Das derzeitige triste Winterwetter verlockt mich nicht allzu sehr zum Fotografieren. Graue Bilder aus meiner näheren
Umgebung habe vom vorhergehenden Winter in genügender Menge. Damals im Lockdown reizte mich zumindest mein neues Zoom (Fuji 16-55mm, 2.8) dazu. Es wollte ausprobiert und getestet werden. Für mich
ist es übrigens das beste Zoomobjektiv, das ich je hatte.
Jetzt verbringe ich recht viel Zeit mit dem Stöbern in meinem Bildarchiv. Neben rund 15000 Dias (!) schlummern rund 2TB digitaler Bilder auf den Festplatten. Es wären noch wesentlich mehr,
wenn ich nicht schon immer kräftig aussortiert hätte.
Bei diesem Stöbern bin ich gestern auf die Bilder unserer Islandtour vor einigen Jahren gestoßen, eine der besonders einprägsamen Reisen in meinem Leben. Wir sind in einer kleinen Gruppe mit
einer hervorragenden Reiseleiterin einmal rund um die Insel gefahren, weitgehend auf der Ringstraße, aber da wir einen geländegängigen Bus hatten, auch immer wieder mit Abstechern ins
Hochland.
Neben der irren Vulkanlandschaft, den vielen Wasserfällen und der Geltscherlagune mit den schwimmenden Eisbergen fand ich auch die Stellen, wo es noch brodelte und stank, faszinierend. Da kam vermutlich auch der Chemielehrer in mir durch, die anderen hatten sich längst wieder in den schützenden Bus verzogen.
Das Beeindruckendste waren aber die Nordlichter, die wir an einem Abend unverhofft sehen konnten. Es gibt sicherlich
spektakulärere Bilder, unser Hotel lag aber an diesem Abend mitten in einem der wenigen Waldgebiete Islands. Die Sicht war dadurch stark eingeschränkt. Fotografiert habe ich daher von der
Feuertreppe des Hotels. Leider ging im Hotelflur hinter mir durch einen Bewegungsmelder immer wieder das Licht an, bei manchen Bildern war das positiv, weil so auch die Bäume im Vordergrund
beleuchtet wurden, andere Bilder hat es mir aber regelrecht zerschossen. Es war zwar eisig kalt auf der Feuertreppe, aber ich habe dort ausgehalten, bis das Schauspiel vorbei war. Das war
wirklich ein unvergessliches Erlebnis.
Wir haben sehr viel gesehen, haben auch einige spannende Wanderungen gemacht, und fast immer gab es für mich genügend Zeit zum Fotografieren. Damals bewaffnet mit einer Nikon sind auch recht
viele - aus meiner Sicht - tolle Bilder entstanden, die ich mir allerdings schon lange nicht mehr angeschaut habe.
Gestern bin ich dann schon bei den ersten Bildern hängen geblieben und war regelrecht fasziniert von der irren Landschaft. Jedes Bild erweckte auch in mir ein Bild, ein Nachempfinden der
jeweiligen Situation. Ich war schon fast wieder dort und habe richtig Sehnsucht bekommen. Leider ist Island inzwischen noch wesentlich teurer geworden. Vor der Pandemie war es auch sehr
stark überlaufen. Bei unserer Tour dagegen waren wir, abgesehen von der näheren Umgebung von Reykjavik und dem sogenannten "Golden Circle" weitgehend alleine unterwegs und das war
herrlich.
Gestern fiel mir dann auch auf, dass sich meine Fähigkeiten im Entwickeln von RAWs mit Lightroom in der Zwischenzeit doch auch deutlich verbessert haben. Und so fing ich an, das eine oder
andere Bild neu zu bearbeiten. Das hat Spaß gemacht und mich auch jedes mal noch stärker im die damalige Situation versetzt. Da ich ein visueller Lerntyp bin, kamen auch viele weitere
Bildgedanken in mir zum Vorschein.
Das waren gestern richtig schöne Stunden, sie haben mir auch viel Ruhe und inneren Frieden gebracht, und das hat sicherlich irgendwie auch mit Achtsamkeit zu tun. Ich werde das in jedem Fall
jetzt öfter mal machen. Vielleicht ist das ja auch eine Idee für dich.
P.S.: Das heutig Bild stammt natürlich von dieser Island-Tour. Diese Basaltsäulen findet man in der Nähe von Vik (Südisland) direkt am Meer. Ausgearbeitet habe ich es mit Nik Silver Efex mit inzwischen dort selbst zusammengestellten Filtern. Schwarzweiß passt m. E. sehr gut zu diesem Bild.