Ich überlegte, nach der Behandlung noch einmal, die Kamera zuholen und die Bilder dann zu machen. Schon bei der Heimfahrt merkte ich aber, dass der Moment vorbei war. Es war deutlich heller geworden und der Regen hatte aufgehört, die Wirkung war weg. Die Achtsamkeit lehrt mich ja den Moment zu nutzen, dass tue ich jetzt zumindest so, dass ich mein Erleben in inneren Bildern festhalten. Die Lehre daraus ist allerdings auch, die Kamera noch öfter dabei zu haben. Mein Smartphone würde mir dabei nichts nützen, seine Bildqualität ist miserabel. Fotografieren heißt für mich meine Kamera zu verwenden.