Es ist wieder Buchmesse in Frankfurt, zwar sind nur halb so viele Ausstellende
da wie vor Corona, spannend ist dort aber trotzdem. Die Halle 3 habe ich mit ihren beiden Stockwerken komplett durchlaufen, Stand für Stand. Auch in Halle 4, die in diesem Jahr internationaler
aufgestellt ist, habe ich mir einiges angeschaut, dabei aber Schwerpunkte gesetzt. Die Buchpräsentationen sind zwar vielleicht nicht so opulent und gigantisch wie vor Corona, dennoch gibt es
immer wieder Interessantes und Neues zu entdecken.
Gut geschriebene Krimis interessieren mich besonders. Mein Leben lang habe ich sehr viel an Fachliteratur gelesen, da kann ich jetzt im Ruhestand mal einen andern Schwerpunkt setzen. Natürlich
ist hier Sebastian Fitzek präsent zumindest digital in Form seiner Mimik, persönlich gesehen ich ihn in diesem Jahr nicht und konnte daher leider auch nicht mit ihm plaudern, er ist ein sehr
angenehmer Mensch ohne jegliche Starallüren. . Von Bob Dylan wird ein neues philosophisches Buch über Songtexte angekündigt, das sehr spannend klingt. Vieles über die Queen ist natürlich zu
sehen, da läuft jetzt noch einmal richtig die Vermarktung an. Aber auch ein neues Buch über Queen, die Band um Freddie Mercury habe ich entdeckt. Ein großes Angebot an Kinderbüchern habe ich
gesehen, was mich sehr freut. Neue Bücher über Achtsamkeit habe ich auch gefunden und auch mal näher angeschaut, leider gehen sie in mehr oder weniger in oberflächlicher Weise in die
esoterische Richtung, da kann ich nur zu großer Vorsicht raten. Für mich sind solche „Ratgeber“ eher Geldmacherei als ernstgemeinte Lebenshilfe. Von den beiden Verlagen, die Regionalkrimis
herausgeben, habe ich mir die Kataloge eingepackt. Solche Krimis, die in Gegenden spielen, die ich kenne, lese ich sehr gern. An einigen Ständen konnte ich auch wirklich schöne informative
Gespräche, z . T. auch in meinem weniger guten Englisch führen.
Zwei interessante Podiumsdiskussionen habe ich mir auf der Buchmesse aber auch angehört. Eine über die „Schule im 21. Jahrhundert: Was ist die Zukunft des Lehrens und Lernens?" und eine
weitere Gesprächsrunde über Lesekompetenz und Leseförderung. Bei beiden Diskussionen hätte ich liebend gerne auf dem Podium gesessen und mitdiskutiert, die berufliche Prägung aus Schule,
Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung ist doch noch deutlich vorhanden. Dass nach aktuellen Untersuchungen 28% der Viertklässler nur sehr schlecht lesen können, überrascht mich nicht. Corona hat
da noch mitgeholfen, für mich sind solche Zahlen sehr beängstigend. Lesen ermöglicht doch erst gesellschaftliche Teilhabe, da müsste doch mit riesigem Einsatz an einer deutlichen Förderung
der Lesekompetenz gearbeitet werden. Aber in der Schule kochen alle Bundesländer ihr je eigenes Süppchen, es gibt viel zu viele Experimente in unseren (Grund)Schulen, statt wirklich vorrangig die
Grundkompetenzen Schreiben, Lesen und Rechnen zu fördern. Es fehlt hinten und vorne an gut ausgebildeten Lehrkräften, eine riesige Zahl Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ohne jegliche
pädagogische unterrichtet in unsere Schulen mit den immer heterogener werdenden Lerngruppen. Das kann nicht gut gehen. Warum wird der Lehrerberuf nicht endlich mal wieder attraktiver gemacht,
warum wird nicht mit neu strukturierten und an die heutigen Anforderungen angepassten Studiengängen für diesen so wichtigen Beruf geworben. Forderungen und Wünsche könnte ich hier noch viele
anführen. Über den Digitalpakt wurde und wird viel Geld in die Schulen geschoben, aber es fehlt anderen Stellen in unseren Schulen dringender, angefangen beim Zustand der Toiletten … . Die
Digitalisierung alleine löst nicht die Probleme unserer Schulen.
