Am vergangenen Wochenende fanden wieder die Fototage auf Burg Fürsteneck statt. Es waren in diesem Jahr die 15. Fürstenecker Fototage. Für mich waren es immerhin die 12. Fototage auf der Burg, im letzten Jahr war ich leider krank und bei den beiden ersten war ich noch nicht dabei.
In diesem Jahr kamen 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland angereist, um sich in verschiedenen Workshops mit der vielfältigen Fotografie zu beschäftigen. Das Leitungsteam aus Teona Gogichaisvili und Michael Eloy Werthmüller gab zusammen mit den Dozentinnen und Dozenten alles, um uns noch tiefer und intensiver in die Fotografie eindringen zu lassen.
Ich hatte für Donnerstag und Freitag den zweitägigen Workshop "Back to the Roots - die faszinierende Welt der Lochkamera" gewählt, in dem wir aus Schuhkartons und verschiedensten Dosen Lochkameras bauten. Die winzigen Löcher haben wir mithilfe von Niedrigspannung mit einer Nadel in Alufolie gebrannt, um möglichst runde Löcher zu erhalten. Das entsprechende Stück Alufolie mit einem winzigen kleinen Loch wurde dann an einer entsprechenden Aussparung am Schuhkarton oder der Dose befestigt und noch zusätzlich mit einem kleinen Deckel aus Pappe als "Verschluss" der Lochkamera versehen. Anschließend erklärte uns unser Workshopleiter Gregor Beltzig die Dunkelkammer und den Entwicklungsprozesse. Mit einem Stück Fotopapier "beluden" wir in der Dunkelkammer bei schwachem Rotlicht unsere Lochkameras. Nach der Motivwahl rings um die Burg öffneten wir den Verschluss je nach Helligkeit für 1- 3 Minuten und staunten nach der Entwicklung in der Dunkelkammer was durch dieses winzige Loch auf das Fotopapier gebracht wurde. Natürlich war es ähnlich wie beim Schwarzweißfilm ein Negativbild, das heißt Helles wurde dunkel und Dunkles hell, das Ganze dann seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend. Auf dem so entstandenen sehr weitwinkligen Bild von der Burg musste ich mich dann erst einmal zurechtzufinden. Durch Einscannen und Umkehren in einem Bildbearbeitungsprogramm kann man dann auch das Positivbild erhalten. Nach anfänglichen weniger guten Ergebnissen und auch Fehlversuchen lernten wir immer mehr den Umgang mit unserer Lochkamera, die Ergebnisse wurden natürlich auch immer besser. Ich war regelrecht fasziniert von meinen Bildern, ich war auch zum ersten Mal in einer Dunkelkammer und das Entwickeln war höchst spannend.
Leider konnte ich am zweiten Tag wegen einer Entzündung am rechten Daumen nicht mit der Lochkamera weiterarbeiten, weil ich den Daumen ruhig halten musste und daher den Entwicklungsprozess in der Dunkelkammer nicht durchführen konnte. Da habe ich mal deutlich bemerkt wie sehr man als Rechtshänder den rechten Daumen braucht. Ich habe dann aus der Not eine Tugend gemacht und an diesem Tag die Burg aus verschiedenen Perspektiven und unter den verschiedenen Lichtsituationen eines sonnigen Tages fotografiert. Mir hat das auch viel Spaß gemacht. Die so entstandenen Bilder werde ich der Burg zur Verfügung stellen, das habe ich schon abgesprochen
Am Samstag war ich im Workshop "Don´t stop the motion – alles in Bewegung" bei Michael Werthmüller. Von Michael, bei dem ich jedes Jahr mindestens einen Workshop besuche, weiß ich dass er für seine Workshopleute wirklich alles gibt, und so war es auch dieses Mal. Am Vormittag konnten wir uns mit Kreiseln, Murmeln, Kaffeebohnen etc. mithilfe von Studioblitzen, Kamerablitzen und Dauerlicht wirklich austoben, wobei ich da durch meinen Daumen noch gehandikapt war. Er erklärte uns auch das Blitzen auf den zweiten Vorhang - von dem ich zwar schon gelesen, es aber noch nie ausprobiert hatte. Einfache Übungen dazu haben mich von der Sinnhaftigkeit überzeugt. Das werde ich sicherlich auch anwenden. Nachmittags ging es dann auf die Kartbahn nach Fulda, wo wir durch Mitzieher versuchten Bewegung festzuhalten. Ich habe noch nie in so kurzer Zeit soviele Bilder gemacht, aber auch noch nie soviele Fehlversuche erhalten. Aber immerhin einige wenige Bilder sind etwas geworden, was mich sehr freut. Wir durften auch auf kleine Inseln mitten im Geschehen, wo man sonst nicht hin kann. Es hat mir riesigen Spaß und mich begeistert. Mitzieher gehörten bisher auch nicht unbedingt zu meinem Repertoire, werden das aber in Zukunft tun. Jetzt weiß ich ja wie es geht. Auf der Kartbahn war wirklich volle Konzentration auf das Geschehen gefragt, das hatte für mich auch was mit Achtsamkeit zu tun. Hier wie auch bei der Arbeit mit der Lochkamera spürte ich auch den begeisternden Anfängergeist.
Am Sonntagvormittag gab es dann noch mehrere Miniworkshops. Hier war einfach die Zeit zu kurz um tiefer in die jeweilige Thematik einzutauchen. Vielleicht wäre an dieser Stelle doch eine Fortsetzung der Samstagsworkshops sinnvoller. Das ist aber meine einzig kleine kritische Anmerkung.nAm Sonntagnachmittag rundete eine Fotoshow aus den entstandenen Bildern wie üblich das ganze Wochenende ab.
Am Freitagabend zeigte uns Michael Ebert fotografische Beispiele zu Fakebildern in der Geschichte der Fotografie. Nicht erst in der digitalen Welt gibt es Fakes, es gab sie schon seit Beginn der Fotografie. Da kamen schon recht interessante Beispiele zum Vorschein. Am Samstagabend gab es dann im "Speakers Corner" noch informative Beiträge von Teilnehmenden der Fototage.
Neben den von mir gewählten Workshops gab es noch ein vielfältiges Programm mit Makrofotografie, sensiblen Porträts bei natürlichem Licht, Planung und Durchführung von Shootings, Arbeiten mit Licht und Farbe, serieller Fotografie, einem Fotomarathon, Still Life&Lifestyle, der Arbeit mit Adobe Express und einer Masterclass "Masterclass: Der Weg ist das Ziel - ein fotografischer Roadtrip" bei Prof. Rolf Nobel. Die Dozentinnnen und Dozenten der verschiedenen Workshops waren neben den bisher genannten Sandra Mann, Juliane Herrmann, Marko König und Thomas Pöhler.
Wie auch sonst waren die Fototage wieder eine Art Klassentreffen, viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen sich schon seit Jahren und treffen sich jedes Jahr wieder auf der Burg. Neue werden natürlich sehr schnell in die Gemeinschaft integriert. Die schöne Atmosphäre der Burg und das vorzügliche Essen tragen zum Gelingen der Fototage natürlich auch bei. Die Nächte sind durch lange Gespräche im Torbau meist auch recht kurz. In diesem Jahr gab es als weiteres unverhofftes Highlight in der Nacht zum Samstag auch noch Polarlichter von der höher gelegenen Burg zu bestaunen. Die Fototage waren für mich wieder ein unvergessliches Erlebnis, von dem ich noch lange zehren werde. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!
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