Ich war am vergangenen Wochenende mal wieder in meiner alten Heimat, meinem Geburtsort Abenheim (heute ein Stadtteil von
Worms). Dort habe ich Kindheit und Jugend verbracht und natürlich sehr viel erlebt. Abenheim liegt am Fuß des Klausenbergs, einer bekannten Weinlage. Auf dem Klausenberg steht die
mittelalterliche St.-Michaels-Kapelle, ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Dorfes.
Mein Großvater, den ich sehr gemocht habe, war Winzer, und so wuchs ich auch mit dem Wein auf. Schon ab früher Jugend habe ich ihm in den Weinbergen und im Weinkeller geholfen und so eigentlich
alles über Weinanbau und Weinproduktion gelernt. Einige Arbeiten habe ich im Laufe der Zeit selbst übernommen, weil er es mit seinem Asthma eigentlich nicht tun sollte wie z. B. das Ausschwefeln
der Fässer zur Desinfektion. Vielleicht hat sich da auch mein Interesse für das spätere Chemiestudium herausgebildet. Mir hat das Zusammenarbeiten mit meinem Opa sehr viel Spaß gemacht, ich habe
ihn sehr geschätzt in seiner ruhigen und ausgeglichen-nachdenklichen Art. Ich habe ihn nie wütend oder schimpfend erlebt. Er lebte sicherlich auch in einer gewissen Achtsamkeit ohne sich
dessen bewusst zu sein. Er war ein großes Vorbild für mich und ist es auch immer noch für mich, obwohl er schon vor 50 Jahren gestorben ist.
Wenn ich in Abenheim bin, gehört auch immer eine kleine Wanderung durch die Weinberge hinauf auf den Klausenberg mit seiner schönen alten Kapelle dazu. Und es entsteht natürlich
jedesmal eine Reihe von Bildern, von denen auch schon welche von der Rheinhessenwerbung genutzt wurden, was mich natürlich freut. Auch dieses Mal war natürlich die Kamera wieder dabei.
Da ich mich - wie schon gesagt - im Weinbau recht gut auskenne, fielen und fallen mir doch auch immer wieder Neuerungen in den Weinbergen auf. Waren z. B. früher die Böden völlig frei von Unkraut
oder anderem Grün, so sieht man heute genau das Gegenteil. Um das Austrocknen des Bodens zu verhindern duldet man jetzt die Begrünung und fördert sie sogar. Ganze Reihen sind jetzt von
bunten Blumen bedeckt, die später auch als Gründüngung dienen. Sogar Getreide habe ich dort schon gesehen. Das macht die Weinberge, die jetzt nach dem jährlichen starken Rückschritt ansonsten
noch recht kahl wären, zum wunderschönen Blickfang und bietet natürlich viele tolle Motive. Gerade weil ich immer etwas entdecke, das ich von früher nicht kenne, ist es für mich jedesmal wieder
so besonders durch die Weinberge zu wandern und dort zu fotografieren. Es ist schon ein wenig Anfängergeist in mir zu spüren.
Auch dieses Mal ist mir wieder etwas aufgefallen. Einige Weinberge waren nicht wie im Frühjahr gewohnt auf 1 – 2 Triebe zurückgeschnitten, sie hatten noch viele verzweigte Reben des Vorjahres,
was ich überhaupt nicht verstehen konnte. Zum Glück traf ich in den Weinbergen einen Winzer, den ich - neugierig wie ich bin - dazu befragen konnte. Man experimentiert mit einerin
Österreich schon verbreiteteren Schnittmethode, dem Spalierschnitt, der zwar gekonnt sein muss, aber weniger arbeitsintensiv ist. Er eignet sich aber, wie die Erfahrung zeigt, nicht bei allen
Rebsorten. Wir haben uns recht intensiv über den heutigen Weinbau unterhalten, und ich habe eine ganze Menge Neues gelernt, was mich jetzt mit noch offeneren Augen meine Wanderung fortsetzen ließ
und mir auch so einige Motive nachträglich erklärte.
Weinbau ist ein sehr arbeitsintensives Geschäft, man sucht daher immer nach Vereinfachungen ohne die Qualität zu mindern. Gerade Rheinhessenwein hat ja lange Zeit einen schlechten Ruf als Massen-
und Billigwein mit sich getragen. Engagierte Winzerinnen und Winzer haben in den letzten Jahrzehnten sehr engagiert und intensiv an seiner Qualität gearbeitet. Heute kann man wieder
hervorragenden Rheinhessenwein kaufen, am besten direkt bei der Winzerin, dem Winzer. Die Discounter bieten leider z. T. immer noch die Billigbrühe - aber auch aus anderen
Weinbaugebieten.
Für mich war es wieder einmal - neben den schönen Besuchen bei Verwandten und guten alten Freunden - ein spannendes und lehrreiches Wochenende, ich habe einiges über Neuerungen im Weinbau
gelernt, bin deutlich achtsamer durch die Weinberge gewandert und habe mich wieder an die schönen Zeiten mit meinem Großvater erinnert. Eine Reihe von interessanten Bildern habe ich natürlich
auch aus den Weinbergen mitgenommen.