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(271) FULDA MIT ICM UND ND1000

Ich bin oft fotografisch in Fulda, der nächstgelegenen größeren Stadt, unterwegs. Dabei suche ich in Anlehnung an den Brecht'schen Verfremdungseffekt immer wieder ungewohnte Blickwinkel, um den üblichen Sehenswürdigkeiten neu zu begegnen. Auch Nebensächliches, Unscheinbares rücke ich gerne ins Blickfeld. Postkartenbilder machen war noch nie mein Ding, dazu gibt es einen älteren Blogbeitrag aus den Anfangszeiten dieses Blogs, der immerhin schon mehr als sechs Jahre existiert. Im vergangen Jahr habe ich an mehreren Tagen eine längere Schwarzweiß-Serie in Fulda fotografiert, was in einer farbenfrohen Barockstadt schon eine gewisse Herausforderung war.


Vor kurzem habe ich mal wieder mit der ICM-Fotografie experimentiert. ICM steht für "Intentional Camera Movement". Gemeint ist damit eine fotografische Technik, bei der die Kamera während der Aufnahme bewusst bewegt wird. Die Ergebnisse wirken wie impressionistische, abstrakte oder surreale Malerei. Kein Bild ist wie das andere, kein Bild ist exakt reproduzierbar. Die Techniken der Kamerabewegung bei natürlich längerer Belichtungszeit können sehr unterschiedlichsein: horizontale, vertikale, schüttelnde, vibrierende, kreisende Bewegungen, das Drehen des Zoomringes, etc. . Sinnvolle Belichtungszeiten liegen nach meiner Erfahrung zwischen 1/10 und 1 Sekunde. Bei längeren Belichtungszeiten leidet oft die Wirkung, weil das Motiv kaum noch erkennbar ist. Es gibt keine Regeln, alles ist möglich und erlaubt! 


Und genau das macht Spaß, sowohl beim Fotografieren als auch bei Betrachten der Ergebnisse, die mich oft staunen lassen. Es gibt bei diesem Experimentieren natürlich viel Ausschuss, was aber bei der digitalen Fotografie kein Problem ist. Zu analogen Zeiten habe ich auch schon damit experimentiert, das ging dann aber an den Geldbeutel. Ich kann dir nur raten: Lass dich von dieser Idee infizieren. 


Bisher hatte ich die ICM-Fotografie nur bei Landschaftsaufnahmen, im Wald oder am Meer ausprobiert, jetzt wollte ich es endlich mal in der Stadt an bekannten Gebäuden oder Straßen anwenden. Um eine längere Belichtungszeit zu erreichen verwendete ich ein ND1000-Filter bei kleinstmöglichem ISO-Wert, ein ND1000-Filter ist ein Neutraldichtefilter, der das in das Kameraobjektiv einfallende Licht um 10 Blendenstufen reduziert, und so die Belichtungszeit entsprechend verlängert. Und mit diesem ND1000-Filter hatte ich mich verschätzt, die Belichtungszeiten wurden zu lang, sodass ich mit dem ISO-Wert höher gehen musste. Der ND64-Filter hätte vermutlich auch gereicht. Wegen des Grauen Stars auf meinem rechten Auge konnte ich das vor Ort leider nicht erkennen, sondern erst Zuhause am Bildschirm. Der Graue Star gaukelte mir beim Blick durch den Sucher eine andere Helligkeit vor als sie in der Realität war. Es gab sehr viel Ausschuss, aber immerhin auch einige aus meiner Sicht gelungene Bilder, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht - auch beim Beobachten der Passanten, die sicherlich über mein seltsames Fotografieren rätselten. 


Den ICM-Walk durch Fulda werde ich auf jeden Fall nach meiner Augen-OP mit dann hoffentlich klarerer Sicht und mit ND64 wiederholen. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Ergebnisse!


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