Auf der Buchmesse erlebt habe ich auch den diesjährigen Träger des
Deutschen Buchpreises Kim de l'Horizon, einen interessanter Mensch, der hier im Gespräch auf der ARD-Bühne viel weniger abgehoben wirkte und sogar eingestand, dass er beim publikumswirksamen
Abrasieren seiner Haare nicht so recht überlegt habe, dass das jetzt auch längere Zeit so bleibt, er habe halt mal den Rasierer mitgenommen und dann sehr spontan gehandelt. Er zitierte auf der
ARD-Bühne auch Auszüge aus seinem Roman „Blutbuch“, von sich als Kind in der 3. Person über sein Erinnern an die “Grossmeer“, die Großmutter, deren Demenz ihm Fragen und ihn infrage stellt. Das
Buch werde ich mir vermutlich nicht antun, ihm zuzuhören, ihn zu erleben, war aber dennoch für mich sehr interessant.
Zum Abschluss besuchte ich dann noch den Pavillon des diesjährigen Ehrengastlandes Spanien. Dieser Pavillon ist meist schon von der Gestaltung, vom Design her höchst spannend, Spanien enttäuscht da nicht. Die Gestaltung wirkt sehr leicht und fließend, Stoffbahnen bilden kleine intime Bereiche für einzelne Personen, aber auch größere für Vorträge und Diskussionen. Zum Teil sind diese riesigen Stoffbahnen mit spanischer Literatur bedruckt, auf anderen leuchten immer wieder spanische oder deutsche Worte auf und und wandern über die Bahnen. Ein Bereich mit riesigen eng gehängten Bahnen ähnelt einem Irrgarten in dessen Mitte ein Kirschbaum steht. Lichteffekte bringen zusätzlich Wirkung. Eine riesige Monitorwand, die durch Wärmekameras die Wärmestrahlung der vorbeilaufenden Menschen in bunten Farben aufzeigt (s. heutiges Bild), faszinierte mich vollkommen. Ich saß lange auf einer kleinen Bank und schaute mir dieses ständig sich verändernde Spektakel an, so lange, dass ich fast meinen Zug verpasste. Das hatte für mich schon etwas sehr Achtsames, Meditatives. An anderen Stellen wird über Mikrofone aufgenommene Sprache auf kleineren Leinwänden in Farben umgesetzt, ebenfalls spannend. Natürlich gibt es dort auch viele Bücher spanischer Autorinnen und Autoren, z. T. In deutscher Übersetzung, in einem riesigen Bücherregal halbrund angeordnet um eine ineinandergewundene schlangenartige riesige Schaumstoffskulptur, die zum Sitzen und Stöbern einlädt.
Fotografiert habe ich auf der Buchmesse natürlich auch, besonders im spanischen Pavillon, aber auch in Hallen und auf dem Freigelände. Bücherpräsentationen können zumindest für einen Büchernarren
wie mich sehr fotogen sein. Auch Streetfotografie ist in den langen Messegängen sehr gut möglich, Motive finden sich zur Genüge. Da alle Besucherinnen und Besucher deutlich daraufhin hingewiesen
werden, dass auf der Messe durch die anwesende Presse fotografiert wird, das zu dulden ist und nicht behindert werden darf, hatte ich als Pressevertreter hier sowieso freie Bahn
.
Es hat wieder einmal viel Spaß gemacht auf der Buchmesse, gelaufen bin ich dort immerhin rund 10 Kilometer. Ich nehme sehr viel in Form von Informationsmaterial, Notizen, eigenen Bildern, aber auch in Gedanken mit nach Hause und freue mich schon sehr auf die nächste Buchmesse mit dem Ehrengastland Slowenien.
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